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Ritter-Geist

Titel: Ritter-Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
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schon eine entsetzlich hohe Pacht bezahlen.«
    Die ganze Geschichte sah so aus, daß es hier fürchterliche g e panzerte Wesen gab, die Ritter hießen und die es den Kuhleuten gestatteten, in einigen unteren Gebieten zu grasen, doch dafür verlangten sie im Gegenzug das Opfer der prachtvollsten Stiere und Kühe, und das auch noch jährlich. Verweigerten die Kuhleute ihren Tribut, ließen die Ritter sie nicht mehr auf ihr Weideland. Und nun, da die oberen Weidegebiete von den Gnomen eing e nommen wurden, hatten die Kuhleute nicht mehr genug, um zu überleben.
    Das jährliche Ritual war vor vielen Jahren entstanden, als die Ritter in die Höhlen eingefallen waren und bewiesen hatten, daß sie zu stark für die Kuhleute waren. Diese hatten versucht, ihnen Widerstand zu leisten, doch ihre Hörner waren den Hellebarden der Ritter nicht gewachsen gewesen, und so waren sie gnadenlos bis an den äußersten Rand ihrer Weidegebiete zurückgetrieben worden, ja bis dicht ans Gebiet der Gnome. Die Ritter hätten die Kuhleute mühelos ausrotten können, zogen es aber vor, sie zu ihrer Belustigung am Leben zu lassen. Folglich ging es bei den Tributzahlungen nicht nur um Weideland, es ging vielmehr um das Überleben der ganzen Gattung. Die Ritter liebten Sportveransta l tungen, und so rüstete man die Opfer mit Schwertern aus und schickte sie in ein furchtbares Labyrinth, wo sie auf den Turnie r meister der Ritter trafen. Konnten sie diesen im offenen Kampf besiegen, wurde ihnen ihr Tribut erlassen, und danach durften sie ohne Gegenleistung frei weiden. Dies ermunterte sie dazu, wirklich tapfer zu kämpfen, doch bisher hatte es noch keiner von ihnen geschafft, auch wenn Stier und Kuh gemeinsam gegen den einze l nen Ritter kämpfen durften. Der Turniermeister war einfach zu stark gewesen.
    »Aber woher wollt ihr denn wissen, daß sie auch Wort halten werden, selbst wenn ihr gewinnen solltet?« fragte Threnodia mit männlichem Mißtrauen.
    »Oh, die Ritter halten immer Wort«, versicherte ihr Mula. »Es sind Wesen, die viel auf ritterliche Ehre geben. Sie glauben, daß sie ohne Ehre ein bloßes Nichts wären. Es sind starke Krieger und herzlose Wesen, aber ihr Wort würden sie niemals brechen.«
    Ich merkte, daß hier eine Ethik besprochen wurde, die der ba r barischen nicht unähnlich war. Vielleicht konnten wir uns mit den Rittern arrangieren.
    Wenn wir also nicht hierbleiben wollten, mußten wir uns für e i nen von beiden Wegen entscheiden. Und wenn wir den Kuhleuten bei der Flucht wirklich einen Gefallen tun wollten…
    Threnodia zweifelte, ich jedoch nicht. »Wir sollten diesen guten Leuten helfen«, sagte ich. »Nicht nur, weil das ein Ausweg wäre, sondern weil sie wirklich in Schwierigkeiten sind. Außerdem hört sich das nach einem großartigen Abenteuer an.«
    »Nach einem großartigen Abenteuer!« rief sie. »Eher nach einem Alptraum! Wir könnten unterwegs den Tod finden!«
    »Lieber finde ich den Tod in einem ordentlichen Kampf um die Gerechtigkeit, als unehrenhaft in einem Topf gebraten zu werden. Natürlich wäre es wahrscheinlich das einfachste, wir würden hie r bleiben und den Kuhleuten so lange etwas vorsingen, bis sie schließlich verhungert sind.«
    »Ihr habt immer noch einige ziemlich männliche Vorstellungen«, murmelte sie. »Aber wir haben wohl wirklich kaum eine andere Wahl. Ihr könntet Euch ja vielleicht in eine Maus verwandeln und Euch davonmachen, aber ich nicht – und außerdem will ich me i nen Körper zurückhaben, bevor Ihr ihn völlig ruiniert habt.« Sie richtete meine massiven Schultern gerade und wandte sich wieder an den König. »Euer Majestät, wir haben uns dazu entschlossen, anstelle Eurer beiden Opfer in den Kampf mit dem Turniermeister der Ritter zu treten. Vielleicht schlagen wir ihn und befreien Euch auf diese Weise von Euren jährlichen Tributzahlungen. Und wenn nicht, so werden wenigstens dieses Jahr zwei Mitglieder Eures e i genen Volkes geschont.«
    König Ferdinand gab ein angenehm überraschtes Muhen von sich.
    Threnodia wandte sich zu mir und meinte: »Ihr und Eure ve r dammten edlen Instinkte!«
    Das Opfer war zwar erst nächsten Monat fällig, aber der König war davon überzeugt, daß die Ritter auch mit einer früheren Tr i butzahlung einverstanden sein würden. Wir beschlossen, am näc h sten Tag loszuziehen.
    Zunächst einmal mußten wir uns auf die Begegnung vorbereiten. Die Kuhleute halfen dabei, Threnodia mit einem Stierkopf ausz u rüsten, so daß sie zum Schluß dem

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