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Ritter des dunklen Rufes

Titel: Ritter des dunklen Rufes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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er. »Wenn du weiterziehen willst, dann steht dir das frei. Wir werden dir sogar Reiseproviant mitgeben.«
    »Und wenn ich für euch kämpfe, was bietet ihr mir dann?«
    »Gar nichts«, erhielt er als Antwort.
    »Du erstaunst mich, Bursche. Sag mir, Manannan, diese Rüstung, ist sie silbern wie deine?«
    »Ja.«
    »Ihr bittet mich, ein Ritter der Gabala zu werden? Das kann ich nicht glauben. Fragt irgendeinen Mann, der mir einmal gedient hat, und er wird euch sagen, dass ich ein harter Mann bin, vielleicht sogar grausam. Ich habe gelogen und betrogen und getötet. All diese Dinge habe ich getan, um meine Stellung zu halten – und hätte sich Okessa nicht gegen mich gewendet, würde ich immer noch dem König dienen. Ist das die Art von Mann, von der ihr wünscht, dass sie den silbernen Helm trägt? Wohl kaum.«
    »Das war gestern, Herzog«, sagte Lámfhada. »Und jetzt lass die Rüstung wählen.«
    »Was meinst du, Manannan? Soll ich in die Höhle gehen?«
    »Was spielt meine Meinung für eine Rolle?«
    »Du bist ein Gabala-Ritter. Willst du mich als Gefährten?«
    »Nein, Herzog. Aber ich bin nur ein Mensch. Die Rüstung verfügt über Magie, und sie wird wählen. Geh in die Höhle.«
    Der Herzog strich sich über den dünnen Bart und betrachtete den Höhleneingang. Dann zuckte er die Schultern. »Na schön, ich werde sie mir ansehen. Aber keine voreiligen Hoffnungen, meine Freunde.«
    Rasch ging er in die dunkle Höhle und näherte sich der ersten Rüstung. In der Höhle war es kalt, und er zitterte. Zwei flackernde Fackeln beleuchteten die Wände, und auf der Brustplatte spiegelten sich die tanzenden Flammen. Als Kind war er von den Geschichten über die Gabala-Ritter verzaubert gewesen, aber sein Vater hatte sie immer abgetan.
    »Narren«, pflegte er zu sagen. »Das Leben ist zu kurz, um es damit zu vergeuden, durchs Land zu reiten und sich in die Streitigkeiten anderer einzumischen. Was spielt es für eine Rolle, wenn ein Bauer einen Hof verliert oder gewinnt? Wen wird das in hundert Jahren noch interessieren?«
    Die Worte schienen in den Gedanken des Herzogs widerzuhallen. Er erinnerte sich an das Begräbnis seines Vaters. Niemand hatte auch nur eine Träne vergossen.
    »Und wer wird um dich weinen, Herzog Roem?« fragte er sich, dann schüttelte er den Kopf. Was spielte es für eine Rolle? Tränen für die Toten waren Zeitverschwendung. Die Frage war jetzt ganz einfach: Blieb er und kämpfte oder ging er nach Cithaeron? Jenseits des Meeres, ohne Vermögen, würde er nur wenige Freunde finden. Er wäre gezwungen, sich in den Dienst anderer Rebellen zu stellen, vielleicht als Hauptmann der Wache oder als Kavallerieoffizier bei einem unbedeutenden Stammeshäuptling. Und hier? Hier würde er Seite an Seite mit Bauern und Gesetzlosen kämpfen, Männern ohne Bildung: Männern, die nicht einmal würdig waren, ihm die Hand zu küssen.
    Doch hier hatte er zumindest die Chance, seine Stellung wiederzugewinnen und seines Vaters Herzogtum zurückzuerobern.
    Er setzte sich auf den kalten Steinboden und starrte die Rüstung an. Welche Siegeschance hatten diese Rebellen – selbst wenn die Ritter wieder auferstanden? Realistisch betrachtet? Gegen Ahaks Legionen, seine Lanzenträger und Späher? Nur eine winzige, wenn überhaupt. Wo lag also die eigentliche Wahl? Leben in Cithaeron oder Tod in der Gabala!
    Leben? Ohne einen Raq und ohne Ehre – das war kein Leben.
    Was gibt es denn noch, Roem? Du kannst entweder deine Lebensspanne ausleben, verachtet von deinen Mitmenschen, oder gemeinsam mit Männern kämpfen, die du verachtest.
    Er stand auf und ging zu der Rüstung, sah sein mageres Gesicht, das sich in der Brustplatte spiegelte. »Zieh einen Mantel über deine Verachtung, Roem«, flüsterte er. »Steh neben diesen Männern und erobere dein Geburtsrecht zurück. Und dann, wenn die Schlacht gewonnen ist, kannst du die Bauern zurück auf den Platz treiben, der ihnen gebührt.«
    Er streckte die Hand aus und berührte die Rüstung.

18
     
    In der Zwischenzeit war die siegreiche Rebellenarmee sicher zu Hause im Dorf hinter der Höhle eingetroffen. Frauen und Kinder strömten herbei, um sie zu begrüßen. Manannan setzte sich auf einen Felsen und sah zu, wie Elodan, Llaw, Errin und Ubadai zur Höhle hinaufritten.
    »Es ist schön, dich gesund wieder zu sehen«, begrüßte ihn Elodan, während er aus dem Sattel glitt. »Ist eure Mission gut verlaufen?«
    »Er ist in der Höhle«, antwortete Manannan.
    »Was ist mit

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