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Ritter des dunklen Rufes

Ritter des dunklen Rufes

Titel: Ritter des dunklen Rufes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Seite. Der leere Weinkrug lag in Scherben, wo er ihn im Morgengrauen hingeschleudert hatte. Er öffnete langsam die Augen und stöhnte erneut, als er sich an die Ereignisse des letzten Abends erinnerte. Dianu ging fort. Er konnte es noch immer nicht recht glauben, doch er kannte sie gut genug, um zu erkennen, dass sie meinte, was sie sagte. Er beschloss, später am Nachmittag zu ihrem Palast zu reiten.
    Sein neuer Diener, Boran, betrat das Zimmer. »Euer Bad ist bereit, Herr«, sagte er.
    »Um Himmels willen, schrei nicht so«, bat Errin.
    »Ich hörte, es war ein großartiges Bankett, Herr.«
    Errin blickte zu dem kahl werdenden Diener auf, bemerkte dessen sonnengebräuntes, gesundes Gesicht und die ekelhaft klaren Augen. »Ich habe das Gefühl, dass ich mich zu Tode bluten werde, wenn ich zu schnell blinzle«, sagte er.
    »Das Bad wird Euch beleben, Herr, und der Rat tritt in einer Stunde zusammen.«
    Errin sank wieder auf das Kissen und zog sich die Decken über den Kopf. Boran seufzte, sammelte die Scherben des Kruges ein, zog die Samtvorhänge auf und ging. Wieder allein, setzte Errin sich auf. Der Rat der Edlen war eine todlangweilige Angelegenheit, und im Allgemeinen erschienen nicht mehr als drei oder vier zu einer Sitzung. Aber heute war das anders. Heute war der Rote Ritter, Cairbre, anwesend, zusammen mit dem Hohen Seher, Okessa. Alle würden da sein und versuchen, sich gegenseitig zu übertrumpfen, um ihre Loyalität dem König gegenüber unter Beweis zu stellen.
    »Zur Hölle damit«, sagte Errin, glitt aus dem Bett und stapfte in den äußeren Raum zu seinem heißen Bad. Das Wasser war mit Rosenduft parfümiert, was Errin noch nie leiden konnte, und Ubadai hatte das nie vergessen. Aber Boran war noch neu und musste die Vorlieben seines Herrn erst kennen lernen. Errin stieg die Marmorstufen herab und ließ sich platschend ins Wasser gleiten. Nach einigen Minuten trat Boran mit seinem Gewand ein, und der Adlige schlüpfte hinein. »Wie sehen meine Augen aus?« fragte er den Diener. Boran betrachtete ihn prüfend.
    »Blutunterlaufen, Herr. Tatsächlich seht Ihr nicht gut aus.«
    »Du solltest sie erst mal von dieser Seite sehen. Was soll ich anziehen?«
    »Nach der Sitzung hat der Herzog eine Jagd angesagt, also habe ich Euch Reitkleidung herausgelegt.«
    »Die aus schwarzem Leder mit dem Silberbesatz?«
    »Nein, Herr, die rote.«
    »Nimm die schwarze. Rot überlasse ich dem Gast des Herzogs.«
    »Jawohl, Herr. Darf ich Euch ein Frühstück vorschlagen, Herr?«
    »Nein«, lehnte Errin schaudernd ab, als sein in Aufruhr befindlicher Magen sich auflehnte.
    »Ihr wärt vielleicht froh darüber, wenn Ihr auf einem Pferd auf- und niederhüpft.«
    »Hüpfen? Man hüpft nicht, Boran. Man reitet.«
    »In der Tat, Herr. Vielleicht etwas trockenes Brot?« Errin nickte und ging zurück in sein Schlafzimmer, wo er wartete, bis Boran mit seinen Kleidern kam. Die Hosen waren gut geschnitten, aus weichem, schwarzem Leder, wadenlang. Darüber zog Errin ein Paar knielange, schwarze Stiefel. Seine Tunika war aus Wolle, schwarz und unverziert, sein Reitmantel aus schwarzem Leder, mit gepolsterten Schultern und mit Silberfäden verziert.
    »Ihr werdet einen Umhang brauchen, Herr, es weht ein böser Wind.«
    »Ich nehme den schwarzen, mit der Kapuze und dem Futter aus Schaffell.«
    »Er muss gefettet werden, Herr. Nach der Sitzung habe ich ihn fertig.«
    Nachdem er sein Fasten mit Brot und etwas Käse gebrochen hatte, ging Errin über den Hof in den Großen Saal. Einige Mitglieder des Rates hatten sich bereits versammelt und warteten darauf, in die inneren Räume gerufen zu werden.
    »Guten Morgen, Graf Errin«, sagte ein untersetzter Mann in grausamtener Reitkleidung. Schweiß stand auf seiner Stirn.
    »Schön, Euch zu sehen, Graf Porteron. Ich habe Euch bei dem Bankett vermisst.«
    »Ja. Ja. Ich hatte noch etwas zu erledigen. Man hat mir erzählt, es wäre sehr schön gewesen.«
    »Ja«, pflichtete Errin ihm bei und wandte sich um, um einen Neuankömmling zu begrüßen. »Guten Morgen, Graf Delaan. Ihr seht wunderbar frisch aus, wenn man Euren Einsatz auf dem Tanzboden bedenkt.«
    Der schlanke, junge Mann in der braunen Tunika grinste. »Das ist die Jugend, lieber Errin. Je, je, Ihr seht etwas angegriffen aus.«
    »Ich garantiere Euch, dass ich besser aussehe, als ich mich fühle. Kennt Ihr Graf Porteron?«
    »Selbstverständlich. Wie geht es Euch, Graf?«
    »Mir geht es gut. Sehr gut. Könnte gar nicht besser

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