Ritter des dunklen Rufes
Sklaven, Joaper, geschlagen worden, die Peitsche hatte ihm die Haut in Fetzen vom Rücken gerissen. Er ertrug es wie alle anderen Züchtigungen in grimmigem und trotzigem Schweigen, bis er sah, wie die Frau seines Herrn grinsend in der Scheunentür stand. Das furchtbare Lächeln trug die ganze Last seines Zorns und seiner Scham und packte ihn wie mit glühenden Zangen. Er duckte sich und fuhr herum, riss Joaper die Peitsche aus der Hand und schlug ihm einmal heftig damit übers Gesicht. Der Mann sank lautlos zu Boden. Dann war Grunzer auf die überraschte Frau zugesprungen, hatte sie in einen Heuschober gezerrt und ihr die Kleider vom Leib gerissen. Sie war zu verängstigt, um zu schreien, und seine Wut verwandelte sich in Lust.
Als er mit ihr fertig war, stand er auf und legte seine Beinkleider wieder an. Dann schlug er sich auf die Brust und sah auf sie herab.
»Grunzer«, sagt er. »Der Affe. Jetzt bist du das, was der Affe übriggelassen hat. Wozu macht dich das jetzt?«
Er verließ die Scheune. Sein Rücken blutete noch von den Peitschenhieben. Er stieg die Marmortreppe zum Haus empor, wo ein entsetzter Diener versuchte, ihn aufzuhalten. Grunzer stieß dessen Kopf heftig gegen eine Wand und ging die Treppe hinauf. Der Herr saß im Arbeitszimmer mit seinem Sohn, einem arroganten, jungen Adligen, der Pferde und Huren liebte. Der Junge reagierte zuerst.
»Raus mit dir, du elender Bauer!« befahl er. Grunzer lächelte und ließ seine Faust in das Gesicht des Jungen krachen. Der ältere Mann lief auf seinen Schreibtisch zu und schwenkte einen Dolch, aber Grunzer war über ihm, ehe er ihn aus der Scheide ziehen konnte. Er zerrte den Mann auf den großen Balkon und stieß ihn gegen die Brüstung.
»Ich habe deine Frau vergewaltigt. Ich werde deinen Sohn töten. Stirb mit diesen Gedanken!«
Der alte Mann schrie einmal auf, als Grunzer ihn von dem hohen Balkon warf, so dass er auf dem Marmorpflaster zerschmettert wurde. Der rebellische Sklave grinste, als er sah, wie der Schädel seines Herrn wie eine reife Melone platzte. Mit dem Dolch schnitt er dem bewusstlosen Jungen die Kehle durch, dann ging er zurück zu den Ställen und sattelte einen Wallach. Die Frau lag immer noch dort, wo er sie gelassen hatte. Er überlegte, ob er sie töten sollte, beschloss dann aber, dass es schlimmer für sie sein würde, wenn er sie am Leben ließe.
Dann ritt er in den Wald. Es war dumm von ihm gewesen, das Haus nicht auszurauben, und es hatte zwei Jahre gedauert, bis er über die erste Bande von Geächteten herrschte, der er sich angeschlossen hatte. Jetzt, fünf Jahre später, war er der unumstrittene Herr des Westlichen Waldes. Fünf Dörfer zahlten ihm Tribut, und die Königsstraße machte ihn reicher, als er in seinen Träumen je für möglich gehalten hatte.
Er hatte daran gedacht, sich einen neuen Namen zuzulegen – einen stolzen Namen. Aber er hatte es nicht getan. Grunzer – so sah er sich selbst, und der Klang des Namens schürte seinen Hass weiter. Er schloss die Truhen und schleppte sie zurück in ihr Versteck in der falschen Wand. Es war kein besonders gutes Versteck, aber nur wenige würden es überhaupt wagen, Grunzers Behausung in seiner Abwesenheit zu betreten. Er fuhr sich durch das kurz geschnittene, schwarze Haar. Reich bist du, sagte er sich. Und trotzdem fehlte ihm etwas.
Es war seltsam, aber bis heute hatte er nicht gewusst, was. Dann war das Mädchen Arian ins Dorf gekommen, mit dem Sagendichter Nuada. Grunzer hatte ihren wiegenden Gang beobachtet, ihr honigblondes Haar, das im Wind flatterte, den hochgereckten, stolzen Kopf- und ein Bedürfnis loderte in ihm auf wie ein Waldbrand. Er fühlte sich fiebrig, wenn er ihre Schönheit in sich hineintrank, sein Mund war trocken.
Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und betrachtete dann seine Finger – zum ersten Mal seit Tagen bemerkte er, dass sie schmutzig waren. Er schlüpfte zurück in die Halle und wühlte in einer Truhe herum, in der Kleider waren, die er seinen ersten Opfern im Wald gestohlen hatte. Er fand ein gelbes Seidenhemd und nahm es heraus, ebenso ein Paar brauner Lederhosen und einen mit silbernen Kreisen verzierten Gürtel. Dann rannte er von der Rückseite der Halle zum Fluss. Einige Frauen waren dabei, Kleider zu waschen, so ging er ein Stück flussaufwärts und badete, wobei er sich mit Minzeblättern und Lavendelblüten abschrubbte. Er wischte sich das Wasser mit den Händen vom Körper und zog sich rasch an. Das Hemd war ihm zu
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