Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ritter 01 - Die Rache des Ritters

Ritter 01 - Die Rache des Ritters

Titel: Ritter 01 - Die Rache des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
zwingen zu gehen und hoffte doch zugleich, sie würde es nicht tun. Er konnte ihre Verachtung nicht ertragen. »Was willst du von mir? Was soll ich tun?«
    »Beten, falls dir nichts anderes einfällt«, entgegnete sie kurz und goss etwas Wein in Alarics Wunde.
    Gunnar runzelte die Stirn. Gebete hatten ihm in der Vergangenheit noch nie viel genutzt, und er glaubte nicht, dass sie ihm jetzt helfen würden. Warum sollte Gott ihm heute zuhören? Und warum sollte irgendjemand ihm helfen wollen?
    Er beobachtete, wie Raina mit dem in Wein getränkten Tuch die Wunde betupfte und in dieser Situation die Verantwortung übernahm, die zu tragen eigentlich seine Pflicht gewesen wäre. Sein Herz füllte sich mit Stolz … und mit Scham. Hier stand er, hilflos und tatenlos, während sie entschlossen seine Aufgaben übernahm. Gunnar hatte sich noch nie so nutzlos gefühlt, so abhängig von einem anderen Menschen.
    Und dann begriff er, dass es vielleicht doch etwas gab, das er für Alaric tun konnte …
    Raina legte das Tuch auf den Tisch und stieß einen tiefen Seufzer aus, während sie aufsah. »Ich entschuldige mich, Gunnar. Ich wollte dich nicht anfahren. Aber du musst verstehen, dass ich Angst habe. Alarics Verletzungen sind schwer, und ich verfüge einfach nicht über das Können – «
    Sie wandte sich zu ihm um, und ihre Stimme erstarb.
    Er war fort.

16
    Raina wies einige der Männer an, Alaric in die kleine Kammer zu tragen, die neben der Halle lag. Sie blieb die ganze Nacht bei ihm, wachte über das Feuer in dem Kohlenbecken, damit der Raum warm blieb und sie Licht genug hatte, um Alarics Zustand zu beobachten. Während der Nacht hatte sie einige Male den Verband gewechselt, hatte sogar versucht, die Wunde zu nähen, aber die Wunde war zu lang und zu tief und blutete noch immer. Ihre größte Sorge war es jetzt, für Alarics Befinden zu sorgen und die Wunde sauber zu halten. Sie konnte nur beten, dass sie alles richtig machte.
    In den Stunden zwischen dem Wechseln des Verbandes wanderten ihre Gedanken zu Gunnar. Er war während der Nacht nicht gekommen, um nach Alaric zu sehen, und jetzt, da der Morgen bald graute, fragte sie sich, ob er für immer fortgegangen war. Sie bedauerte die harten Worte, die sie Alarics wegen zu ihm gesagt hatte, aber vielleicht war es nötig gewesen, dass er sie hörte. Seine Gefühllosigkeit machte sie wütend, weckte in ihr den Wunsch, ihn zu stoßen, ihn zu pieken, bis er endlich zugab, dass er es fühlen konnte. Niemand war ohne Gefühle, auch er nicht.
    Sie hörte von Agnes, dass er Burc doch nicht getötet hatte, trotz der Tatsache, dass jeder im Turm – laut Agnes – der Meinung war, dass er einen guten Grund dafür gehabt hätte. Es schien, als sei Gunnar doch nicht ganz ohne Mitgefühl. Dennoch bekam Raina das Bild nicht aus dem Kopf, dass er Burc so gewalttätig, so mitleidlos geschlagen hatte. Und es war schwer für sie, sich vorzustellen, dass der gleiche Hass sich über ihrem Vater entladen konnte. Der Gedanke entsetzte sie. Aber falls ihr Vater getan hatte, wessen Gunnar ihn anklagte, konnte sie seinen Hass gut verstehen.
    Sie fühlte eine Hand auf ihrer Schulter und hob müde den Kopf. Agnes stand neben ihr. »Ihr seid die ganze Nacht hier gewesen, Mädchen«, sagte sie leise. »Es wird schon bald Morgen. Geht jetzt und ruht Euch aus; ich werde so lange nach dem Knappen sehen.«
    Raina schüttelte den Kopf und runzelte die Stirn, als sie Alaric in das bleiche Gesicht schaute. »Nein, es geht mir gut. Ich kann ihn jetzt nicht allein lassen.«
    Agnes klopfte ihr auf die Schulter und humpelte dann zur Feuerstelle, um noch ein Scheit Holz aufzulegen. Das Geräusch von schweren Schritten, die sich eilig auf dem Gang näherten, übertönte das Prasseln der Flammen und ließ beide Frauen zur Tür schauen. Raina empfand eine Flut tiefen Gefühls, als Gunnar den Raum betrat. Er war nicht allein, hinter ihm stand ein weißhaariger Fremder.
    Gunnars Herz machte einen Sprung, als er Raina erblickte. Die Verachtung, mit der sie ihn angesehen hatte, bevor er gegangen war, schien ganz und gar verschwunden zu sein. Jetzt sah sie ihn voller Erleichterung an, voller Hoffnung, und da lag auch noch etwas anderes in ihrem Blick. Ihr unsicheres Lächeln weckte in ihm die Sehnsucht, sie in die Arme zu nehmen, ihr die Sorgen zu nehmen, die ihre Stirn in Falten legten. Aber die Angst, sie könnte ihn zurückweisen, ließen ihn auf der Türschwelle verharren.
    »Ist er … komme ich zu

Weitere Kostenlose Bücher