Ritter des dunklen Rufes
Rätsel!« tobte Nuada. »Wie können die Ritter dann wieder reiten?«
»Es muss neue geben, um das Gleichgewicht wiederherzustellen. Mehr noch, sie müssen die alten Ritter widerspiegeln. Wir hatten acht gute Männer, die böse wurden; du musst helfen, acht Männer zu finden, die gut werden. Suche Ruad Ro-fhessa. Er ist der Waffenmeister, er wird Rat wissen.«
»Wo soll ich ihn suchen? Und wie viele Ritter kann ich wohl hier im Wald finden?«
»Einen gibt es hier – du hast ihm den Titel selbst gegeben.«
»Grunzer? Glaubst du, Grunzer könnte ein Ritter der Gabala werden?«
»Ja. Er könnte der erste sein, Nuada. Der erste deiner Ritter dunklen Rufes.«
Ruad wanderte allein über die Bergwiesen, als Lámfhada zu ihm kam. Der Junge hielt sich erst etwas abseits auf und wartete, bis Ruad ihn bemerkte. Der Handwerker wischte den Schnee von einem Felsen, setzte sich, nahm die bronzene Augenklappe ab und rieb sich die Haut. »Es juckt schrecklich, Junge«, sagte er und winkte Lámfhada heran. Er zwang sich zu einem Lächeln. »Was beunruhigt dich? Als ich diesen Morgen erwachte, schien der alte Gwydion sich unbehaglich zu fühlen. War es etwas, was du ihm erzählt hast?«
Lámfhada nickte. »Ich habe fast die ganze Nacht wachgelegen. Gwydion sagte mir, ich hätte einen Alptraum gehabt, aber ich glaube, ich habe meine Farbe gefunden. Es ist das Gold, Ruad. Es sind alle Farben ineinander verwoben.«
»Erzähl mir davon«, bat der Zauberer ernst. Lámfhada berichtete ihm von seinem ersten Flug als Kind, als er gesehen hatte, wie die Ritter durch das Schwarze Tor ritten, und wie er das Wolfswesen mit einem goldenen Blitz vernichtet hatte. Dann sprach er davon, wie er auf einer goldenen Scheibe über den Wald am Meer geflogen war und das Wolfsrudel auseinandergetrieben und den Hirsch wiederbelebt hatte. Aber er schaffte es nicht, von Pateus zu sprechen. Ruad lauschte schweigend, bis der Junge seine Geschichte beendet hatte.
»Ich wusste, dass du Macht hast, mein Junge. Ich konnte sie in dir spüren. Und ich denke noch immer daran, wie die herunterfallenden Federn deines Vogels mitten im Flug kehrtmachten. Das Talent war tief in dir begraben, das ist es immer noch. Aber es wird wieder an die Oberfläche kommen, und beim nächstenmal wird es stärker sein. Du musst es ertragen. Eine solche Macht wird nicht ohne Grund gewährt. Du wirst sie brauchen.«
Lámfhada stand auf und wandte sich ab. »Ich bin nicht klug, Ruad. Ich weiß nicht, ob ich davon sprechen sollte. Als ich Gwydion von meinem Flug erzählte und was dabei passiert ist, wurde er ganz aufgeregt und beschwor mich, dir nicht davon zu erzählen. Aber ich glaube, er hatte Unrecht. Ich hoffe, du bist mir nicht böse – aber ich habe etwas ausgelassen.« Und langsam, stockend, erzählte Lámfhada von dem Roten Ritter und sah mit wachsender Besorgnis, wie alle Farbe aus Ruads Gesicht wich.
»Pateus? Er sagte, er hieße Pateus?«
»Ja, Herr. Cairbre-Pateus. Wer ist das?«
»Er ist ein Ritter der Gabala, der älteste meiner Ritter. Die Sünde meines Stolzes ist in ihm zurückgekehrt, um mich zu verfolgen.« Ruad sah die Angst in Lámfhadas Gesicht. »Nein, mein Junge, hab keine Angst. Du hattest recht, und Gwydion hatte unrecht – sehr unrecht. Vor einiger Zeit, ehe ich in diesen Wald kam, hatte ich eine Vision von acht Roten Rittern. Tief in meinem Innern wusste ich, wer sie waren, und ich wusste, wer sie anführt. Aber ich wollte es nicht wahrhaben.«
»Was ist mit ihnen geschehen?« fragte Lámfhada und setzte sich wieder neben den Handwerker.
»Sie haben verloren. Ganz einfach. Sie haben das Böse gefunden, und es hat sie besiegt.«
»Wie konnte das geschehen? Sie waren die größten aller Ritter.«
»Ich habe auch keine Antwort darauf, außer dass das Böse nur selten mit Feuer und Hornsignalen kommt. Wenn es das täte, würden sich alle Menschen davon abwenden. Nimm mich zum Beispiel, Lámfhada – ich habe neun gute Männer in ein unbekanntes Land geschickt, voller schrecklicher Gefahren. War das eine gute Tat? Ich habe es nicht für die Welt getan, sondern zu meinem eigenen Ruhm. Ich sagte mir, dass das allein nicht böse war, aber viel Böses ist daraus entstanden. Willst du darüber mit mir diskutieren?«
»Nein, Herr. Aber ich sehe nichts Böses in dir.«
»Nicht? Aber wenn du Samildanach gekannt hättest oder Pateus oder Manannan, hättest du über sie dasselbe gesagt.«
»Was kannst du tun, Ruad? Sind sie so stark wie
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