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Ritter-Geist

Titel: Ritter-Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
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sangen es später den Kuhleuten vor. Diesmal kamen die drei Kuhmädchen auf uns zu. Eine von ihnen war ziemlich jung, eher ein kalbähnliches Kind, mit süßen kleinen Hörnern. »Iiiia nette Loyd«, muhte sie, als wir eine Gesangspause eingelegt hatten.
    Ich zuckte zusammen. Redete dieses Wesen etwa? Es hatte den Anschein. »Danke«, murmelte ich versuchsweise. »Ihr seid auch nette Leute.«
    »Nette Lida«, sagte sie zufrieden.
    »Nette Lieder«, stimmte ich zu und warf einen Blick zur Seite, um sicherzugehen, daß die Gnome uns nicht beobachteten. »Könnt Ihr alle unsere Sprache sprechen?«
    Sie schüttelte verneinend den Kopf. »Nua ich. Mnain Zalenz.«
    »Dein Talent«, wiederholte ich. Das war ja eine interessante Entwicklung. Ob wir sie zu unserem Vorteil ausnutzen konnten? Im Augenblick konnten wir Vorteile gut gebrauchen!
    Wir sangen ein weiteres Lied, nur um den Schein zu wahren. Dann sprach ich wieder mit dem kalbähnlichen Kind. »Wie heißt du denn?«
    »Nnuuula«, erwiderte sie. »N du?«
    »Threnodia«, erwiderte ich. Ich hatte ein wenig ein schlechtes Gewissen dabei, doch ich konnte kaum erwarten, daß diese Leute meine wirkliche Lage begriffen. Eigentlich glaube ich ja an die gute alte barbarische Ehrlichkeit, aber es gibt Situationen, da erscheint sie mir doch fehl am Platze.
    »Zrenodia«, wiederholte sie vorsichtig.
    »Du kannst aber schön sprechen«, machte ich ihr ein Kompl i ment, und sie blähte zufrieden die Nüstern. Dann lehnte ich mich vertrauensvoll vor. »Das bleibt zwischen uns Mädchen – ich habe nämlich ein Geheimnis.«
    Ihre schönen Kuhaugen leuchteten auf. Alle Mädchen lieben Geheimnisse! Sie zuckte die pelzigen Ohren. »Gaimis?«
    »Ja. Wir sind nämlich Gefangene der Gnome. Hilfst du uns, zu fliehen?«
    Mulas Nase legte sich verdutzt in Falten. »Fiehn?«
    »Genau. Fliehen. Die Gnome haben vor, uns in einem riesigen Topf zu kochen, wenn sie unseren Gesang nicht mehr brauchen.«
    »Riegigen Tpf?«
    »In einem ganz riesigen Topf«, stimmte ich zu. »Deshalb müssen wir auch fliehen – und zwar noch morgen. Hilfst du uns dabei?«
    Die Kalbsstirn legte sich in Falten, und die Ohren zuckten uns i cher. »Muuus ers frahgn«, muhte sie und blickte zu dem größten Stierkopf, der hier anscheinend das Sagen hatte.
    »Morgen«, wiederholte ich. Dann mußten wir wieder singen, denn die Herde wurde langsam unruhig.
     
    In dieser Nacht mußten wir wirklich unbedingt Pläne schmieden, also vertraute ich meinen wertvollen und empfindlichen weibl i chen Körper dem grobschlächtigen Fleischkloß Threnodias an, den diese gerade benutzte, und diskutierte mit ihr über unsere Flucht. »Ich glaube, wir brauchen bloß mitten zwischen die Ku h leute zu schreiten«, sagte ich. »Die Gnome könnten uns nicht da r an hindern. Sofern Mula sagt, daß es in Ordnung ist.«
    »Aber können wir ihnen auch vertrauen?« fragte sie mit typisch männlichem Mißtrauen. »Was fressen die eigentlich außer Moos?«
    »Ihre Mäuler sind nicht fürs Fleischfressen geeignet«, erwiderte ich.
    »Und fürs Sprechen wohl auch nicht, wie?«
    »Das ist bloß Mulas besonderes Talent.« Doch ganz beruhigt war ich selber nicht, da ich im Moment einen äußerst leckeren Kadaver bewohnte. »Aber was haben wir schon für eine andere Wahl? Wir wollen schließlich nicht erst abwarten, bis die Gnome Feuer unter dem Topf machen.«
    Die Vorstellung von rauchendem Feuer und kochenden Töpfen schien sie ebenso sehr zu bekümmern wie mich. »Ja, wir sollten ihnen wohl besser vertrauen«, stimmte sie zu. »Es scheinen ganz anständige Rindviehleute zu sein.«
    »Es ist jedenfalls das geringere Risiko.« Ich machte Anstalten, mich zurückzuziehen, doch sie hielt mich fest.
    »Es tut mir leid, daß ich Euch getötet habe«, sagte sie.
    Das hatten wir alles schon einmal abgehandelt. »Habt Ihr etwa vor, noch einmal einen Annäherungsversuch zu unternehmen?« wollte ich wissen und versuchte vergeblich, mich aus ihrem Griff zu lösen.
    »Natürlich nicht«, meinte sie unehrlich. Dann lachte sie reumütig. »Ich hätte nie gedacht, welchen Unterschied ein Körper doch m a chen kann. Ich meine, ich habe in der Vergangenheit ja schon viele Gestalten angenommen, aber immer nur weibliche.«
    »Ihr könntet doch auch eine männliche Gestalt annehmen, nicht wahr?« fragte ich. »Vielleicht sollte ich das mal versuchen.«
    »Das würde nicht funktionieren. Mein Talent kann zwar die ä u ßere Form verändern, aber… das nicht. Vielleicht würde

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