Ritter des dunklen Rufes
sofort deutlich, dass er dagegen war.
Lámfhada erhob sich. »Wir dürfen es nicht leichtfertig abtun. Es könnte – wie Samildanach sagt – viele hundert Leben retten. Kannst du ihn schlagen, Manannan?«
»Ja, ich glaube, ich kann es. Aber ich bin nicht sicher.«
»Wir sollten noch einen anderen Punkt bedenken«, warf Elodan ein. »Wenn er verliert und sein Wort bricht, wird es unsere Sache nur stärken. Wenn er gewinnt, können wir uns auflösen und uns vielleicht später wieder neu formieren.«
»Ich glaube, ihr überseht dabei etwas sehr Wichtiges«, sagte Errin sanft. »Wir sind die Ritter der Gabala. Wir können nicht eine solche Herausforderung ablehnen und gleichzeitig den Anspruch auf unseren Titel aufrechterhalten. Samildanach weiß das. Wenn wir uns weigern, werden wir als Hochstapler verschrien, und dann war Nuadas Tod und der aller anderen umsonst. Wie groß das Risiko auch sein mag, wir müssen es eingehen und auf Manannans Fähigkeiten vertrauen.«
Elodan nickte zustimmend. »Danke, Errin. Du hast natürlich recht. Es spielt keine Rolle, ob Samildanach aufrichtig ist. Ich bezweifle, dass er es ist, aber wir müssen gegen ihn kämpfen. Lámfhada, bist du einverstanden?«
»Ja. Reite zurück zu ihm, Manannan. Sag ihm, dass der Zweikampf morgen stattfindet.«
Manannan schüttelte den Kopf und seufzte. »Wie ihr wollt«, sagte er. Er schwang sich in den Sattel und kehrte ins Tal zu Samildanach zurück.
»Morgen, zwei Stunden nach Sonnenaufgang«, erklärte der Einstige Ritter.
»Dann ist die Herausforderung angenommen?«
»Ja. Ich werde hier sein.«
»Du, Manannan?« sagte Samildanach mit einem breiten Grinsen. »Aber so wird es nicht sein. Ich halte mich an die Regeln der Gabala. Ich bin der Erste Ritter des Rot und deshalb werde ich selbstverständlich gegen den Ersten Ritter der Gabala kämpfen.«
»Was ist das für ein gemeiner Trick?« tobte Manannan. »Elodan ist ein Krüppel – wie du sehr wohl weißt.«
»Es ist nicht an mir, die Wahl Eures Anführers zu kritisieren. Aber du kennst die Regel des Schwerts: Meine Herausforderung muss durch den mir Gleichrangigen beantwortet werden. Wenn du mich jetzt allerdings bitten möchtest, meine Herausforderung zurückzuziehen, werde ich über diese Bitte nachdenken.«
»Und sie dann ablehnen?«
»Natürlich. Ich habe die Herausforderung gestellt, sie wurde angenommen. Es wäre niederträchtig von dir, dich jetzt zurückzuziehen.«
»Wie kann jemand wie du ein Wort wie niederträchtig auch nur in den Mund nehmen? Du bist ein Wesen der Dunkelheit, ein Diener von Dämonen. Du hast dich von allem abgewandt, was anständig und heilig ist.«
»Hör auf zu predigen, Manannan. Geh nach Hause … in dein Schlammloch, und sag Elodan, ich erwarte ihn hier morgen früh zwei Stunden nach Sonnenaufgang.«
Lámfhada saß abseits der Ritter, beobachtete die Sterne und spürte den Atem des Nachtwindes. Unterhalb von ihm in einer geschützten Senke bereitete sich Elodan auf den kommenden Kampf vor. Er war auch allein und kniete im Gebet. Lámfhadas Herz war schwer, und seine Gedanken waren voll düsterer Vorahnungen. Man hatte sie hereingelegt, und jetzt mussten sie die Folgen tragen. Elodan hatte die Nachricht gut aufgenommen, er war aufgestanden und hatte Manannans Zornesausbruch Einhalt geboten.
»Genug, Manannan, mein Freund. Es steht einem Ritter nicht gut an, sich seinem Zorn in aller Öffentlichkeit zu überlassen. Samildanach handelt völlig korrekt, und ich werde dort sein und mich ihm stellen.«
Lámfhada hörte das Rascheln von Fledermausflügeln und sah zu, wie sie auf der Suche nach Insekten am Nachthimmel kreisten. Er schauderte und zog seinen Umhang fester um sich. Im vergangenen Herbst war er ein Sklave gewesen, der verzweifelt versuchte, einen Vogel aus Metall herzustellen. Jetzt war er der Waffenmeister und der Dagda, der Wächter der Farben. Es war alles zuviel, und heute spürte er besonders deutlich, wie jung er noch war.
Vor ihm begann es schimmernd zu glühen, und eine leuchtende Gestalt erschien vor ihm.
Lámfhada sah zu, wie die Vision an Substanz gewann, und wusste nicht, ob er sie ansprechen oder davonlaufen sollte. Als das Gesicht materialisierte, schrak Lámfhada zurück. Er versuchte zu entkommen, doch eine starke Hand ergriff seinen Arm.
»Lauf nicht vor mir weg, Kind«, sagte Samildanach. »Ich will nur mit dir reden.«
»Was willst du?«
»Als du schon fast in meine Falle gegangen warst und meine Hände sich um
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