Ritter des dunklen Rufes

Titel: Ritter des dunklen Rufes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell

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dem adlergesichtigen Elodan. Gwydion neigte den Kopf vor dem Ritter, der mit einem angespannten Lächeln antwortete. Dann kam der ehemalige Ritter der Gabala, Manannan, der wieder seine Rüstung trug. Er und Elodan hätten Brüder sein können, denn beide hatten die gleichen adlerhaften Gesichtszüge, beide waren von vornehmer Herkunft. Manannan war etwas kräftiger gebaut, sein Gesicht kantiger, aber in den Augen sah man, wodurch sie sich unterschieden. Elodan hatte die Verzweiflung der Niederlage kosten müssen, den Schmerz des Unterlegenen, und das zeigte sich.
    Grunzer sprach als erster. »Nun, Dichter, hier sind wir. Unterhalte uns, denn bei allen Göttern, wir können es gebrauchen.«
    Nuada erhob sich. »Heute Abend gibt es für euch keine Lieder«, sagte er. Seine violetten Augen glitten prüfend über die kleine Gruppe. »Heute Abend entscheiden wir über eine Sache von großer Bedeutung. Wir haben unter uns einen Ritter der Gabala. Dürfte ich ihn bitten, als erster zu sprechen?«
    »Was möchtest du, dass ich sage?« fragte Manannan. »Ich bin hier als Mann, nicht als Ritter. Die Gabala-Ritter gibt es nicht mehr.«
    »Dann erzähl uns von dem Orden und wofür er stand.«
    »Sicher wissen das alle von uns«, meinte Manannan. »Was bezweckst du, Dichter?«
    »Hab Nachsicht mit mir, Herr, und erfülle meine Bitte.« Nuada setzte sich.
    Manannan räusperte sich. »Die Geschichte ist lang, und ich will euch nicht damit langweilen. Es genügt zu sagen, dass die Ritter Streiter für die Gerechtigkeit in den Neun Herzogtümern waren, frei von Einmischung, und sie unterstanden weder dem König noch den Gesetzen, die er erließ. Sie sind in jedes Schloss gezogen und hatten die Macht, Entscheidungen herbeizuführen, um Streitigkeiten beizulegen. Wolltest du das hören?«
    »Zum Teil, Manannan«, antwortete Nuada. »Aber war es nicht so, dass ihr oft für eure Sache kämpfen oder sogar töten musstet?«
    »Ja, obwohl längst nicht so oft, wie es in den Erzählungen heißt. Hauptsächlich haben wir … die Ritter … sie haben die einfachen Leute bei Streitfällen mit den Besitzern des Landes vertreten. Diese konnten ein Urteil durch Zweikampf verlangen, das lag im Rahmen des Gesetzes.«
    »Und wozu wurdet ihr gebraucht?«
    Manannan lachte nervös auf. »Wozu wir gebraucht wurden? Weil auch die Schwachen jemanden brauchen, der für sie eintritt. Das ist doch nicht schwer zu erraten, oder?«
    »Dann ist es also so«, sagte Nuada, »dass die Schwachen ohne die Ritter der Gabala niemanden haben, der für sie eintritt?«
    »So ist es«, gab Manannan zu. »Vielleicht wird der Orden eines Tages wieder eingesetzt. Ich hoffe, dass es so kommt.«
    »Warum nicht jetzt?« fragte Nuada sanft.
    »Jetzt? Aber der Waffenmeister ist tot, die Ritter dem Bösen verfallen – und der König hat die Gesetze geändert.«
    »Die Ritter unterstanden niemals den Gesetzen, das hast du selbst gesagt.«
    Llaw Gyffes erhob sich. »Worauf willst du hinaus, Nuada? Ich dachte, wir wären hier, um vernünftig zu reden.«
    »Das tun wir doch auch, Llaw Gyffes«, erwiderte Nuada. »Wir sind hier, um über eine Wiedergeburt zu sprechen. Die Ritter der Gabala müssen wieder reiten, und das Volk muss davon erfahren. Sie müssen gegen den König und seine Roten Ritter ausziehen.«
    »Warum nicht?« meinte Grunzer. »Wir haben schließlich die Rüstungen. Es wird die Moral erheblich stärken, wenn die Ritter an unserer Seite reiten. Mir gefällt die Idee.«
    »So solltest du nicht darüber denken«, fauchte Nuada. »Das ist nicht der Sinn der Sache. Die Ritter müssen reiten, jawohl! Aber wahre Ritter, all dem verpflichtet, was die Gabala-Ritter in Ehren hielten.«
    »Das ist unmöglich!« rief Manannan. »Glaub mir, Dichter, du hast keine Ahnung, was du da vorschlägst. Hier gibt es niemanden, der es mit Samildanach, Pateus, Edrin oder einem der anderen aufnehmen könnte. Bestenfalls hättest du eine Zirkusnummer, ein Kostümfest. Ich war ein Ritter der Gabala. Ich habe jahrelang für diese Ehre gelernt, und noch Jahre danach meine Fertigkeiten vervollkommnet. In diesem Wald gibt es keinen Mann, den ich nicht besiegen könnte, mit oder ohne Waffe – und ich konnte es nie mit Samildanach aufnehmen. Verstehst du? Es reicht nicht aus, die Rüstung zu tragen und große Pferde zu reiten. Die Gabala-Ritter waren etwas Besonderes.«
    »Bitte, lasst mich auch etwas dazu sagen«, warf Gwydion ein, »denn das Gespräch verläuft in die falsche Richtung. Manannan