Ritter des dunklen Rufes
Elodan ging zu Llaw, Errin und Ubadai hinüber, die auf einer geschützten Lichtung an einem Flüsschen saßen.
Errin sah auf. »Unglaublich«, sagt er. »Du hast gut geplant, Elodan.«
»Ich bin nicht besonders stolz darauf«, antwortete der Erste Ritter. »So viele Tote.«
»Es sind alles Feinde«, erklärte Ubadai. »Ich vergieße keine Tränen für sie.«
»Nein«, flüsterte Elodan, »genauso wenig wie Grunzer. Demnächst wird er die Leichen noch nach Goldzähnen durchsuchen.«
Errin grinste. »Es ist nicht leicht, unseren Grunzer zu mögen. Aber er kämpft gut.«
»Zu einem Ritter gehört mehr als das«, fuhr Elodan ihn an. »Das solltest du wissen, Graf Errin. Ich schäme mich, diese Rüstung zu tragen.«
»Sag das nicht«, tobte Llaw Gyffes. »Niemals! Ich weiß, wie du dich fühlst, aber versetz dich mal an meine Stelle. Ich bin Schmied und Gesetzloser. Soweit es die Geschichte betrifft, bin ich auch noch ein Gattenmörder. Ich weiß nicht, wie man ein Ritter ist – aber ich werde mein Bestes tun, die Rüstung nicht zu entehren. Das ist alles, was ein Mann tun kann. Sei mit diesem Sieg zufrieden, er wird den Männern Mut machen.«
»Ich hoffe, dass es Morrigan gut geht«, meinte Errin, als sich Schweigen ausbreitete. »Einer von uns hätte mit ihr gehen sollen.«
»Du wirst feststellen, dass sie sehr gut auf sich allein aufpassen kann«, sagte Elodan. »Ich habe sie beim ersten Angriff beobachtet. Sie handhabt ihr Schwert wie ein alter Kämpe, und ihre Größe verrät nichts über ihre Kräfte.«
»Trotzdem ist sie eine Frau«, sagte Errin.
Llaw kicherte. »Verwechsle Frauen wie Morrigan nicht mit den Kurtisanen mit Wespentaille, die du gekannt hast, Errin. Nein – weder sie noch Arian oder Sheera. Sie sind Frauen, mit denen man durch die Berge ziehen kann. Stark.«
»Ich kenne mich mit den Frauen der Berge nicht aus, Llaw. Ich beuge mich deiner Erfahrung.«
Grunzer kam zu ihm, nahm seinen Helm ab und rieb sich das schweißnasse Haar. »Wann essen wir?« fragte er.
»Wie kannst du nur an Essen denken, wenn der Geruch des Todes in der Luft hängt?« fragte Errin.
»Ich denke ans Essen, weil ich Hunger habe. Was hat der Geruch damit zu tun?«
»Da ist die Frau«, sagte Ubadai und deutete auf den Hang. Morrigan ritt auf die Lichtung und stieg vom Pferd. Elodan stand auf und ging zu ihr. Sie hob die Hand und schloss das Visier, das ihr Gesicht verbarg.
»Hast du ihn eingeholt?«
»Ja. Er ist tot.«
»Bist du in Ordnung, Morrigan?« fragte der Erste Ritter.
»Mir geht es gut. Die Sonne ist zu hell für meine Augen, das ist alles. Wann brechen wir auf?«
»Die meisten Männer kehren ins Lager zurück, aber ich hätte gern, dass du und Grunzer nach Westen reitet. Mir wurde gesagt, dass dort, an einem Berghang, ein großes Dorf ist.
Man kann es nur über eine Kettenbrücke erreichen. Einige der Männer sind dort gewesen und behaupten, dass der Anführer Bucklar mehr als zweihundert Krieger hat. Es wäre gut, wenn er hundert von ihnen für unsere Sache erübrigen könnte.«
»Nach Westen?« fragte Morrigan. »Das bringt uns in die Nähe von Pertia. Ich dachte, dort stünden die Truppen des Feindes?«
»Soviel ich weiß. Nehmt euch mit, was ihr an Proviant braucht.«
»Muss es unbedingt Grunzer sein? Warum nicht Errin oder Llaw oder selbst der Nomade?«
Elodan grinste. »Es bringt einige Vorteile mit sich, der Erste Ritter zu sein, Morrigan. Ich will ihn nicht um mich haben, also hast du das Vergnügen seiner Gesellschaft.«
»Vielleicht wird er die Reise nicht überleben«, sagte sie.
Der Herzog stieg vor der Höhle vom Pferd und starrte lange den blonden, jungen Mann an, der sie erwartete. »Was willst du von mir?« fragte er.
Der Junge lächelte. »Ich will nichts, Herr. Ich bitte dich nur, in die Höhle zu gehen und eine Wahl zu treffen.«
»Nein.« Der Herzog wandte sich an Manannan. »Was ist da drin?«
»Eine Rüstung«, antwortete der Einstige Ritter.
»Und ich soll sie tragen? Erwartet ihr von mir, dass ich Seite an Seite mit Bauern und Gesetzlosen kämpfe?«
»Mehr noch«, antwortete Lámfhada. »Wir erwarten sogar, dass du für sie stirbst, wenn es nötig sein sollte.«
»Was für ein Irrsinn! Ich bin dankbar, dass ihr mein Leben gerettet habt, aber ich habe nicht um Hilfe gebeten und fühle mich euch deshalb nicht verpflichtet. Warum sollte ich für eure Sache kämpfen?«
Lámfhada trat einen Schritt vor. »Es gibt keinen Grund, weshalb du das tun solltest«, erklärte
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