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Ritter 01 - Die Rache des Ritters

Ritter 01 - Die Rache des Ritters

Titel: Ritter 01 - Die Rache des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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welche der beiden Möglichkeiten das kleinere Übel war, nahm sie den Brotteller und legte den Vogel und den Käse darauf und begann dann, das verstreute Gemüse aufzusammeln. Sie nahm eine Rübe vom Boden und blies den Schmutz ab. Die Rübe sah nicht allzu übel zugerichtet aus; sicherlich war sie noch genießbar. Außerdem, so beschloss Raina, während sie die restlichen Dinge säuberte, würde Rutledge mit seinem schlichten Geschmack den Unterschied ohnehin nicht merken. Sie richtete die Speisen auf dem Teller zu einer annähernden Ordnung wieder her, ging zum Turm und betrat die Halle.
    Sie sah Rutledge sofort. Er saß auf seinem erhöhten Platz und hatte eine Frau auf dem Schoß und einen Krug in der Hand. Er begrüßte Raina mit einem selbstgefälligen Grinsen, als sie am Eingang der Halle auftauchte. Er schien unbeeindruckt von der Dirne zu sein, die ihm jetzt etwas ins Ohr flüsterte. Sein rabenschwarzes Haar war noch feucht von dem kurz zuvor genommenen Bad, und er trug eine der Tuniken, die Raina am Morgen gewaschen hatte. Sie betete darum, dass er auch ein frisches Paar Hosen angezogen hatte. Denn seine gesamte Garderobe – bescheiden, wie sie war – war mit Brennnesselblättern versetzt. Raina lächelte vor Erwartung, als sie mit seinem Abendessen auf ihn zuging.
    »Ich hatte schon angefangen, mich zu fragen, ob ich überhaupt noch bedient werde«, witzelte er, als sie an den erhöhten Tisch getreten war. Dann fiel sein Blick auf das ramponierte Arrangement der Speisen auf dem Teller, und er runzelte die Stirn. »Was ist das? Habt Ihr mein Mahl auf dem Weg hierher erst noch probiert?«
    Sein vollbusiger Schoßhund kicherte und flüsterte ihm etwas ins Ohr, ehe Raina eine glaubhafte Entschuldigung für den traurigen Zustand seines Essens hervorbringen konnte.
    »Odette sagt, Ihr könntet etwas mehr Fett auf den Rippen vertragen«, sagte er mit einem Grinsen.
    Raina fühlte, wie ihr Zorn zu brodeln begann. »Und ich bin überzeugt, dass Odette ein besserer Geschmack in Bezug auf Männer guttäte.«
    »He!«, kreischte Odette. »Ich will nicht, dass sie mich beleidigt!«
    Rutledge grinste wieder, sein Blick fixierte Raina. »Ich glaube, die Beleidigung galt mir.« Odette wurde ohne langes Federlesen weggeschickt.
    Raina sah ihr nach, als sie davonging und rasch einen anderen Mann suchte, auf dessen Schoß sie sich setzen konnte. »Euer Schoßhund scheint ziemlich flatterhaft zu sein, Mylord.«
    »Wenn ich es nicht besser wüsste«, sagte Rutledge gedehnt und beugte sich über den Tisch vor zu ihr, »dann könnte ich auf die Idee kommen, dass meine Gefangene eifersüchtig ist.«
    »Kaum«, schnaubte Raina, knallte die Mahlzeit auf den Tisch und stieg die Stufen zur Halle hinab.
    Hinter ihr räusperte sich Rutledge. »Ich habe Euch noch nicht gestattet zu gehen. Wohin wollt Ihr denn?«
    Sie drehte sich um, bedachte ihn mit einem finsteren Blick und machte eine weit ausholende Armbewegung. »Ich bin sicher, hier sind noch andere, die auch essen möchten. Agnes hat mich mit der Anweisung hergeschickt, sofort zurückzukommen, wenn Ihr Euer Essen habt, damit ich ihr bei den anderen Tellern helfe.«
    »Agnes schafft das auch ohne Eure Hilfe. Ihr werdet bleiben und Euren Lord bedienen.«
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Ist das nicht Aufgabe Eures Squires?«
    »Er ist anderweitig beschäftigt. Heute Abend ist es Eure Pflicht.«
    »Ich habe Euch Euer Essen gebracht. Was wollt Ihr noch? Muss ich Euch etwa füttern?«
    Seine Augenbrauen zogen sich interessiert hoch. »Ein faszinierender Vorschlag«, sagte er, zuckte dann aber zusammen und fasste sich ans Schulterblatt, um sich heftig zu kratzen. »Was zum Teufel – «, knurrte er und schob jetzt eine Hand in den nicht geschnürten Kragen seiner Tunika. Er kratzte sich immer ungestümer.
    »Flöhe, Mylord?«, schlug Raina vor und versuchte erfolglos, die Erheiterung aus ihrer Stimme zu verbannen.
    Er warf ihr einen beunruhigten Blick zu, aber seine Miene entspannte sich bei dem Aufblitzen eines Verdachtes. Seine Hand steckte noch in seiner Tunika, er hörte plötzlich auf, sich zu kratzen, und sein Gesicht verdunkelte sich, als sein Verdacht zur Gewissheit wurde. Sehr langsam zog er seine Hand hervor, und zwischen Zeigefinger und Daumen hielt er ein zerdrücktes Brennnesselblatt. Mit zusammengekniffenen Augen hielt er Raina die kleine Entdeckung zur näheren Betrachtung hin. »Nun, was meint Ihr, wie das in meine Tunika gekommen ist?«
    Sie zuckte lässig

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