Ritter 01 - Die Rache des Ritters
gehört«, spottete er in einem tiefen Knurren.
Raina würgte und versuchte, ihr Haar aus seinem Griff zu befreien. »Bitte, mit Eurer Erlaubnis, lasst mich gehen.«
Burcs Finger fuhr über ihre Lippen. »Ts, ts, ts«, spottete er. »Jetzt ist es zu spät. Jetzt fordere ich einen Kuss für mich.«
Raina schloss ganz fest die Augen und drehte ihr Gesicht weg, als er sich über sie beugte. »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Niemals!«
Burc knurrte und schaute über die Schulter, als sei er besorgt, ihre Proteste könnten gehört worden sein. Mit einem wütenden Ruck zerrte er sie dann die Treppe hinunter. Blitze erhellten den Himmel, tauchten den Burghof für einen kurzen Moment in eine gespenstische Taghelle, ehe er wieder in düstere Dunkelheit versank. Raina war von dem strömenden Regen sofort nass bis auf die Haut, und ihre Schreie um Hilfe verloren sich im wütenden Sturm.
Burc zerrte sie an den Haaren hinter sich her, ließ sie hinter sich her taumeln und stolpern, ihre nackten Zehen versanken schmatzend in dem dicken Matsch, der den Burghof bedeckte. Burc zog sie um eine Ecke des Turms und drückte sie an die Mauer. Zitternd vor Kälte und Angst wischte Raina sich das wirre Haar aus dem Gesicht. Ihre Zähne begannen zu klappern.
»W-was w-wollt Ihr?«, schrie sie und verschränkte die Arme vor der Brust. Über das Rauschen des Regens hörte sie ihn fluchen. Sie wich einen Schritt zu Seite, betete, dass er sie in der Dunkelheit nicht besser sehen konnte als sie ihn. Seine Hand schoss vor, erstickte ihren Fluchtversuch im Keim.
»Ich hab nur einen Kuss gewollt, mehr nicht«, knurrte er. »Aber jetzt werde ich mir nehmen, was ich wirklich will.«
Ein weiterer Blitz zuckte über den Himmel, beleuchtete Burc einen schrecklichen Herzschlag lang. Er machte sich unter seiner Tunika zu schaffen und versuchte, sich von seinen Hosen zu befreien.
Panik erfasste Raina. Sie hatte eine Steinmauer in ihrem Rücken und eine zu ihrer Seite. Burcs Arm war wie Granit gegen ihre Schulter gepresst und hielt sie in der Ecke gefangen. »Oh Gott«, stöhnte sie, »bitte nicht!«
In diesem schwarzen Augenblick des Entsetzens betete Raina inständig darum, dass Gunnar sie retten möge. Ihr Bewusstsein rief seinen Namen wieder und wieder, zwang ihn, sie zu hören, zwang ihn, zu ihr zu kommen, um ihr zu helfen, wo auch immer er war. Sein Name, der als geflüstertes Gebet auf ihren Lippen begann, erhob sich zu einem verzweifelten Schrei, ehe sie Burcs überraschtes Grunzen hörte.
Einen Augenblick später wurde der stämmige Ritter hochgerissen und von ihr weggeschleudert. Er landete mit einem Aufstöhnen auf dem Boden, nur einige Schritte von ihr entfernt.
Noch bevor Gunnar sie mit entsetzter Stimme seinen Namen hatte schreien hören, hatte er gespürt, dass Raina ihn brauchte. Er war im Stall und versorgte sein Pferd, als er ihren Schrei hörte und alles stehen und liegen ließ, um in den Sturm hinauszulaufen, in die Richtung, aus der er sie hatte rufen hören. Wut und Zorn wuchsen zu einem donnergleichen Grollen in seinen Ohren an, als er sah, dass Burc vor ihr stand und sie gegen die Wand drückte.
Er packte den Bastard an den Schultern, riss ihn hoch über seinen Kopf und warf ihn in den Schlamm. Dann sprang er auf den überraschten Mann, setzte sich rittlings auf ihn und drückte seine Arme mit den Knien auf den Boden. Gunnar bearbeitete das Gesicht des Ritters mit den Fäusten und stellte dabei fest, dass das schreckliche Geräusch des Aufeinanderprallens von Knochen auf Knochen seine Wut kaum minderte. Burcs Lippe platzte auf und blutete heftig, was Gunnars Zorn nur noch anstachelte. Er würde diesen Lump töten, wenn er sie angefasst hatte!
Wieder und wieder traf seine Faust Burcs Gesicht, bis Gunnar nur noch das wilde Schlagen seines eigenen Herzens hörte, er nichts mehr schmeckte als die ätzende Furcht vor dem, was vielleicht geschehen war. Schon bald erhob sich gegen seine Schläge kein Widerstand mehr, denn Burc lag schlaff unter ihm, sein Gesicht war eine einzige blutige Masse.
Schließlich fand Gunnar die Kraft, mit Schlagen aufzuhören. Sein Atem ging heftig und abgerissen, während er auf den Mann hinunterstarrte. Das Wasser aus seinen Haaren tropfte ihm in die Augen, und seine Tunika klebte ihm am Körper. Er fühlte ein Brennen in seinem Arm, und als er hinschaute, sah er, dass frisches Blut seine Tunika benetzte, weil seine Wunde sich wieder geöffnet hatte. Der Regen hatte inzwischen nachgelassen und
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