Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ritter des dunklen Rufes

Titel: Ritter des dunklen Rufes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
Vom Netzwerk:
Strad. Er suchte den Boden nach Spuren ab.
    »Was gefunden?« fragte Givan.
    »Nein. Aber ich kann Rauch riechen. Du nicht?«
    Sheera fuhr herum. Das Feuer, das sie für erloschen gehalten hatte, begann zu glimmen.
    Gerade als sie sich umdrehen und sich darum kümmern wollte, hörte sie draußen einen entsetzlichen Schrei, und sie presste ihr Gesicht gerade rechtzeitig an die Zweige, um ein riesiges Wesen zu sehen, das über Strad herfiel. Es schien von weißgrauem Fell bedeckt zu sein, aber sie konnte nur die dicken Beine und einen Teil des Fells sehen. Etwas spritzte auf ihr Gesicht und ihre Hände, und als sie hinsah, stellte sie fest, dass es Blut war. Strads Körper fiel dicht vor ihr zu Boden, der Kopf war von den Schultern gerissen.
    Sie konnte Givan »Nein! Nein!« schreien hören. Aber darauf folgte ein tiefes, grollendes Knurren, dann das Geräusch von Knochen, die zerbissen wurden und splitterten.
    Vorsichtig zog Sheera sich in ihren Unterschlupf zurück und legte, so leise sie konnte, Zweige auf das glimmende Feuer und fachte es an. Die Zweige links von ihr gerieten in Bewegung, und sie hörte, wie das Ungeheuer auf der anderen Seite schnüffelte. Sie zwang sich, ruhig zu bleiben und arbeitete weiter an ihrem Feuer. Eine kleine Flamme züngelte an dem Holz hoch und wurde größer. Sie nahm einen trockenen Zweig und hielt ihn an die Flamme. Schnee rieselte in ihren Unterschlupf, als das Untier seine Schnauze hineinsteckte. Mit großer Vorsicht nahm Sheera den qualmenden Zweig aus dem Feuer und drehte sich um. Sie hielt ihn hoch, dorthin, wo sie fast den Kopf des Ungeheuers sehen konnte. Beißender Rauch drang in die Nüstern des Wesens, es schnaubte heftig und wich abrupt zurück.
    Sheera legte den Zweig wieder ins Feuer und wartete. Sie konnte hörten, wie es neben dem Unterschlupf fraß. Doch würde es zurückkommen?
     
    Nuada wurde kurz vor Morgengrauen durch eine raue Hand geweckt, die ihn an der Schulter rüttelte. Er setzte sich auf, die Augen noch verschlafen, der Kopf dröhnend von zuviel Bier. Auf dem Tisch neben dem Bett stand eine Öllampe, und er erkannte Grunzers gedrungene Gestalt neben sich.
    »Was … warum bist du hier?« fragte Nuada. Sein Mund war trocken, und er griff nach dem Krug neben seinem Bett; er enthielt schales Bier, aber selbst das war ihm willkommen. Er schauderte. Draußen schneite es heftig, und ein kalter Wind fuhr durch die Ritzen des grobgezimmerten Türrahmens. Er zog sich die Decke bis zu den Schultern hoch. »Stimmt etwas nicht?«
    »Nein«, antwortete der Mann. »Jedenfalls glaube ich das nicht. Du hast heute Abend gut erzählt. Ich konnte nicht schlafen, da dachte ich, wir könnten reden.«
    Nuada schwang sich aus dem Bett und ging zu einem eisernen Becken hinüber, in dem das Feuer gerade zu erlöschen drohte. Er schürte es, legte Zweige und kleine Äste nach, bis es wieder aufflammte, dann fügte er größere Scheite hinzu.
    Grunzer saß still, ohne irgendetwas Bestimmtes anzublicken. Nuada ging zum Bett zurück und wartete. Der Führer der Gesetzlosen hatte sein Seidenhemd wieder abgelegt und trug nun die vertraute braune Lederweste der Waldbewohner.
    »Was beunruhigt dich, Herr?«
    »Nichts. Ich fürchte nichts. Ich will nichts. Ich bin kein Narr, Nuada. Ich weiß, wenn du gewollt hättest – hättest du aus mir einen Schurken, ein Schwein oder einen mörderischen Hund machen können. Die Männer, die mich gefeiert haben, hätten ebenso leicht dazu gebracht werden können, mich zu hängen. Ich weiß das … und ich weiß, dass ich kein Held bin. Ich weiß …«
    Nuada schwieg, während Grunzer sich durch sein kurzgestutztes Haar fuhr und sein rundes, hässliches Gesicht rieb. »Weißt du, was ich sagen will?«
    Nuada nickte, sagte jedoch noch immer nichts. »Mir hat deine Geschichte Spaß gemacht«, sagte Grunzer, wobei seine Stimme zu einem Flüstern herabsank. »Es hat mir Spaß gemacht, dass man mir zugejubelt hat. Und jetzt fühle ich mich … ich weiß nicht, wie ich mich fühle. Etwas traurig, vielleicht. Verstehst du?« Seine dunklen Knopfaugen fixierten Nuada.
    »Ist es immer noch ein gutes Gefühl?« fragte der Dichter.
    »Ja und nein. Ich habe viele Menschen getötet, Nuada, ich habe geraubt und betrogen, ich habe gelogen. Ich bin kein Held, das Feuer drohte alles zu zerstören, was ich aufgebaut hatte. Und das Ungeheuer? Ich wollte das Mädchen beeindrucken. Ich bin kein Held.«
    »Ein Mann ist, was er sein will«, sagte Nuada sanft. »Es gibt

Weitere Kostenlose Bücher