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Ritter-Geist

Titel: Ritter-Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
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was nützte einem schon ein Schwert in einem Stein? In Xanth würde sich niemand mit so etwas Blödsinnigem abgeben.
    Gerade wollte ich zu der Stelle zurückgehen, wo mein Körper verschieden war, als plötzlich ein Schatten niederging. Hoppla – das sah aber verdammt nach einem… Tatsächlich, es war sogar ein…
    Ich griff nach meinem Schwert, und natürlich klatschte meine zarte Hand nur gegen weiches Fleisch. Ich war unbewaffnet!
    Im Gleitflug landete das Wesen vor mir. Es war ein recht großer Greif, ein Weibchen, denn die Farbe war ein Schuhcremebraun. Bei fast allen Arten ist es stets das Männchen, dem das prachtvol l ste Aussehen zu eigen ist, mit den hellsten Farben, den größten Muskeln, den besten Proportionen. Es gibt nur eine Ausnahme: die Menschen. Bei denen scheinen allein die Frauen alle äußeren Vorzüge abbekommen zu haben. Ich habe nie so recht verstanden, was da schiefgelaufen ist. Vielleicht sind die Menschen und die menschenähnlichen Arten vor Urzeiten einmal Opfer irgendeines Fluches geworden. Außerdem sind die Weibchen anderer Arten gute Jäger und Kämpfer, was unsere nicht sind. In diesem eher dekorativen als funktionalen Körper, in dem ich mich nun befand, wurde mir meine extreme Verwundbarkeit plötzlich äußerst b e wußt. Die Greif in war mit Schnabel und Krallen gut ausgerüstet, während ich…
    Es war zu spät, um sich noch verstecken zu können. Die Greifin war ja gerade aus dem Grunde gelandet, weil sie ein leichtes Opfer erspäht hatte. Kämpfen konnte ich nicht, dazu besaß ich weder ein Schwert noch genügend Muskeln, um es zu schwingen. Meine Gestalt konnte ich nicht verwandeln, das dauerte zu lange. Mehr denn je wurde mir nun die Lage klar, in der sich menschliche Frauen befanden. Kein Wunder, daß Threnodia nicht allein nach Hause hatte zurückreisen wollen; es hätte nur Stunden gedauert, bis sie tot gewesen wäre. Raubtiere, die mich noch nicht einmal ihre Schnauze sehen lassen würden, weil sie genau wußten, daß mit bewaffneten Barbarenkriegern nicht zu spaßen war, würden eine unbewaffnete Frau ohne jedes Zögernd niedermachen und töten. Was sollte ich tun?
    Nun, Threnodia hatte versucht, mich mit List zu überwinden, und das hatte ich selbst auch mit dem schwarzen Schwert getan. Nun war ich in ihrer Lage, da schien es nur natürlich, diesen Weg einzuschlagen. Irgendwie mußte ich dieses Raubwesen austricksen. Was hatten Greife für Sorgen?
    Ah! Sie waren für ihre Sauberkeit geradezu berüchtigt, das g e naue Gegenstück zu den Harpyien. Greife verbrachten Stunden damit, ihr Gefieder zu putzen, ihr Fell zu kämmen und sich die Krallen zu reinigen. Sie ernährten sich niemals von Aas, sondern töteten ihre Beute stets frisch. Darin glichen sie den Rokhs. Kein Greif oder Rokh ist jemals an Nahrungsmittelvergiftung gestorben. Sie waren solch gute Jäger, daß sie es sich leisten konnten, wähl e risch zu sein.
    Ich plusterte mich ein wenig auf und gab ein gefühlvolles Stö h nen von mir. Die sich nähernde Greif in hielt inne und legte den Vogelkopf schräg. Sie war sehr langsam auf mich zugeschritten, da sie wußte, daß ich nicht entkommen konnte. Sie zögerte, doch nicht aus Nervosität, sondern um sicherzugehen, daß es hier nichts gab, was ihr Gefieder beschmutzen würde.
    »Oooh, es ist ja so entsetzlich«, lamentierte ich. »Wenn ich doch bloß vorher gewußt hätte, daß diese Beeren vergiftet waren!«
    Greife besitzen zwar keine sichtbaren Ohren, dennoch riß sie den Kopf hoch. Vergiftung?
    »Jetzt habe ich den Grünfleckigen Kuttelrotz in meinen Eing e weiden und platze bald vor purpurnem Eiter. Bitte bring mich vorher um!« Ich taumelte direkt auf sie zu.
    Die Greifin wich zurück, aber nicht allzu weit. Sie hatte ein Auge für Fleisch, und meines sah überhaupt nicht verdorben aus. Ta t sächlich war ich in ihren Augen ungefähr der leckerste Happen weiblicher Anatomie, den man in Xanth nur finden konnte. Hätte ich mehr Vorbereitungszeit gehabt, so hätte ich mir grüne Saftbe e ren auf die empfindliche Haut schmieren können, um ihr auf diese Weise einige ausdrucksvolle Flecken zuzufügen. Das war immer das Problem beim Improvisieren – meistens litt die Genauigkeit darunter.
    Doch ich machte weiter und entdeckte auf diese Weise ganz n e benbei den Genius der Verzweiflung. »Du wirst es kaum glauben«, jammerte ich völlig hilflos, »aber ich bin in Wirklichkeit ein Mann. Meine Innereien sind schon derart durcheinander, daß ich gar nicht mehr

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