Ritter-Geist
würde der Ritter uns nicht auf der Stelle niedermachen; er würde mit uns spielen, uns zu Reaktionen zwingen und vielleicht für seine künstlerische Darbi e tung beim Publikum Applaus ernten. Das würde uns mögliche r weise größeren Spielraum bescheren. Vielleicht hielt er sich mit dem letzten Stoß sogar zurück, bis die Punkte stimmten, bis er Gelegenheit fand, noch besser abzuschneiden.
»Threnodia!« rief ich. »Zieht Euer Kleid aus!« Denn mein Kö r per, den sie nun benutzte, trug noch immer das braune Kleid, das ich in Threnodias Haus angelegt hatte. Es war zwar verschmutzt und zerfetzt, dennoch war eine Menge Stoff vorhanden.
»Häh?« rief sie, während sie einen Haken rückwärts schlug, so daß der Ritter an ihr vorbeischoß. Für diesen Sturmangriff würde es keine Punkte geben! Mein gut koordinierter Körper erwies sich als großer Vorzug, nun, da sie lernte, wie sie ihn einzusetzen hatte.
»Zieht es aus!« wiederholte ich, immer noch im Laufen. Inzw i schen befand ich mich auf Augenhöhe, schon bald würde ich hoch genug über dem Ritter sein. »Ködert ihn damit!« rief ich.
»Das verstehe ich nicht!« rief sie und wich dem nächsten Angriff aus.
Für detaillierte Erklärungen war jetzt keine Zeit. Vielleicht b e einträchtigte Threnodias Maskenhelm ihr Gehör. Ich mußte es ihr vorführen. Im Laufen riß ich mir das Kleid vom Leib; jetzt, da ich größer geworden war, war es mir ohnehin zu eng, obwohl es rein theoretisch mit mir zusammen hätte wachsen müssen. Vielleicht hatte es das ja auch getan, doch irgendwie quollen meine Extr a massen entsprechend stärker hervor. Ich sah, wie sich die b e helmten Köpfe der Ritter im Publikum nach mir umdrehten. Oh – daran hatte ich ja gar nicht gedacht! Unter dem Kleid hatte ich nichts an, und ich war inzwischen zu einem ganz schön großen Mädchen geworden. Während ich rannte, wackelte meine Anat o mie an allen Stellen.
Nun, das ließ sich jetzt auch nicht mehr ändern, ich mußte Threnodia zeigen, was ich meinte. »So… vor ihm!« rief ich und hielt das Kleid so, daß es als graues Tuch neben mir herabhing. »Sorgt dafür, daß er das Tuch angreift und nicht Euch!«
Nun hatte sie begriffen. Sie riß sich das braune Kleid vom Leib, und ich sah, wie die Helme des Publikums herumwirbelten, um ihre Bewegungen zu verfolgen. Anscheinend bereitete es den Ri t tern ein voyeuristisches Vergnügen, Leuten zuzusehen, die sich auszogen. Offensichtlich hatten sie ihre Rüstungen niemals abg e legt. Jedenfalls nicht in der Öffentlichkeit. Merkwürdiges Volk!
Threnodia stand nackt da und hielt das Kleid seitlich ausg e streckt vom Körper ab. Der Ritter, der hoch oben im Sattel mit seinem geschlossenen Visier wohl nicht so gut sehen konnte, richtete die Lanze auf das Kleid. Natürlich durchbohrte er es damit und riß es zur Seite, so daß Threnodia ihm nicht aus dem Weg springen mußte. Na ja, dem Pferd mußte sie schon ein Stück au s weichen, aber eine Verbesserung war dies durchaus.
»Bringt ihn dazu, unter mir hindurchzureiten!« rief ich und blieb an einer geeignet hohen Stelle der Rampe stehen.
Threnodia versuchte es. Sie stürmte unter die Rampe – doch der Ritter kam seitlich vorbei, so daß ich mich nicht auf ihn stürzen konnte. Doch immerhin schien die Sache einigermaßen vielve r sprechend zu sein.
Der Ritter machte kehrt und kam zurück – und diesmal richtig! Als er unter mir hindurchritt, ließ ich mich auf ihn fallen und la n dete direkt vor ihm auf dem Pferd. Ich hätte schwören können, daß sich seine Visierschlitze weiteten, als meine nackte Anatomie plötzlich vor seinem Gesicht erschien. Doch mein üppiges Hi n terteil drückte gegen seine Arme und die Lanze, was seine Han d lungsfreiheit beeinträchtigte. Erfreut war er wohl kaum.
Ich packte die Kette, die um seinen Hals hing, und riß sie ab. Nun hatte ich den Schlüssel! Da erkannte ich, daß ich eine zie m lich gute Ausgangslage hatte, und so versuchte ich, ihn mit mir zusammen vom Pferd zu reißen. Ich drehte mich zu ihm um und versuchte, ihm die Arme an die Seiten zu drücken, doch er erwies sich als sehr kräftig, während ich nur über Frauenmuskeln verfü g te. Er hob die Hände, ließ die Lanze fahren und packte mich mit entsetzlicher Macht. Im nächsten Augenblick hob er mich vom Pferd.
Ich landete zwar teilweise auf den Füßen, aber ohne jedes Gleichgewicht, und prallte hart auf dem Boden auf. Zwar hatte ich an diesem Körperteil ziemlich viele Polster, dennoch
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