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Ritter des dunklen Rufes

Titel: Ritter des dunklen Rufes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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nicht heiraten. Du sprichst von Begehren als einem Anfang. Ich glaube, da hast du recht … und ich begehre dich nicht. Dein Reichtum interessiert mich nicht, ebenso wenig wie ein Leben in Wohlstand in Cithaeron. Ich wünschte, ich könnte dies weniger verletzend ausdrücken, aber ich bin nicht so gut mit Worten.«
    Er nickte, sein Gesicht verriet keinerlei Gefühle. Dann lächelte er. »Für den größten Teil meines Lebens blieb mir all das verwehrt, was ich begehrte. Als ich ausbrach und herkam, beschloss ich, dass mir nie wieder etwas verwehrt werden würde. Ich habe um deine Hand angehalten – wie es ein Mann tun sollte. Aber ich werde dich haben, Arian – mit oder ohne deine Einwilligung. Also denk lieber noch ein paar Tage über meinen Antrag nach.«
    »Ich mag es nicht, wenn man mir droht«, erwiderte sie mit funkelnden Augen. »Und wenn du daran denken solltest, mich einfach zu nehmen, denk lieber noch mal gut nach. Ich werde dich töten.«
    »Du glaubst, das könntest du?«
    Plötzlich lachte sie. »Zerr mich in dein Bett, Grunzer, aber Pass gut auf, dass du nie einschläfst.«
    »Vielleicht wäre es das wert«, meinte er.
    »Das wirst du nie erfahren«, gab sie zurück und stand auf. Sie warf sich ihren Mantel um die Schultern und ging ins Tageslicht hinaus. Der Schnee fiel in dichten Flocken, als sie zu ihrer Hütte stapfte. Unterwegs sah sie, wie zwei Männer das Haupttor öffneten und sich vor einem alten Mann in blaugefärbten Wollkleidern verbeugten. Sein Kopf war kahl, aber ein langer, gegabelter Bart floss ihm bis auf die Brust. Die Wächter wichen vor ihm zurück, und Arian stand wie erstarrt. Der Fremde schien über den Schnee zu schweben, fast ohne Fußspuren zu hinterlassen. In der Mitte des Dorfes blieb er stehen und setzte sich in den Schnee. Einer der Wächter lief zu ihm und brachte Brot. Andere Dorfbewohner kamen aus ihren Hütten und scharten sich um ihn. Erstaunt über diesen Aufruhr, ging Arian hinüber. Llaw Gyffes gesellte sich zu ihr.
    »Was macht er da?« fragte Arian, als der alte Mann ungefähr dreißig schwarze Steine vor sich im Schnee ausbreitete.
    Llaw grinste. »Du hast schon von ihm gehört, Arian – jetzt hast du Gelegenheit, ihn zu sehen. Er ist der Dagda. Hast du den Mut, ihm Fragen zu stellen?« Sie sah in seine spöttischen Augen.
    »Nach dir«, sagte sie, doch er schüttelte den Kopf.
    »Ich habe nicht den Wunsch, die Zukunft zu kennen, und nicht die Fähigkeit, den alten Mann zu befragen. Er weiß alles, bis zum Augenblick deines Todes.«
    »Er wird erfrieren, wenn er dort sitzen bleibt«, meinte sie.
    Llaw drehte sich um, tippte Arian auf die Schulter und deutete zur Halle hinüber. Grunzer kam mit einem schweren Schaffellumhang herbei. »Das gehört zum Ritual in jedem Dorf, in das er kommt – er wartet darauf, dass der Dorfvorsteher ihn in sein Haus einlädt. Nur sehr wenige würden ihm das verweigern.«
    »Warum? Verflucht er sie sonst?«
    »Viel schlimmer … er sagt ihnen die Wahrheit.«
    Die Menge teilte sich vor Grunzer, der sich vor dem Dagda verbeugte. Der alte Mann sammelte seine schwarzen Steine ein und tat sie in einen Lederbeutel, dann stand er auf und nahm den Umhang entgegen. Die Menge folgte ihnen, als Grunzer ihn in die Wärme der Langhalle führte.
    »Möchtest du eine Kostprobe seiner Fähigkeiten sehen?« fragte Llaw. Arian nickte.
    Drinnen war vor einem der Feuer eine freie Fläche geschaffen worden, und der alte Mann setzte sich und breitete seine Steine aus. Er blickte zu Grunzer auf, der den Kopf schüttelte. Die Menge wurde unruhig. Grunzer deutete auf Arian und winkte sie nach vorn. Llaw kam mit ihr, und sie ließen sich vor dem Dagda nieder.
    »Du zuerst«, sagte Arian, und Llaw räusperte sich. Der Dagda zeigte die Andeutung eines Lächelns.
    »Wähle acht Steine aus«, sagte er mit einer Stimme wie das Wispern des Windes in den Bäumen. Llaw blickte auf die Steine, die flach und meist rund waren, offensichtlich aus einem Flussbett gesammelt. Bedächtig wählte er acht aus, dann drehte der alte Mann einen nach dem anderen um und studierte die verschiedenen Runen, die auf ihnen standen. Seine blassen Augen blickten auf.
    »Frag mich nach deinem Leben, Llaw Gyffes.«
    Llaw schluckte. »Ich weiß nicht, was ich fragen soll, Dag-da«, murmelte er errötend.
    »Dann soll ich dir alles sagen?«
    »Nein!« wehrte Llaw heftig ab. »Alle Menschen sterben – und ich will weder den Ort noch die Stunde wissen. Sag mir, ob wir ein gutes Frühjahr

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