Ritter des dunklen Rufes
Ritter?«
»Was für eine alberne Frage. Natürlich ist das nicht schwierig, aber ich habe nicht den Wunsch, dieses Spiel mitzuspielen. Jetzt lass mich in Ruhe.«
»Der Ruf des Ambria ist stark, nicht wahr? Ich weiß. Ich kann ihm nicht widerstehen. Für mich dauert es schon zu lange, und niemand hat mich vor seinen schrecklichen Eigenschaften gewarnt.«
Manannan schleuderte den Krug von sich. »Verdammt, Frau, hört dein Geschwätz denn nie auf?« Er stürmte auf sie zu und riss sie hoch. Da wandte sie sich ihm zu, und Mondlicht fiel auf ihr Gesicht. Manannan wich zurück, als hätte er einen Schlag erhalten. »Morrigan? Bei allen Göttern, Morrigan?«
»Schön, dass du dich an mich erinnerst.«
»Wie bist du hergekommen?«
»Samildanach brachte mich her. Zehn Tage, nachdem ihr … sie … durch das Tor gegangen waren. Er kam in der Nacht zu mir, nahm mich in die Arme und sagte, dass er mich liebe. Er sagte, er würde mir das Paradies zeigen.« Sie lachte grimmig. »Stattdessen kamen wir hierher.«
»Aber … dies ist doch kein schlechter Ort.«
»Weil sie kultiviert sind und dich gut behandelt haben? Sie haben etwas Furchtbares mit dir gemacht, Manannan.«
»Nein. Ich bin stark, und ich bin glücklich. Was ist daran furchtbar?«
»Und warum bist du hergekommen?«
»Um Samildanach zu suchen.«
»Und mit ihm nach Hause zurückzukehren?«
»Ja.«
»Um gegen das Böse im Reich zu kämpfen, das durch den König und seine Roten Ritter gekommen ist?«
»Ja.«
Morrigan setzte sich und blickte auf den mondbeschienenen Garten hinaus. Eine Zeitlang schwieg sie. Dann sah sie Manannan an. »Die Roten Ritter werden von Samildanach angeführt. Es sind deine Freunde, mein Lieber, sie sind die Ritter der Gabala.«
»Das glaube ich nicht. Paulus sagt, sie sind im Norden und helfen den Nomaden bei der Umsiedlung.«
»Das sind sie wirklich … oder waren sie. Aber du hast noch nicht alles gehört, Manannan. Die Nomaden kommen zu Tausenden her … aber nicht, um das Land zu bestellen. Sie sind das Ambria … die Nahrung für die Vyre. Das ist es, was wir hier sind – Seelentrinker! Das ist die Unsterblichkeit, Manannan. Wir saugen die Essenz des Lebens aus anderen Menschen. Wir sind nicht unsterblich, wir sind lediglich und – tot. Das ist das Getränk, nach dem dich so gelüstet – falls du es immer noch willst. Geh und hole es dir.«
»Du lügst. Das kann nicht sein. Es kann einfach nicht.«
»Ich will, dass du versuchst, dich an den Mann zu erinnern, der du warst, als du herkamst – an die Träume, die du hattest. Denk an alles zurück, was dir etwas bedeutete. Denk an mich, wie ich einmal war. Du bist verderbt worden, genauso wie Samildanach und die anderen – große Männer, edle Männer, die jetzt ihre Tage damit verbringen, Seelen für Paulus und die Vyre zu sammeln. Sieh mich an, Manannan!«
Plötzlich stand sie auf, packte seine Schultern und entblößte ihre Zähne.
Während er hinsah, wurden ihre Eckzähne zu langen Fängen, spitz und hohl. Er stieß sie von sich.
»Kannst du es nicht sehen?« schrie sie.
»Geh fort von mir! Du bist ein Dämon – du bist überhaupt nicht Morrigan! Hinweg!«
»Es ist zu spät für dich, Manannan«, flüsterte sie, während sie zur Tür ging. »Es tut mir so leid.«
»Warte!« rief er, als sie schon in der Tür war. »Bitte, Morrigan.« Sie drehte sich um. Er schwitzte jetzt, und ihm wurde übel. Er holte tief Luft, ging zurück zum Fenster, setzte sich auf das Fensterbrett und atmete tief die duftende Luft ein. Sie kam zurück ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
»Ich kann dir nicht glauben«, sagte er leise, »aber ich werde dir zuhören. Und ich nehme deine Herausforderung an, die ganze Nacht hier sitzenzubleiben.«
Sie nickte und setzte sich ihm gegenüber. Ihr Gesicht war blass, und in ihrem langen, goldenen Haar zeigten sich silberne Strähnen, aber ihre Augen waren so, wie er sie in Erinnerung hatte – dunkel, groß und fast mandelförmig.
»Samildanach brachte mich durch das Schwarze Tor. Überall waren Ungeheuer, Dämonen, aber er hielt sie mit seinem silbernen Schwert in Schach, und wir ritten in die Stadt. Ich konnte kaum fassen, wie schön sie war und war erstaunt, wie man uns begrüßte. Paulus und einige andere hatten ihr Heim für die Ritter geöffnet. Sie gaben uns Ambria, und wir waren glücklich. Niemals zuvor oder seitdem habe ich ein solches Glück empfunden. Und wir haben uns verändert, Manannan, ebenso wie du dich jetzt
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