Ritter des dunklen Rufes
Ritter.
»Im oberen Schlafgemach des Herzogs, Herr. Er hat eine Frau bei sich.«
»Dann warte ich«, sagte Samildanach. »Bring mir Wein.«
»Ja, Herr. Es dauert vielleicht länger als üblich, die Frau ist außergewöhnlich schön.« Mahan grinste.
»Außergewöhnlich? Hier in Mactha? Wie erstaunlich.«
»Ja, Herr. Ich glaube, der König hat selten mehr Glück gehabt. Ich fand sie, wie sie vor dem Schloss wartete, sie saß einfach am Straßenrand.«
»Beschreibe sie«, bat Samildanach.
»Hochgewachsen, mit herrlichem blonden Haar. Sie ist noch jung, aber es hat schon silberne Strähnen …«
»Bei den Göttern!« rief Samildanach. Sein Schwert ziehend, rannte er, zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinauf. Er erreichte den oberen Korridor und lief zum Schlafgemach, doch die Tür war verschlossen. Er trat zurück und warf sich gegen das massive Schloss, die Tür sprang auf. Samildanach stürzte hinein …
Der grässlich eingefallene Leichnam des Königs lag auf dem Bett. Morrigan saß nackt auf dem Fußboden, aus den tiefen Kratzern in ihren Handgelenken tropfte Blut, das sich in Lachen zu ihren Füßen sammelte.
Samildanach ließ sein Schwert fallen und ging zu ihr. »Warum?« flüsterte er.
Sie versuchte, ihre Augen auf ihn zu richten. »Warum? Siehst du denn nicht, was … aus uns geworden ist? Oh, Samildanach! Wir verderben alles, was wir berühren.« Sie sackte zusammen, und er fing sie auf und zog sie an sich. Ihr Kopf fiel gegen seine Schulter. »Ich liebte dich«, sagte sie, »mehr als mein Leben. Und jetzt … weiß ich nicht einmal mehr, was das bedeutet.«
»Rede nicht so viel. Lass mich deine Hände verbinden, wir können dein Leben noch retten.«
»Da gibt es nichts zu retten. Ich bin schon in der Stadt der Vyre gestorben, als ich eine Untote wurde – genau wie du, mein Liebster.«
»Du verstehst das nicht. Wir bauen uns eine neue Gabala auf … neu …«
»Erinnerst du dich daran, dass du mich geliebt hast?«
»Ich erinnere mich.«
»Nicht bei den Vyre, sondern vorher. Im Garten, an jenem Abend, als ihr durch das Tor gegangen seid. Erinnerst du dich?«
»Ja. Das war in einem anderen Zeitalter.«
»Was ist nur mit jenem glorreichen, jungen Ritter geschehen …?«
»Er ist immer noch hier, Morrigan. Er ist … Morrigan? Morrigan!« Er ließ sie behutsam zu Boden gleiten und schloss ihr die Augen.
21
Es dauerte zwei volle Tage, bis die Armee des Königs marschbereit war. Die Infanterie schob sich in geschlossener Schlachtreihe mit vorgehaltenen Schilden durch das lang gestreckte Tal. Sie bildeten vier große Rechtecke.
Manannan, Elodan und die anderen Ritter hielten sich nördlich der vorrückenden Armee. Ihre Stimmung war gedrückt. Llaw hatte Späher nach Osten und Westen geschickt, um die Stärke der feindlichen Kavallerie abzuschätzen, und der erste Bericht war rasch eingetroffen. Nahezu zweitausend Reiter drangen von Westen her vor. Aus dem Osten hörten sie nichts.
»Wir müssen uns zurückziehen«, sagte Manannan. »Wir sind zu wenige, um diese Formation aufzubrechen.«
Widerwillig stimmte Llaw zu.
Ein Waldbewohner kam herbeigelaufen, sein Gesicht war gerötet, die Augen strahlten vor Aufregung.
»Llaw! Llaw!« rief er. »Die Lanzenträger sind geschlagen!«
»Was? Was sagst du da?«
»Fünftausend Rebellen, angeführt von einem Mann namens Ramath. Sie haben die Lanzenträger zerschmettert und sind jetzt auf dem Weg hierher.«
»Ramath? Ich habe nie von ihm gehört.«
»Der ganze Wald nördlich von uns brodelt von Neuigkeiten über ein Wunder – es hat mit Nuada und dem Baum des Lebens zu tun. Ich verstehe nicht alles – aber sie sind hier!«
»Wo?« fragte Manannan, und der Mann wies auf die Hügel im Osten, wo bewaffnete Männer aus dem Wald strömten und die Hänge hinunter auf den Feind zuliefen.
»Verdammt!« rief Elodan. »Sie werden in Stücke gehauen werden!«
»Blas zum Angriff!« befahl Llaw. »Wir greifen sie von allen Seiten an.«
»Wenn sie ihre Formation halten, werden wir aufgehalten wie Wasser von einem Damm.«
»Dann bete, dass sie es nicht tun«, sagte Llaw. »Vorwärts!« Er gab seinem Hengst die Sporen, die anderen Ritter folgten ihm, dahinter kamen etwa achtzig Reiter in erbeuteten Rüstungen.
Mitten in der ersten Formation sah Okessa die Angreifer und erbleichte, es waren Tausende. »Zurück! Zurück!« schrie er, und die Formation geriet ins Stocken. Sie hörten die Panik in der Stimme des Herzogs, und dies, zusammen mit den
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