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Ritter-Geist

Titel: Ritter-Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
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schliefe.
    Doch am Morgen war sie immer noch da. In dieser Nacht hatte sie nicht versucht zu fliehen.

11
Schwert und Stein
    Wir waren nur noch eine Tagesreise von Schloß Roogna entfernt. »Ihr wißt doch, daß ich dort nicht hin will«, erinnerte mich Thr e nodia, und ihre Augen waren sehr groß und sehr dunkel.
    »Das weiß ich.«
    »Ihr wißt, daß Schloß Roogna dann fallen wird.«
    »Das weiß ich nicht. Ihr könntet schließlich auch lügen.«
    »Ich könnte äußerst freundlich zu Euch werden, wenn Ihr unsere Ankunft nur um eine Weile hinausschieben würdet. Das würde Euch überhaupt nicht wie eine Lüge erscheinen.«
    »Ich weiß.«
    »Ich könnte Euch sogar wirklich gern haben, wenn…«
    »Ich weiß nicht. Ihr würdet alles mögliche sagen, nur um Euren Willen zu bekommen.«
    »Laßt mich Euch doch mal zeigen, wie freundlich ich sein kann, wenn ich nur will.«
    »Dann wäre ich ein Narr.« Natürlich war ich ein Narr, denn ich fühlte mich schwer in Versuchung. Vielleicht war sie ja eine völlig selbstsüchtige, lügnerische Dämonenkreatur, aber sie war schön, und Barbaren schätzen körperliche Schönheit mehr als geistige. Also wies ich ihre Annäherungsversuche zurück, nicht weil ich mich vor ihrem Körper fürchtete, sondern weil ich mich davor fürchtete, was ihr Körper meinem Geist antun könnte. Doch me i ne Standfestigkeit geriet bereits ins Wanken.
    »Ich kann immer noch meine Gestalt verwandeln und Euch en t kommen«, meinte sie.
    »Aber ohne meinen Arm und mein Schwert, die Euch schützen, seid Ihr den Ungeheuern von Xanth ausgeliefert«, wandte ich ein. »Deswegen versucht Ihr es auch nicht mehr. Vielleicht gibt es hier keine Harpyien mehr, aber dafür vielleicht andere Wesen.« Das hatte mir der letzte Rest des Intelligenzzaubers eingegeben. »Wenn Ihr Eure Gestalt verändert, so mögt Ihr vielleicht wie ein anderes Wesen aussehen, aber Ihr seid es dann nicht. Ihr könnt zwar die Form eines Vogels annehmen, aber fliegen könnt Ihr nicht – erst wenn Ihr so diffus geworden seid, daß Euch jeder Windstoß d a vonwehen wird. Es dauert ein ganzes Leben, bis man das Fliegen gelernt hat.«
    Sie zuckte die Schultern, ohne es abzustreiten. »Genaugeno m men kann ich durchaus einige der Dinge tun, die auch den Tieren zu eigen sind, die ich imitiere, aber es stimmt schon, daß das Fli e gen eine äußerst spezialisierte Disziplin ist, und darin wäre ich b e stimmt nicht gut. Vermutlich würde ich gegen den nächsten Baum prallen und wäre ein willkommenes Opfer für jeden geflügelten Räuber.«
    »Und wegen dieser Gefahr habt Ihr es wahrscheinlich auch noch nicht oft versucht. Diese Gestalt allein genügt nicht. Ihr braucht auch ihre Fähigkeiten. Deshalb ist Euer Talent im Augenblick recht eingeschränkt.«
    »Als Ihr mir mit den Harpyien gedroht habt, habe ich begriffen, daß das stimmt. Es gibt immer irgend etwas in Xanth, das sich nur zu gerne auf die Unachtsamen oder die Schutzlosen stürzt. Ihr seid ein primitiver Mensch, Ihr habt Muskeln und ein Schwert und liebt das Kämpfen. Ihr könnt fremde Gebiete durchqueren und Ung e heuer erlegen, als sei das gar nichts.« Sie spreizte die Hände. »Mag sein, daß ich ein Herz aus Stein habe, aber das ist den Monstern egal. Die fressen mein Fleisch sofort auf – und ich kann mich d a von leider nicht so erholen wie Ihr.«
    »Folglich bin ich das Schwert, und Ihr seid der Stein«, sagte ich, mir der Ironie des Ganzen durchaus bewußt, da ein Teil von mir im Augenblick ja wirklich versteinert war.
    »Ja. Hätte ich Euren Körper, so könnte ich sofort nach Hause zurückkehren.«
    »Ihr könntet meine Gestalt annehmen«, sagte ich.
    »Das könnte ich wohl«, stimmte sie mir zu und legte nachden k lich den Kopf schräg. »Aber ich hätte nicht Eure Übung im Schwertkampf oder die Kraft Eurer männlichen Muskeln oder die Fähigkeit, nach Verwundungen so schnell zu heilen. Also würde es das auch nicht bringen.«
    »Wenn ich Euren Körper hätte, so wäre ich eine wunderschöne Kreatur«, sagte ich.
    »Meine Seele ist aber gar nicht schön – wenn ich überhaupt eine habe.«
    Darauf hatte ich keine Antwort. Threnodia war die erste Frau, der ich begegnete, die eine nachweislich häßliche Herkunft und Natur besaß, und ich hatte immer noch Schwierigkeiten, mich da r an zu gewöhnen. Gewiß war sie nicht durch und durch böse, auch wenn sie nicht nur gut war. Aber das ist einfach kein Problem für einen Barbaren, um so etwas zu lösen bedarf es anderer

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