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Ritter-Geist

Titel: Ritter-Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
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daß es falsch gewesen war, Elsie zu verlassen. Das wäre viel schwieriger gewesen, als g e gen einen Drachen zu kämpfen. Ich glaube, wenn ich nicht im Unrecht gewesen wäre, ich wäre wohl tatsächlich umgekehrt; doch da ich es nun einmal war, konnte ich es nicht tun.
    Jetzt, nachdem ich vierhundert Jahre als Gespenst Zeit genug gehabt habe, um über philosophische Dinge nachzudenken – G e spenster kommen in der Regel besser mit dem Unbegreiflichen zurecht als mit dem Greifbaren, weil sie selber ungreifbar sind –, weiß ich, daß Frauen viel praktischer denken als Männer, und daß der Grund dafür, daß die Frauen den größten Sex-Appeal besitzen, darin besteht, daß sie Männer von den Narreteien fortlocken so l len, denen sie sonst so leicht nacheifern. Wenn man mein Abe n teuer als Ganzes betrachtet, so war dies wirklich eine vollkommene Übung in Torheit, und das wäre es auch dann gewesen, wenn ich in seinem Verlaufe nicht das Leben eingebüßt hätte. Nacht um Nacht hätte ich mit Elsie verbringen können; statt dessen umwarb ich – und erhielt – die Katastrophe. Wenn der Name der Frau die Eitelkeit sein sollte, so lautet der Name des Mannes auf Torheit. Also ging ich weiter – und das Schicksal suchte mich auf, wie w e nig ich es auch verdient haben mochte. Zunächst wirkte es gar nicht als gut, wie etwa ein angenehmer Weg, der direkt in die Te n takel und den Schlund eines Gewirrbaums führt, während das Gute einem als schlecht erscheint, beispielsweise der Pooka.
    Es dämmerte, und ich hatte etwas Zuckersand zusammeng e kratzt und einen Bierfaßbaum angezapft, um, wie ein rechter Ba r bar, Bier zu trinken. In meinem Kopf wirbelte es auf eine ang e nehme Weise, was meine Aufmerksamkeit von meinen ermüdeten Füßen ablenkte, als ich plötzlich das unheilschwangere Rasseln einer Kette vernahm. Nun war ich zwar jung und närrisch und ein echter Feigling, was persönliche Beziehungen anbelangte, doch davon abgesehen konnte mich nur wenig in der physischen Welt erschrecken. Dieses Kettengerassel schaffte es jedoch – und das ließ mich wach werden. Wenn dieses Geräusch mir einen kalten Schauer den Rücken herunterjagen konnte, so nur deshalb, weil es eben dies im Sinne hatte – und das hieß Magie. Kein Wunder, daß ich davon fasziniert war, denn seltsame Magie war ja ein Teil de s sen, was ich suchte. Das Schwert hatte ich bereits; was mir noch fehlte, war die Zauberei.
    Hastig stand ich auf, zog mein Schwert und pirschte mich an das Rasseln heran. Ich hörte es wieder, diesmal etwas weiter entfernt, deshalb beeilte ich mich, um es einzuholen. Doch so sehr ich mich auch sputen mochte, es blieb immer noch sehr fern und führte mich auf diese Weise durch die wildeste und verlassenste Lan d schaft. Im weichen Mondlicht zeichneten sich die Umrisse der Bäume ab und wirkten wie knorrige Riesen, die an Ort und Stelle zu Eis erstarrt waren. Doch einer davon war nicht erstarrt; als ich ihn berührte, grabschten seine Tentakeln nach mir, und ich e r kannte, daß ich in die Fänge eines Gewirrbaums gelaufen war, e i ner der schrecklichsten Pflanzen Xanths. Also schlug ich mit me i ner Klinge wild um mich, hackte die Tentakeln ab, und der Baum ließ mich sehr schnell wieder los. Mein Schwert war zwar genaug e nommen nicht magisch, aber es war gut und scharf, und ich wußte es wohl zu führen; ich habe mich auch nicht vor Gewirrbäumen gefürchtet. Für einen Barbaren ist der kalte Stahl die Antwort auf die allermeisten Probleme, und genaugenommen, mußt du wissen, ist er auch eine ziemlich wirkungsvolle Antwort. Wahrscheinlich hätte ich anders empfunden, wenn ich ein anderes magisches T a lent besessen hätte; so konnte ich mir tatsächlich eine ganze Me n ge Torheiten leisten.
    Danach erkannte ich, daß das Kettengerassel mich nur ins U n glück führen wollte. Ich spielte sein Spiel mit, doch selbst als ich das wußte, faszinierte es mich noch; das Geräusch war zu einer Herausforderung geworden, zu einem kleinen Abenteuer für sich. Deshalb beschloß ich, die Sache klüger anzugehen und dafür zu sorgen, daß das Spiel nach meinen Regeln gespielt wurde.
    Ich kehrte zu meinem Lager zurück. Und tatsächlich, das Rasseln folgte mir und kam immer näher. Doch auf dem Weg suchte ich in der Dunkelheit nach Raschelpflanzen und Tausendfüßlergras, die ich dann an meiner Stelle unter eine nach Schokolade duftende Kokosnußschale legte. Natürlich raschelten und krabbelten sie leise, so daß es sich anhörte,

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