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Ritter des dunklen Rufes

Titel: Ritter des dunklen Rufes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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werden sich auch die anderen Anführer zurückhalten.«
    »Wohl wahr, meine Dame.« Er begann, in seine Beinkleider zu steigen.
    »Ich dachte, du wolltest mich«, meinte Morrigan, stand auf und ging zu ihm.
    »Wollte ich auch«, gab Grunzer grinsend zu. »Aber du hast mich ja nicht aufgefordert. Der Morgen graut, wir sollten aufbrechen.«
     
    Samildanach ging zu dem Sarg und blickte in das Gesicht seines ältesten Freundes. Sein Zorn war verflogen, und er spürte eine entsetzliche Leere tief in seinem Innern. Er wusste, dass er Cairbre geliebt hatte wie einen Bruder, aber das war so lange her – vor dem Kreuzzug, vor den Vyre, vor der Morgendämmerung des Neuen Zeitalters. Jetzt suchte er nach dieser Liebe und fand nichts. Alles, was er sah, war ein blasser Leichnam, dessen Hände über der roten Brustplatte gefaltet waren.
    Die anderen Ritter kamen heran, stellten sich im Kreis um den Sarg und betrachteten den Toten, und Samildanach sah von einem Gesicht zum anderen. Alle zeigten denselben Ausdruck. Ein Schauer überlief den Ersten Ritter.
    »Wir alle wissen«, erklärte Samildanach, »warum unser Bruder gestorben ist. Er hat nicht mehr die Nahrung zu sich genommen, nach der sein Körper verlangte, er war körperlich geschwächt. Ich weiß nicht, warum Cairbre so handelte, wie er es tat, aber es sollte eine Lektion für uns alle sein. Unser Kreuzzug ist heilig. Wir müssen die Zivilisation und die Macht der Gabala wiederherstellen und der Welt die Wunder der Vyre zeigen.« Seine Worte wirkten schal und hallten in dem hohlen Grabgewölbe wider. Wieder sah er Manannan auf den Kampfplatz reiten, in seiner funkelnden silbernen Rüstung.
    Sie waren Freunde gewesen …
    Freunde? Die Vorstellungen von Freundschaft, Liebe, Bruderschaft wirbelten durch seine Gedanken wie Rauchfetzen, nahe, doch ungreifbar.
    »Geht es dir gut, Samildanach?« fragte Edrin.
    »Ja. Ich fühle, es sollte Worte geben, die wir über unseren toten … Freund sprechen könnten. Aber mir fallen keine ein.«
    »Dann lass uns den Deckel schließen und gehen«, sagte Bersis. »Hier ist es kalt und ungemütlich.«
    »Ja«, flüsterte Samildanach. »Schließt den Deckel.« Er wandte sich ab und ging zur Treppe. Er war der größte der Ritter, breitschultrig und schmalhüftig, und selbst in der Rüstung waren seine Bewegungen geschmeidig und sicher. Er führte die Ritter in den Oberen Raum, wo sie an dem ovalen Eichentisch Platz nahmen.
    »Es ist Zeit«, erklärte Samildanach, »die Stärke des Feindes einzuschätzen. Der junge Zauberer hat eine Sperre um den Wald gelegt, und jetzt ist der Moment gekommen, sie zu durchbrechen. Gebt mir eure Kraft, meine Freunde.«
    Die Ritter senkten die Köpfe, und Samildanach spürte, wie Kraft in ihn strömte. Er stand auf, entfernte sich von dem Tisch, hob die Arme und rief das Rot. Seine rechte Hand fuhr mit einer schneidenden Bewegung durch die Luft, die sich teilte wie ein zerrissener Vorhang. Ein kalter Windhauch wisperte durch den Raum. Samildanach öffnete den Vorhang noch weiter und erblickte den nächtlichen Wald am Meer. Dann trat er durch die Öffnung und schloss sie hinter sich. Er befand sich auf einer Lichtung an einem rasch dahineilenden Fluss. Schweigend machte er sich auf den Weg zum nächsten Hügel und betrachtete prüfend die mondbeschienene Landschaft. Eine Meile nördlich von ihm lag das Dorf von Llaw Gyffes. Samildanach setzte sich mit gekreuzten Beinen ins Gras und schloss die Augen. Sein Geist stieg zum Nachthimmel empor. Als er sich die silberne Rüstung der Gabala-Ritter vorstellte, spürte er die Anziehungskraft ihrer Magie. Er fand sich nahe einer Höhle schweben. Darin brannte leise ein Feuer, er konnte sogar schlafende Gestalten sehen. Er erkannte den Herzog von Mactha und Manannan, die anderen kannte er nicht. Er verließ die Szene und stieg wieder empor. Dieses Mal zog ihn die Kraft weit nach Westen, und er kam in ein Langhaus, in dem eine schimmernde Gestalt stand, umgeben von Scharen von Kriegern. Der Ritter erzählte den Männern von vergangener Herrlichkeit und großen Helden. Seine Stimme war eindringlich, und Samildanach sah, wie die Farben in der Halle aufblühten.
    Der hier stellte eine Gefahr dar …
    Wieder stieg er auf, reiste nach Osten und Norden. Hier, in einer Senke, fand er Morrigan und einen untersetzten, hässlichen Bauern. Samildanach schrak vor dem Mann zurück. Das sollte der Feind sein? Dies waren die Männer, die jetzt das Silber trugen? Zorn flammte in ihm auf.

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