Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ritter des dunklen Rufes

Titel: Ritter des dunklen Rufes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
Vom Netzwerk:
Achseln. »Vielleicht. Aber ich bin in den Steppen aufgewachsen, und ich habe noch nie von einer Echse mit sechs Beinen gehört. Wir wollen einen sicheren Platz für unser Lager suchen. Die Sonne geht unter – vielleicht sind es noch mehr Tiere.«
    Vorsichtig umgingen sie den Kadaver und setzten ihren Weg auf dem gewundenen Pfad fort. Auf dem Kamm des Hügels wurde der Pfad breiter und gabelte sich nach Osten und Süden. Ubadai sog prüfend die Luft ein. »Dort entlang«, sagte er, nach Osten deutend.
    Errin war zu müde und zu verfroren, um zu streiten. Er wuchtete die Satteltasche auf die Schulter und ging weiter.
    Nach einem knappen Kilometer machte der Pfad eine Biegung, und vor ihnen lag ein kleines Steinhaus, das sich an eine Felswand schmiegte im Schnee. Davor saß ein alter Mann in ausgebleichten blauen Kleidern. Sein Kopf war rund und kahl, aber ein weißer Bart reichte ihm bis auf die Brust.
    »Ist er tot?« fragte Errin, als Ubadai auf den alten Mann zuging.
    Der alte Mann öffnete die Augen. »Nein, ich bin nicht tot«, fauchte er. »Ich dachte etwas nach und erfreute mich am Alleinsein.«
    »Entschuldigung«, bat Errin mit einer tiefen Verbeugung. »Aber frierst du hier draußen nicht?«
    »Was geht dich das an? Dies ist mein Heim und mein Körper. Wenn ihm kalt ist, ist das meine Angelegenheit.«
    »Das ist es natürlich, Herr«, pflichtete Errin ihm mit einem gezwungenen Lächeln bei. »Schau, meine Gefährten und ich brauchen eine Unterkunft für die Nacht. Könnten wir dich überreden, uns zu erlauben, die Nacht in deinem Haus zu verbringen?«
    »Ich mag keine Gesellschaft«, erwiderte der alte Mann.
    »Dann bleib hier draußen im Schnee«, sagte Ubadai. Er wandte sich an Errin. »Warum Zeit an einen alten Narren verschwenden? Lass uns hineingehen.«
    »Nein«, widersprach Errin. »Wir werden uns eine Höhle oder etwas Ähnliches suchen.«
    Der Alte grinste. »Ich habe meine Meinung geändert«, verkündete er. »Ihr könnt bleiben. Ich nehme an, dass ihr ein Feuer machen wollt. Ich habe kein Holz, ihr müsst welches sammeln. Ich glaube, irgendwo ist noch eine alte Axt.«
    Ubadai murmelte ein paar Verwünschungen und ging hinein, kam aber nur wenige Augenblicke später bereits mit der Waffe zurück. Errin verbeugte sich erneut vor dem alten Mann im Schnee.
    »Warum hast du deine Meinung geändert?« fragte er.
    »Weil ich von Natur aus launisch bin. Jetzt geh und lass mich nachdenken.«
    Errin und Sheera betraten die Behausung. Es gab nur einen großen Raum, der ordentlich ausgestattet war, mit einem Bett in der einen Ecke und einem Tisch und zwei Bänken in der Mitte. Die Feuerstelle war kalt und leer, und weder Kochgeschirr noch irgendwelche Lebensmittel waren zu sehen.
    »Ich sammle Zunder«, sagte Sheera.
    Errin nickte und stellte seine Satteltaschen an einer Wand ab. Das Steinhaus war kalt wie ein Grab, an der nördlichen Wand hatte sich Eis gebildet, wo Wasser durch einen Spalt im Dach eingedrungen war. Er ging zu dem Bett, auf dem nachlässig eine einzige abgenutzte Decke ausgebreitet war. Es gab keine Matratze, nur eine Reihe von Holzlatten.
    Errin sah sich um, der Raum wirkte kahl und wenig einladend. Er ging hinaus in die einsetzende Dämmerung, umging die sitzende Gestalt und half Sheera beim Holzsammeln. In der Ferne hörten sie die gleichmäßigen Schläge der Axt. Eine Zeitlang sammelten sie, was sie an abgestorbenem Holz finden konnten, und trugen es dann ins Haus. Sheera zündete ein Feuer an, aber es dauerte schier endlos, bis seine Wärme die grimmige Kälte im Haus vertreiben konnte.
    Nach einer Stunde kam Ubadai herein und schleuderte die Axt gegen die Wand. Sein Gesicht war rot und glänzte vor Schweiß. »Ich brauche Hilfe«, murmelte er.
    Errin und Sheera folgten ihm zu einer Lichtung, wo er einen toten Baum gefällt und in handliche Stücke zerteilt hatte. Als sie das Holz endlich zum Haus geschleppt hatten, war es dunkel, und im Kamin loderte ein helles Feuer.
    Die drei saßen bis tief in die Nacht am Feuer. Errin stand regelmäßig auf, ging zur Tür und starrte in den Mondschein hinaus, wo der alte Mann noch immer saß. Es hatte angefangen zu schneien. Ausschließlich ging Errin hinaus und hockte sich vor den alten Mann.
    »Entschuldigung, Herr.«
    Der alte Mann öffnete die Augen. »Du schon wieder? Was denn jetzt? Ihr habt das Haus – was wollt ihr denn noch?«
    »Versuchst du zu sterben?«
    »Und wenn schon?«
    »Ich … . ich weiß, es ist deine Sache, aber drinnen

Weitere Kostenlose Bücher