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Ritter des dunklen Rufes

Titel: Ritter des dunklen Rufes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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böse?«
    Er schüttelte den Kopf. »Wie könnte ich dir antworten? Vor einigen Wochen ist ein Sklavenjunge ausgerissen, den ich als Geschenk für den Herzog gekauft hatte. Ich habe ihn gejagt, und als er schon fast sein Ziel erreicht hatte, habe ich einen Pfeil in seinen Rücken geschossen. Warum? Wer weiß darauf eine Antwort? Er gehörte mir, er hat mir nicht gehorcht, ich habe zugesehen, wie er in den Wald kroch, um dort allein zu sterben. Das lässt mir seitdem keine Ruhe. Ich kann es nicht rechtfertigen – ebenso wenig wie einer der Zuschauer bei Dianus Tod seine Leidenschaften rechtfertigen kann.«
    »Bist du sicher, dass der Junge gestorben ist?«
    »Nein, aber der Pfeil ist tief eingedrungen.«
    Eine Zeitlang schwiegen sie, dann nahm Sheera das Gespräch wieder auf. »Es ist schwer zu glauben, wie schnell sich die Welt ändern kann. Ich habe vier Jahre in Furbolg verbracht – Schule, Feste, Tänze und Bankette. Ich habe sogar den König kennen gelernt. Er war groß und noch nicht alt, aber seine Augen waren seltsam und kalt. Ich mochte ihn nicht, und auch seine neuen Ritter nicht. Über sie gab es viele Gerüchte. Manche behaupteten, sie seien Dämonen aus einer anderen Welt, andere sagten, sie seien Zauberer, die lebende Menschen auf einem geheimen Altar opferten. Dann kam die Angst – die Verhaftungen, die Hinrichtungen, der Pöbel, der auf den Straßen sang. Ich bin nachts immer über den Duftenden Pfad gegangen – erinnerst du dich an ihn?«
    »Ja«, sagte er. »Ein Lieblingsplatz für Verliebte. Rosen und viele andere Blumen wuchsen den ganzen Weg entlang bis zum Königlichen Park.«
    »Während meines letzten Jahres in Furbolg ist niemand über diesen Pfad gegangen. Vier Frauen verschwanden dort beim Spazierengehen, zwei weitere wurden angegriffen und vergewaltigt. Es wurde ein Ort der Angst. Und die Morde und Raubüberfälle! Kein Tag verging, ohne dass man von neuen Gräueltaten hörte, aber selbst das hat nicht ausgereicht, um den Adel zu beunruhigen. Dann, eines abends im Palast, änderte sich alles. Der König hatte ein besonderes Fest ausrichten lassen. Wir kamen erst spät an und sahen, dass der Saal dicht bestückt war mit Betten und Liegen, und überall trieben es die Leute. Der Sklave an der Tür erklärte meinem Onkel, dass kein Mann bei seiner Frau bleiben dürfe, jeder müsse neue Partner finden. Da haben wir uns davongemacht, und dann hat mich mein Onkel zu Dianu geschickt, und wir haben den Plan für unsere Flucht entwickelt.«
    »Der König hat den Palast in ein Freudenhaus verwandelt?« rief Errin. »Und der Adel hat nichts dagegen unternommen?«
    »Vier, die sich weigerten teilzunehmen, wurden später des Verrats bezichtigt. Da hat der Streiter des Königs, Elodan, seinen Dienst verlassen und hat den Roten Ritter, Cairbre, herausgefordert. Wir waren zu der Zeit schon unterwegs, aber wir hörten von dem Kampf.«
    »Ja«, sagte Errin leise. »Cairbre hat mir davon erzählt. Die Welt ist verrückt geworden.«
    »Nicht die ganze Welt, Errin. Nur die Gabala.«
    »Vielleicht schafft Cartain es ja, eine Armee aufzubauen, die stark genug ist.«
    »Nein, das wird er nicht«, sagte Sheera hitzig. »Cithaeron ist weit weg. Und außerdem gibt es hier bereits eine Armee. Hast du von Llaw Gyffes gehört? Jetzt ist es an der Zeit, Errin. Nicht in einem Jahr oder in zehn. Jetzt!«
    »Aber der Mann ist ein Bauer – das kann nicht dein Ernst sein!«
    »Ein Bauer? Ich würde lieber von einem ehrbaren Bauern als von einem verrückten König regiert werden. Aber seine Armee würde noch schneller wachsen, wenn sich Männer wie du mit ihm verbündeten.«
    Errin schüttelte den Kopf. »Ich habe schon viele Geschichten über diesen legendären Gattenmörder gehört, aber seine Armee habe ich noch nie gesehen. Aus was für Leuten besteht sie? Mördern, Dieben, Räubern? Würden sie König Ahaks Schreckensherrschaft ein Ende setzen – oder es nur noch schlimmer machen?«
    »Als ich ein Kind war«, sagte Sheera, »brach auf unserem Landsitz ein Feuer aus. Unsere Förster haben davor weitere Feuer entzündet, die alles auf ihrem Weg vernichteten. So fand das erste Feuer keine Nahrung mehr und erlosch, das Land war gerettet. Innerhalb weniger Jahre konntest du nicht einmal mehr erkennen, dass es damals zwei Feuer gewesen waren.«
    Ubadai trat in die Höhle. »Es sieht nicht gut aus«, sagte er. »das Pferd ist weg, und ich habe Wolfsfährten gesehen. Wir gehen jetzt.«
    »Zurück nach Pertia?« fragte Sheera

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