Ritter-Geist
wirbeln konnte, sauste es auf meine linke Seite. Also riß ich den linken Arm hoch und fing den Hieb damit ab.
Ein Scheppern – und das schwarze Schwert federte zurück, e r schüttert. Natürlich, mein linker Arm war ja auch noch aus Stein! Zum erstenmal hatte ich Grund, das Versagen meines Talents, diese Einzelheit zu beheben, zu begrüßen. Es war offensichtlich, daß die böse Klinge keinen Stein zerteilen konnte. Man hört zwar gelegentlich Geschichten von Schwertern, die das angeblich kö n nen, aber das halte ich für reine Aufschneiderei; Gestein ist ein fürchterlich hartes Zeug.
Das schwarze Schwert schüttelte sich, als sei es verwirrt, dann machte es sich wieder an den Angriff. Es fuhr mir mit einer Wucht in den Nacken, die mir glatt den Kopf abgeschlagen und ihn bis zum Mond emporgeschleudert hätte. Das wäre sehr unangenehm für mich gewesen, denn es ist nicht einfach, einen ganzen Kopf nachwachsen zu lassen. Mit knapper Mühe konnte ich den Hieb abwehren. Dadurch glitt das Schwert wieder auf meine Füße he r ab, und diesmal zog ich sie nicht aus dem Weg, so daß es gegen den Stein schepperte.
Ich hatte eine Glückssträhne – aber ich brauchte wirklich den magischen Schild, denn das schwarze Schwert gab nicht auf und wurde immer einfallsreicher, was Angriffspunkte betraf. Langsam begann ich zu ermüden, das Schwert jedoch nicht. Früher oder später würde es entweder eine ungedeckte Stelle finden oder meine Deckung durchbrechen, um mich an tödlicher Stelle zu treffen.
»Der Zauber!« rief ich Threnodia zu. »Holt den Zauber!«
»Welchen Zauber?« fragte sie.
Oh, davon wußte sie ja gar nichts, und selbst wenn dem so sein sollte, würde sie mir nicht unbedingt helfen. Denn wenn ich starb, konnte sie ungehindert nach Hause zurückkehren, lange bevor ich mich wieder erholt hatte. Andererseits konnte sie unbegleitet nicht in Sicherheit reisen, so daß sie mir vielleicht doch helfen würde. Aber was hatte ich schon für eine andere Wahl? Während die schwarze Klinge mit einem Pfeifen über meinen Kopf hinwegwi r belte, duckte ich mich und rief: »Irgendeinen Zauber! Pook hat sie!«
Threnodia zögerte. Ich wußte, daß sie darüber nachdachte, ob es besser sei, mir zu helfen oder mich von dem schwarzen Schwert erledigen zu lassen. Doch Pook schnaubte sie warnend an, und sie entschied sich zur Hilfe. Sie sprang zu ihm hinüber und öffnete den Zauberbeutel.
Mittlerweile drängte mich die feindliche Klinge immer härter in die Ecke. Sie durchschnitt die Luft in einem verwirrenden Muster, sie blendete meine Augen, so daß es für mich immer schwieriger wurde, die Angriffshiebe zu parieren. Sie zog Bogen um mich he r um, so daß ich mich ständig umdrehen mußte, um meine Flanke und meinen Rücken zu schützen. Langsam wurde mir schwindelig, und auch das könnte katastrophal enden. Ich brauchte irgendeine Rückendeckung, sonst war ich schon bald erledigt.
Da erspähte ich den toten Kunstbaum mit dem architektonisch gestalteten Loch im Stamm. Der würde genügen! Ich wehrte das Schwert ab und zog mich Stück für Stück zu dem Baum zurück. Bald gelang es mir, mich mit dem Rücken in das Loch zu schieben. Es war in etwa so groß wie ich, was sehr praktisch war. Nun konnte mich das schwarze Schwert nicht mehr von hinten angre i fen.
Das Ding reagierte mit blinder Wut. Es hieb auf den Stamm des Baumes ein, doch das tote Holz war nicht nur schön, sondern auch hart, so daß nur kleine Holzsplitter durch die Gegend flogen. Dieser Schutz würde noch eine ganze Weile halten. Ich achtete sorgfältig darauf, nicht zu tief ins Loch zurückzutreten, denn das hätte meine Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Nun konnte ich meine Position wenigstens halten, während das feindliche Schwert seine Energie auf das Holz vergeudete. All dies war recht schnell geschehen, wenngleich die Sekunden mir wie Minuten erschienen, während Threnodia gleichzeitig den Zauber holte. Nun nahm sie einen der weißen Gegenstände des Magiers Yin aus dem Beutel. »Ist das der richtige?« rief sie. »Eine Schlingpflanze mit einem da r an befestigten Augapfel? Scheußliches Ding!«
Der Schlauschlingenzauber – der war bereits aktiviert worden. Also mußte dies ein anderer Zauber sein – vielleicht war es ja der magische Schild, den ich brauchte. »Ist schon in Ordnung!« rief ich zurück. »Werft es mir herüber!«
Threnodia kam auf mich zu, dann warf sie den Zauber, natürlich viel zu kurz, wie Frauen es ja immer tun. Immerhin hatte
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