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Ritter des dunklen Rufes

Titel: Ritter des dunklen Rufes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Herzog hatte beobachtet, wie drei Säcke aus den königlichen Gemächern geschleppt und ihr Inhalt hinter den Ställen vergraben wurde. Der Herzog war eine Stunde später in den Hof geschlüpft und hatte die frisch umgegrabene Erde gefunden. Er hatte mit den Fingern gegraben und war auf einen Schädel gestoßen, den er hastig wieder verscharrt hatte.
    Am nächsten Tag hatte er sein Pferd für den morgendlichen Ritt über die Hügel satteln lassen, wurde jedoch von seinem Hauptmann in Kenntnis gesetzt, dass Okessa seine Anwesenheit innerhalb der Festung befohlen hatte, für den Fall, dass der König ihn sprechen wollte.
    Er war ein Gefangener in seiner eigenen Festung, bewacht von seiner eigenen Truppe.
    Es war fast unglaublich, aber das war die Veränderung, die mit Ahak vor sich gegangen war, auch. Der Herzog hatte schon immer gewusst, dass der König ein grausamer Mann war. Vor sechs Jahren hatte es zahlreiche Gerüchte gegeben, dass er befohlen hatte, seinen Onkel zu vergiften, den letzten Monarchen, aber in jenen Tagen war Ahak ein Kraftpaket an körperlicher Stärke gewesen, jung und in seiner Blüte stehend – sein Haar war rabenschwarz, die Augen klar. Einmal, bei einem Bankett, hatte er ein Achtzigliterfaß Wein über seinen Kopf gehoben und es zehn Herzschläge lang so gehalten. Jetzt war er nur noch der Schatten des Mannes, der er einst gewesen war. Und trotzdem, wie alt mochte er sein? Dreiunddreißig? Vierunddreißig? Sicherlich nicht älter.
    Als die Kohlen in dem Becken erloschen, kehrte der Herzog in seine Gemächer zurück. Seine Diener brachten ihm heißes Wasser, und mit Hilfe eines silbernen Spiegels rasierte er sich sorgfältig, wobei er feststellte, dass an seinen Schläfen die ersten grauen Haare auftauchten.
    Sein Gesicht war lang und hager, die Augen lagen tief und standen über der gebogenen Nase dicht zusammen. Nicht gutaussehend, wie er wusste, aber stark. Er legte den Spiegel hin und rieb sich das Gesicht mit einem angewärmten Handtuch ab.
    Rebellen im Wald! Er wünschte bei allen Teufeln, es gäbe eine Rebellenarmee, bereit loszustürmen. Aber alle seine Spione hatten ihm berichtet, dass die Legende von Llaw Gyffes genau das war: ein Märchen. Er lächelte bedauernd. Selbst wenn die Legende wahr wäre und die Armee Mactha überrannte, wäre er immer noch Gefangener. Er war verhaßt, das war eine Lektion, die sein Vater ihn gelehrt hatte.
    »Ein Mann kann entweder mit Liebe oder Angst regieren«, hatte er gesagt. »Aber Angst ist stärker.« Und seine Worte hatten sich als wahr erwiesen. Aber jetzt, da der Herzog darauf wartete, wie sein Schicksal sich entwickeln würde, wusste er, dass es keinen einzigen Mann in Mactha gab, der ihm beistünde, und dass nur wenige Tränen vergossen würden, wenn sein Blut flösse.
    »Frühstück, Herr?« fragte das Sklavenmädchen, dessen Namen der Herzog nicht kannte.
    »Nein.« Er betrachtete das Mädchen. Sie war jung, dunkel und hübsch. Er wusste, dass er irgendwann im Winter mit ihr geschlafen hatte, konnte sich aber nicht genau daran erinnern. Er schlenderte in sein Schlafzimmer. Er war froh, dass er nie geheiratet hatte, er hatte es natürlich irgendwann tun wollen, um einen Erben zu zeugen, aber beschlossen, damit zu warten, bis er fünfzig war. Wenigstens musste er sich jetzt nicht darum sorgen, dass seine Familie das gleiche Schicksal erleiden könnte wie er.
    Er hörte Lärm im Hof und ging zum Fenster. Fünfhundert der schwarzgekleideten Ritter des Königs galoppierten aus dem Schloss, und er beobachtete, wie sie zum Wald ritten.
    Er rief seinen Hauptmann. »Wohin reiten sie?« fragte er.
    »Soweit ich weiß, hat der König ihnen befohlen, in den Wald einzudringen und die Stärke von Llaw Gyffes’ Armee festzustellen.«
    »Es gibt keine Armee«, fauchte der Herzog. »Sie werden ein paar Dörfer finden, und sie werden vergewaltigen und morden. Bei allen Göttern! Die Welt ist verrückt geworden!« Der Mann sagte nichts.
    Der Herzog winkte ihn hinaus. »Geh«, sagte er. »Geh und berichte, was ich gesagt habe, ich zweifle nicht daran, dass Okessa dich belohnen wird.«
    Der Mann verbeugte sich, ging hinaus und schloss die Tür.
    Der Herzog hörte, wie der Schlüssel umgedreht wurde …
     
    Manannan warf die Decken zurück, schob den Arm des Mädchens von seiner Brust und rollte sich aus dem Bett. Er goss sich einen Becher des goldenen Ambria ein und beobachtete den herrlichen Sonnenaufgang über den Bergen. Kraft durchströmte ihn, und er

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