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Ritter des dunklen Rufes

Titel: Ritter des dunklen Rufes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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nach dem Großen Speer richtete.
    Als er nahezu erschöpft war, fand er eine Höhle, in der er sich zwei Stunden ausruhte und von einem kleinen Feuer wärmen ließ. Dann zog er weiter.
    Am späten Nachmittag des nächsten Tages erreichte er einen Hügel, von dem aus er die Palisaden des Lagers in greifbarer Nähe sehen konnte. Geschwächt von Hunger und Kälte, rutschte er den Hügel hinab. Llaw Gyffes sah ihn von der Palisade herab und kam ihm zur Begrüßung entgegen.
    »Willkommen zurück«, sagte Llaw. »War es ein schöner Spaziergang?«
    »Da draußen sterben Menschen, Llaw, sie verhungern. Wir müssen ihnen helfen.«
    »Zuerst müssen wir dir helfen, Sagendichter. Du bist kreidebleich.« Er brachte ihn zu Arians Hütte, wo das Mädchen neben der Feuerstelle saß. Sie stand auf, als er eintrat, und lachte ihn an.
    »Ah, der große Jäger ist wieder zurück! Hast du etwas mitgebracht? Außer Frostbeulen?«
    Llaw half Nuada aus seinen steifgefrorenen Kleidern und begann, die Haut des Dichters zu reiben, damit das Blut wieder zirkulierte. Arian wärmte ein Handtuch am Feuer und legte es dann Nuada aufs Gesicht. Er legte sich zurück, während sie ihn versorgte, und schloss die Augen … als er erwachte, saß Llaw an seinem Bett.
    »Da draußen im Wald sitzen zweihundert Menschen in der Falle«, erzählte Nuada. »Es sind Nomaden. Sie haben nichts zu essen, und es gibt keinen Weg nach Cithaeron.«
    »Dumm, um diese Zeit fliehen zu wollen«, meinte Llaw.
    »Ich denke, es hieß, entweder das oder sterben«, sagte der Barde. »Wir müssen ihnen helfen.«
    »Warum? Ich weiß nichts über sie.«
    »Warum? Was meinst du mit warum? Es sind Menschen, Llaw. Wie du und ich.«
    »Nein, sind sie nicht. Ich sitze warm und sicher in einer Hütte, und ich habe zu essen. Ich sitze nicht in der Falle.«
    »Dann gehe ich zu Grunzer«, empörte sich Nuada und schwang sich aus dem Bett. Er ging nackt zum Feuer, vor dem seine Kleider trockneten.
    »Ein hübscher Anblick«, meinte Arian. »So ein hübscher, fester Hintern.« Langsam drehte er sich zu ihr um.
    »Mach ruhig Witze, Arian. Lache, während Säuglinge erfrieren. Lache, während Frauen über ihren Tod weinen.«
    Ihr Lächeln schwand. »Ich lache nicht über sie«, sagte sie.
    »Nein, du denkst nicht einmal an sie. Du ekelst mich an – ihr beide. Ihr seid auch nicht besser als der König, ihr seid sogar noch schlimmer. Er verurteilt sie zum Tode, um sich ihr Vermögen anzueignen, ihr verurteilt sie ohne jeden Grund.«
    Er zog sich an und stapfte durch den Schnee zur Halle, wo sich etwa vierzig Männer aufhielten – sie aßen, tranken und erzählten Geschichten. Seine Ankunft wurde mit Jubel begrüßt, und er winkte den Männern zu und baute sich dann vor Grunzer auf.
    »Ich bin froh, dass du noch lebst«, sagte der Gesetzlose. »Ich habe dich vermisst.«
    Er erzählte Grunzer von den Nomaden, die draußen im Wald starben, und der Mann zuckte die Achseln. »Sie haben sich eine schlechte Zeit ausgesucht, um davonzulaufen. Trotzdem, in ein paar Tagen hört es vielleicht auf zu schneien. Einige von ihnen werden durchkommen.«
    »Willst du ihnen nicht helfen, Herr?«
    »Gibt es einen Grund, warum ich sollte? Können sie mich bezahlen?«
    »Das weiß ich nicht. Aber sag mir – jener magische Moment, von dem wir sprachen, wie viel war er wert?«
    Grunzers Augen wurden schmal. »Was hat das damit zu tun?« flüsterte er. »Ich war betrunken … weich im Kopf. Ich bedaure, was ich gesagt habe.«
    »Dann nenn mir einen Preis für deine trunkenen Worte. Wie viel Geld ist eine solche Erinnerung wert? Zehn Raq? Zwanzig? Tausend?«
    »Du weißt die Antwort«, zischte Grunzer. »Sie ist unbezahlbar.«
    »Und damit, Herr, können dich diese Leute bezahlen. Keine Ungeheuer zu erschlagen. Keine mutigen Taten. Nur ein Geschenk für jene, die es brauchen.«
    »Und du, Nuada, was gibst du?«
    »Ich habe nichts.«
    »Du hast die zwanzig Raq, die ich dir für deine Überfahrt nach Cithaeron gab. Willst du damit für Getreide bezahlen?«
    »Ja, natürlich, aber …« Nuada blinzelte, als Grunzer die Hand ausstreckte, öffnete dann aber die lederne Hüfttasche und zählte die Münzen vor.
    Grunzer legte das Gold beiseite und beugte sich vor. »Und wirst du im Wald bleiben, bis ich dir erlaube zu gehen?«
    »Bleiben? Ich …« Er sah den Ausdruck finsteren Triumphes in Grunzers Augen und schluckte schwer. In Cithaeron könnte er wieder reich sein und in einem Palast leben, mit schönen Frauen, die

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