Ritter 01 - Die Rache des Ritters
Weibes wegzuwerfen.«
Alaric beugte sich noch näher zu ihm. »Nimm zurück, was du gesagt hast, du fetter, hässlicher Bastard!«
Gunnar betrat die Halle und sah als Erstes seinen Squire auf dem Tisch knien und Burc seine Klinge an die Kehle halten.
»Was zum Teufel ist hier los?«, brüllte er.
»Wie’s aussieht, glaubt Euer Squire, in Eure Geisel verliebt zu sein«, erwiderte Burc und schob Alarics Dolch mit einer lässigen Handbewegung zur Seite. »Ich habe ihm gesagt, wie dumm dieser Gedanke ist.«
»In der Tat. Auf ein Wort, Alaric, wenn du nichts dagegen hast.« Während Gunnar durch die Halle zu seinem erhöht stehenden Tisch ging, steckte Alaric den Dolch zurück in die Scheide und folgte seinem Lord. Gunnar zog einen Scherenstuhl zu sich heran und bedeutete Alaric, neben ihm Platz zu nehmen. »Ich möchte deine Erklärung zu dem Unsinn hören, dessen Zeuge ich gerade war.«
»Eigentlich war es so, wie Burc es gesagt hat, Mylord. Er hat eine Bemerkung über eine Lady gemacht, die ich nicht unwidersprochen lassen konnte.«
»Über meine Gefangene.«
»Aye, Mylord, Lady Raina. Er hat gesagt, sie sei eine – dass sie Eure – « Er errötete und senkte den Blick auf seine abgekauten Fingernägel. »Ich konnte es nicht ertragen, dass er sie verleumdete.«
»Und das war der Grund dafür, dass du entschieden hast, etwas zu unternehmen?«
Alaric hob den Kopf und sah ihn ratlos an. »Mylord, habt Ihr nicht selbst gesagt, dass kein Mann das Recht hat, die Ehre einer Lady zu verunglimpfen? Dass es die Pflicht eines Mannes sei, eine Lady und ihren Ruf zu schützen?«
Gunnar stieß einen tiefen Atemzug aus und fuhr sich verdrossen mit der Hand über das Gesicht. Er hätte wissen müssen, dass er von seinen eigenen Worten eines Tages geschlagen würde. Er blickte in Alarics erwartungsvolle Augen. »Ich … könnte etwas in dieser Richtung gesagt haben … irgendwann.«
»Aye, Mylord, das habt Ihr. Ihr denkt vielleicht, ich höre nicht auf Euren Rat, doch das tue ich.« Alaric richtete sich auf dem Stuhl auf und legte die geballte Faust an seine Brust. »Ich nehme es mir zu Herzen.«
»Aye, so sieht es aus«, grübelte Gunnar.
»Außerdem«, redete Alaric weiter, »ist Burc eine Pestbeule am Arsch der Menschheit. Es wäre ein Segen für uns alle gewesen, hätte ich ihm die Kehle durchgeschnitten.«
»Du wärst dabei wahrscheinlich selbst getötet worden. Burc ist eine Pestbeule, da stimme ich dir zu, aber er ist auch einer meiner fähigsten Männer, und ich kann es mir nicht leisten, ihn gerade jetzt zu verlieren. Er hat dich vermutlich nur aufgezogen und versucht, dich in einen Streit mit ihm zu verwickeln.«
»Hättet Ihr denn nicht dasselbe getan wie ich, Mylord?«
Gunnar lachte und schlug Alaric herzhaft auf die Schulter. »Aye, ich glaube tatsächlich, das hätte ich. Aber sag mir lieber: Welches Interesse hast du an meiner Gefangenen?«
Die Wangen seines Knappen färbten sich dunkelrot. »Ich … « Er straffte die Schultern, lockerte mit einem Finger den Kragen seiner Tunika. »Ich … ich fürchte, ich liebe sie, Mylord.« Er begegnete Gunnars Blick, das junge Gesicht war jetzt sehr ernst.
Angesichts des Ernstes seines Knappen stieg in Gunnar der Drang auf, zu lachen. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, er verstand genau, dass ein Mann eine Frau von Rainas Schönheit und Charme begehren konnte, aber hier vor ihm saß ein Junge, der sein Herz an jedes hübsche Mädchen verlor, das ihm zufällig über den Weg lief. Normalerweise hätte Gunnar die ganze Geschichte als eine vorübergehende Schwärmerei abgetan, aber die sich entwickelnden Gefühle des Jungen für seine Gefangene waren eine ganz andere Sache. Er konnte nicht riskieren, dass Alaric sich mit Raina gegen ihn verbündete. Das durfte er nicht zulassen. »Alaric, du bist mein Squire und wirst eines Tages ein Ritter sein, deshalb muss es dein Bestreben sein, die Pflicht vor alles andere zu stellen. Diese Frau dort oben im Turm ist die Gefangene deines Lords, und als solche dürfen deine Gefühle für sie nicht über meine hinausgehen. Verstehst du das?«
»Aye, Mylord.«
»Gut. Solange sie hier ist, wird ihr mit Vorsicht begegnet. Dreh ihr niemals den Rücken zu und traue ihr nie. Verstanden?«
»Aye, Mylord.«
»Geh jetzt. Sicherlich gibt es Arbeit, die du noch nicht erledigt hast. Du könntest zum Beispiel mein Kettenhemd polieren – dabei wirst du Zeit haben, darüber nachzudenken, wie dumm du heute gehandelt hast.«
»Aye,
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