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Ritter des dunklen Rufes

Ritter des dunklen Rufes

Titel: Ritter des dunklen Rufes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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siehst doch ein, Errin, dass du nicht länger für sie einstehen kannst, oder? Sie ist jetzt als Verräterin gebrandmarkt, wie auch immer es um ihr Nomadenblut bestellt ist. Das entbindet dich von diesem irrsinnigen Zweikampf.«
    Errin saß an dem schmalen Fenster und starrte auf das Land hinaus. Er sah den Herzog lächelnd an.
    »Wie sollte mich das entbinden, Herr? Ich liebe sie und kann nicht zusehen, wie sie nach Garaden geschickt wird.«
    Der Herzog schenkte sich Wein ein und nahm einen tiefen Schluck. »Sie wird nicht nach Garaden geschickt«, sagte er fast flüsternd.
    »Was? Wieso nicht?«
    »Das gilt für Nomaden.«
    »Was wollt ihr damit sagen?«
    »Du weißt, was ich damit sagen will, Errin. Ihr wird der Prozess als Verräterin gemacht, und sie wird zum Tode verurteilt, wahrscheinlich auf dem Scheiterhaufen.«
    »Gütiger Himmel, ist die Welt denn verrückt geworden?« rief Errin aufspringend und schlug mit der Faust auf die steinerne Fensterbank.
    »Du kannst nichts dagegen tun. Nichts! Cairbre wird dich innerhalb von wenigen Augenblicken töten – und was hast du dann erreicht? Eine weitere vornehme Familie ausgelöscht. Ist eine dumme Geste dein Leben wert? Es wäre etwas anderes, wenn du ein zweiter Elodan wärst, aber das bist du nicht. Errin, mein Page könnte dich mit dem Schwert besiegen!«
    »Ich fürchte, darum geht es nicht mehr, Herr. Welcher Mann, der bei Sinnen ist, würde in einer Welt wie dieser leben wollen? Und wie könnte ich jemals wieder in den Spiegel sehen, in dem Wissen, dass ich nichts getan habe, um die Frau zu retten, die ich liebe?«
    Der Herzog schenkte sich Wein nach und trank; er sah müde aus, seine Augen waren blutunterlaufen. »Cairbre will nicht mit dir kämpfen. Er hat mich gebeten, dich aufzusuchen … dich zu bitten, dass du es dir noch einmal überlegst.«
    »Ich werde morgen auf dem Platz sein, und es wird nach den Gesetzen der Gabala entschieden«, sagte Errin. »Es tut mir leid, Herr. Für den Besuch des Königs werdet Ihr Euch einen anderen Zeremonienmeister suchen müssen.«
    »Merkst du nicht, dass das genau das ist, was Okessa will? Du weißt, dass er der einzige Sieger in der ganzen Sache ist?«
    »Okessa interessiert mich nicht. Er hat mir gesagt, ich würde in fünf Tagen sterben – und das ist morgen. Mag er lange darüber lachen.«
    »Möchtest du, dass ich mit dir übe?«
    Errin sah den Herzog an und erkannte, dass der es ernst meinte. Das rührte ihn. Gier, Grausamkeit, Lust – all diese Laster hatte der Herzog, und doch kannte er auch Mitgefühl. »Nein, aber ich danke Euch«, sagte Errin. Plötzlich lachte er. »Glaubt ihr, ich könnte über Nacht ein Sieger werden?«
    Der Herzog lächelte. »Erinnerst du dich an das Jahr, als ich die Silberne Lanze gewann? Du warst mein Page. Du hast mir mein Schwert gebracht, und die Scheide rutschte dir zwischen die Beine, so dass du im Staub gelandet bist. Ich wusste, dass du nie ein Ritter werden würdest. Komm Errin, wir wollen uns betrinken.« Er bot seinem Freund einen Becher Wein, aber Errin schüttelte den Kopf.
    »Würdet Ihr mir erlauben, Dianu zu sehen?«
    »Natürlich … so lange du willst.«
    »Allein?«
    »Das garantiere ich dir, mein Freund.«
    Eine Stunde später wurde Errin durch den Kerker zu einem langen Raum an Ende des Korridors geführt. Dort war Dianu. Sie lag nicht in Ketten, und ein bequemes Bett sowie zwei Stühle waren zu ihrer Annehmlichkeit aufgestellt worden. Sie trug noch immer ihre Reitkleidung, eine graue Samtweste und eine schwarze Hose. Ihr dunkles Haar fiel offen über ihre Schultern und ließ sie jünger aussehen als ihre neunzehn Jahre.
    Errin hörte, wie die Tür hinter ihm geschlossen wurde, und breitete die Arme aus, aber sie blieb am Bett stehen und starrte ihn an, mit weitaufgerissenen Augen und zitternden Lippen. Er ging auf sie zu und zog sie an sich.
    »Sie werden mich bei lebendigem Leibe verbrennen«, wisperte sie. »Mich verbrennen!«
    Er konnte nichts sagen, nur, dass er nicht mehr am Leben sein würde, dies zu sehen – und das würde ihr keinen Trost spenden. Also hielt er sie schweigend im Arm.
    Nach einer Weile machte sie sich los. »Ich liebe dich«, sagte sie. »Das habe ich immer getan, schon seit ich klein war und du immer mit deinem Vater in unseren Palast gekommen bist. Erinnerst du dich daran, wie wir im Garten Verstecken spielten?«
    »Ja. Es war immer leicht, dich zu finden, du hast dich immer bewegt.«
    »Ich wollte immer gefunden werden«, sagte

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