Ritter-Geist
es sich dazu, die Sache zu akzeptieren. Ich lächelte es gewinnend an, da ich um die Macht wußte, die ein schöner weiblicher Gesichtsausdruck über männl i che Dinge auszuüben vermochte. Threnodia hatte dieselbe Waffe auch gegen mich eingesetzt, und es war auch mir sehr schwerg e fallen, ihr zu widerstehen.
Doch ich war mir nicht sicher, wie lange ich dieses tödliche G e rät narren konnte. Sollte es meine echte Identität bemerken, würde es diesen Körper ebenfalls angreifen und zerhacken, und dann war ich wirklich am Ende. Ich mußte das böse Schwert ausschalten, bevor es etwas merkte. Aber wie?
Natürlich indem ich Threnodias Talent nutzte! Wenn die sich auflöste, tat ihre Kleidung das gleiche, denn sonst wäre sie nämlich nackt gewesen, als ich sie wieder einfing, und daran hätte ich mich bestimmt erinnert. Das aber bedeutete, daß die Gegenstände, die dicht bei ihr waren, an dem Effekt teilhatten. Also könnte ich mich auflösen und das gleiche mit dem Schwert in meiner Hand tun, worauf…
Worauf ich es dann loslassen würde, so daß das Schwert wieder in seinen Urzustand zurückgelangte und mich mit tödlichen Bli t zen verfolgte. Nein, das sollte ich wohl besser nicht riskieren. Und es wäre auch keine Lösung gewesen, sich möglichst weit von ihm zu entfernen, denn es konnte fliegen, und es würde wahrscheinlich – wie die anderen Zauber auch – von fürchterlicher Langlebigkeit sein.
Doch was sollte ich dann mit ihm tun? Was immer es auch sein mochte, auf jeden Fall durfte ich nicht zu lange damit warten – denn bevor ich das Schwert neutralisiert hatte, konnte ich nichts für meinen toten Körper tun. Der Anblick des abgeschnittenen Kopfes, wie er in den Himmel starrte, machte mir zu schaffen. Was, wenn jetzt ein Raubtier vorbeikam, um ihn zu verschlingen?
Ha! Meine gesteigerte Intelligenz war mir noch verblieben. Ta t sächlich schien sie sogar noch ein wenig an Kraft gewonnen zu haben, möglicherweise weil sich in Threnodias Hirn nicht so viel Schmutz befand. Oder benutzte ich gerade ihr Gehirn? Mein eig e nes ja mit Sicherheit nicht! Wie auch immer, auf jeden Fall kam ich auf folgenden Gedanken: Ich wollte das Schwert auflösen, um es dann in etwas hineinzustecken, aus dem es in seiner erneuten Ve r dichtung nicht wieder herauskommen konnte.
Natürlich mußte ich erst einmal überprüfen, ob Threnodias T a lent für mich überhaupt funktionierte. Ich wußte auch nicht genau, wie ich es aktivieren sollte. Mußte ich einfach nur wollen, daß ich dünn oder rauchig wurde, oder wie sonst? Gab es irgendein Schlüsselwort, das gemurmelt werden mußte? Nun, mein eigenes Heilungstalent brauchte keinerlei besondere Aufmerksamkeit, es funktionierte stets bei Bedarf. Vielleicht war das bei diesem hier ja nicht anders. Also würde ich mich darauf konzentrieren, rauchig zu werden, dann würde sich schon zeigen, was passierte.
»Machen wir jetzt mal einen netten kleinen Spaziergang«, sagte ich zu dem schwarzen Schwert, das ich immer noch in meiner zierlichen Hand hielt. Eigentlich wäre es für diesen schlanken Arm viel zu schwer gewesen, doch es hielt sein Gewicht selbst und fühlte sich recht leicht an. Ich mußte zugeben, daß es eine prächt i ge Waffe war, und seine Klinge war völlig frei von Scharten. Fol g lich war dieses Schwert meinem eigenen überlegen. Aber es war nicht meins, und ich konnte ihm nicht trauen. Vor allem dann nicht, wenn mein eigener Körper wieder zum Leben erwachte.
Ich fragte mich, wo dieses Gerät wohl ursprünglich herstammen mochte; sicherlich hatte der Magier Yang es nicht selbst geschmi e det. Er mußte das Schwert bekommen und es dann verzaubert haben. Das galt wahrscheinlich auch für die anderen Zauber, auch für die von Yin.
Ich drehte mich um – und erblickte Pook. Er hatte die Ohren flach angelegt, die Zähne gebleckt, die Nüstern geweitet, und das Weiße in seinen Augen leuchtete. Sein ganzer Körper war ve r spannt, und er rasselte mahnend mit den Ketten. Was für ein übernervöses Pferd! Da begriff ich, was verkehrt war. Er hielt mich für Threnodia, die sich nun mit dem schrecklichen bösen Schwert bewaffnet hatte! »Pook!« rief ich. »Ich werde es dir erkl ä ren!«
Doch nun wurde mir klar, daß das Schwert ebenfalls zuhörte. Wenn ich Pook erzählte, wer ich in Wirklichkeit war, würde das Schwert auch davon erfahren – und das wäre eine Katastrophe! Threnodias schlanke Arme wären nicht stark genug, um dieses Ding zu beherrschen, wenn es
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