Ritter des dunklen Rufes
Baum stürzte, dann ein dritter. Panik ergriff die Kolonne, und die Reiter zerrten an ihren Zügeln und versuchten, sich einen Weg abseits des Pfades zu suchen. Pfeile hagelten aus dem Unterholz. Bavis war verloren. Das Krachen der stürzenden Bäume, die erbarmungswürdigen Schreie derer, die sterbend in der Falle saßen, das Chaos des Hinterhalts, führten dazu, dass er nicht mehr klar denken konnte.
»Zurück!« schrie er. »Rückzug!« Aber sie konnten nirgends hin. Ein Pfeil glitt von seiner Brustpanzerung ab und riss ihm die Wange auf.
Er musste hier weg! Er zerrte an den Zügeln und fand sich den sechs Rittern gegenüber, die kehrtgemacht und sich wieder zum Angriff bereit gemacht hatten. Bavis stieß seinem Pferd die Fersen in die Flanken und verließ den Pfad. Ein Bogenschütze war plötzlich vor ihm, doch er zog dem Mann sein Schwert quer übers Gesicht.
Jetzt hatte er freie Bahn und eilte auf das Sicherheit verheißende offene Gelände zu. Er warf einen Blick zurück und sah, dass ihm ein einzelner Ritter folgte. Sein Pferd stolperte, fand sein Gleichgewicht wieder und stürmte weiter. Das Tier schwitzte stark, und Schaum stand auf seinem Hals, der Angriff bergauf hatte es zuviel Kraft gekostet. Bavis sah sich noch einmal um … der Ritter holte auf.
»Gütige Götter im Himmel, rettet mich«, flehte er, als sein Hengst über einen umgestürzten Baum setzte und in das offene Gelände hinausgaloppierte. Weit entfernt vom Kampfgetümmel lenkte Bavis sein Pferd auf den Fluss unten im Tal zu. Wenn er es nur bis zum Fluss schaffte, konnte er dem Ritter in dem dichten Unterholz am anderen Ufer entkommen.
Ein weiterer Blick hinter sich zeigte ihm, dass der Ritter den Abstand zwischen ihnen zwar noch nicht verringert hatte, dass er aber immer noch da war – grimmig und tödlich.
Bavis’ Hengst preschte durch den Fluss und erklomm mühsam das jenseitige Ufer. Der Ritter war jetzt näher hinter ihm. Bavis duckte sich tief im Sattel, um den tiefhängenden Zweigen auszuweichen. Der Pfad wurde schmaler und gabelte sich. Er brachte sein Pferd zum Stehen und sprang aus dem Sattel, dann schlug er dem Tier heftig gegen den Leib. Es galoppierte davon, und der General warf sich ins Gebüsch. Er hörte, wie der Ritter vorbeikam, dann stand er auf und kämpfte sich tiefer in den Wald vor. Der Hinterhalt war furchtbar gewesen, und er begriff allmählich die schrecklichen Auswirkungen, die dies auf seine Laufbahn haben würde. Seine dreißig Turmas waren völlig vernichtet worden, daran hegte er keinen Zweifel. Der König würde es nicht gerade freundlich aufnehmen, dass seine besten Lanzenträger von einer Bande Bauernlümmel ausradiert worden waren. Bavis setzte sich auf einen großen Stein. Er hatte es vielleicht geschafft, dem Feind zu entkommen, aber sein Leben wäre verwirkt, wenn er nach Mactha zurückkehrte.
Es war alles höchst ärgerlich. Der Erfolg seiner Raubzüge im Wald hatte ihn eingelullt und ihm ein trügerisches Gefühl der Sicherheit vorgegaukelt. Er war überzeugt, dass es keine Rebellenarmee gab. Warum in Teufels Namen hatte er bergauf angreifen müssen?
Seine Gedanken wurden unterbrochen, als eine junge Frau auf die Lichtung trat. Sie war außergewöhnlich schön, mit langem, goldenem Haar, durch das sich seltsamerweise silberne Strähnen zogen.
»Hast du dich verirrt?« fragte sie und ging auf ihn zu. Er war von der sinnlichen Anmut ihrer Bewegungen fasziniert.
»Ja. Woher kommst du?«
Sie kam dicht an ihn heran und streckte die Hand aus, um seinen nackten Arm zu berühren. Ein Schauer reiner Lust durchrieselte ihn, als ihre Finger sein Fleisch streichelten. Sein Mund war trocken, und die Ritter waren vergessen.
Seine Hände machten sich an ihrer Tunika zu schaffen.
Wie seltsam, dachte er, dass ihn selbst in einer solchen Situation die Erregung überkam.
Morrigan schlang einen Arm um seinen Hals und zog ihn zu sich herab.
Elodan wandte sich ab, als Grunzer einem verwundeten Soldaten die Kehle durchschnitt.
»Seid Ihr zimperlich, Herr Ritter?« fragte der Anführer der Geächteten.
»Ja«, gab Elodan zu. »Abschlachten gehörte nicht zu meiner Ausbildung.«
Grunzer lachte. »Wer hätte das gedacht? Deine Strategie war perfekt – nur einer ist entkommen.«
Überall waren die Rebellen dabei, den Toten Rüstung und Schwerter abzunehmen. Dreißig Pferde hatten das Massaker überlebt, sie wurden mit Waffen und Rüstungen beladen und zurück in das Lager hoch in den Bergen gebracht.
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