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Ritter des dunklen Rufes

Titel: Ritter des dunklen Rufes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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schwächere Seite – zuschlagen und uns wieder zurückziehen, sie treffen, wo wir nur können. Und sie so glauben machen, dass wir zehn- bis zwanzigmal mehr Truppen haben, als es tatsächlich der Fall ist. Und während der ganzen Zeit wird sich unsere Anzahl vergrößern.«
    Llaw ergriff das Wort. »Wir müssen noch etwas berücksichtigen: Vorräte. Wir haben den Wald und das Wild, dazu viele Schafe. Der König hat zehntausend Mann, die er von Süden her versorgen muss. Wir müssen hinter ihren Linien ein Überfallkommando haben. Leere Bäuche sorgen für Unzufriedenheit.«
    »Ich werde diesen Trupp anführen«, erklärte Roem. »Es ist mein Herzogtum, und ich kenne alle Straßen. Gebt mir fünfzig Männer, wir werden vom Land leben und sie zwingen, sich Rückendeckung zu verschaffen.«
    »Du wirst auf dich allein gestellt sein«, erklärte Lámfhada. »Wir können dir nicht helfen.«
    »Hab keine Angst um mich, Waffenmeister. Ich bin noch nicht bereit zu sterben.«
    »Gut«, stimmte Elodan zu. »Such dir fünfzig Männer und bilde sie aus. Du hast zehn Tage Zeit.«
    »Was machen wir anderen?« fragte Manannan.
    »Euer Tag kommt noch«, sagte Lámfhada, ohne die anderen anzusehen.
     
    Morrigan saß unter den Sternen, ihre Erinnerungen waren lebhaft und schmerzlich. Ihre Liebe zu Samildanach schien einem anderen Zeitalter anzugehören, als die Welt noch jung und Unschuld eine Freude war. Ihre sechs Jahre in der Stadt der Vyre hatten diese Unschuld in Blut und Lust und Sittenlosigkeit ertränkt. Sie konnte sich nicht mehr an die unzähligen Männer und Frauen erinnern, die ihr Bett geteilt hatten, oder an ihre Gesichter. Alles, woran sie sich deutlich erinnerte, war der Geschmack von Ambria und die lodernde Kraft, die es durch ihre Glieder strömen ließ. Sie hatte Manannan erzählt, dass Samildanach ihrer überdrüssig geworden war, aber das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Angesichts der zahllosen Zerstreuungen der Vyre hatten sie sich auf der Suche nach immer neuen Empfindungen, Vergnügungen und Schmerzen voneinander entfernt.
    Jetzt behauptete Manannan, sie zu lieben. Aber er wusste nicht … er liebte die Frau, die sie einst gewesen war. Sie erschauerte, als der Nachtwind von den schneebedeckten Gipfeln herunterfuhr.
    Der General war schnell gestorben, sein Körper war eingeschrumpft, während sein Leben sie erfüllte. Er hatte nicht einmal gemerkt, dass er starb. Sie hatte die leere Hülle aus Haut und Knochen liegengelassen, wo sie war. Wie bald würde sie wieder Nahrung brauchen? In einem Tag? In zweien?
    Sie hörte Grunzer neben dem Feuer schnarchen. Abscheulicher kleiner Mann! Du wirst der nächste, versprach sie sich. Aber danach? Manannan? Llaw Gyffes? Oder nur ein weiterer Unschuldiger, wie der Mann mit dem verletzten Knie?
    War das Leben so wunderbar, dass sie es nicht ertragen konnte, es hinter sich zu lassen?
    Sie kannte die Antwort darauf. Natürlich war es das. Zu sehen und zu hören, zu atmen und zu fühlen – wie konnte irgendjemand ertragen zu sterben?
    »Kannst du nicht schlafen?« fragte Grunzer, richtete sich auf und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. »Verdammte Läuse«, knurrte er. »Nichts kann sie vertreiben.«
    »Versuch es mal mit gelegentlichem Baden.«
    »Was tust du?«
    »Ich denke nach.«
    »Schläfst du denn nie? Wieso hast du dann überhaupt noch Kraft?«
    »Ich ziehe sie aus der Gesellschaft von Männern, Grunzer. Merkwürdigerweise fühle ich mich im Moment ziemlich schwach.«
    Er grinste sie an. »Das ist das erste Mal, dass du eine Spur von Humor zeigst, Morrigan. Vielleicht beginnst du sogar, mich zu mögen. Warum fangen wir nicht noch einmal von vorne an? Komm zu mir, ich gebe dir etwas Kraft.«
    »Sei auf der Hut, Grunzer. Ich könnte es tatsächlich tun.«
    Er gähnte und stand auf. Sie wandte sich ab, als er gegen einen Baum pinkelte. »Wen sollen wir aufsuchen?« fragte er.
    »Der Anführer heißt Bucklar. Du wirst ihn mögen, Grunzer – er hat sein Revier so aufgebaut wie du deines, mit Blut und Mord. Ich glaube, deswegen hat Elodan gedacht, du wärst der richtige, um mich zu begleiten. Glaubst du, Bucklar wird Männer schicken, um Llaw zu helfen?«
    »Kommt drauf an. Wenn er sich durch den König bedroht fühlt, ja. Wenn er glaubt, er wäre sicher, wird er abwarten – und wenn die anderen Anführer ihre Männer schicken, wird er ihr Land überfallen und seinen Machtbereich ausdehnen.«
    »Dann ist es doppelt wichtig, dass er uns hilft. Denn ohne ihn

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