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Ritter-Geist

Titel: Ritter-Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
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Kleines.«
    Sie lächelte. »Ich mache mich einfach diffus. Das dauert nicht so lange.«
    Das tat sie auch. Als sie hauchdünn geworden war, legte sie ihre dampfähnlichen Arme um mich, und ich marschierte gen Süden weiter, wobei ich sie mit mir trug, ohne daß es mich auch nur im geringsten anstrengte.
    An diesem Tag kamen wir ausgezeichnet voran und schlugen unweit von Schloß Roogna unser Nachtlager auf.
    Threnodia nahm wieder ihre natürliche, wunderschöne und feste Gestalt an und umarmte mich einmal mehr. »Das ist vielleicht u n sere letzte gemeinsame Nacht, Jordan«, sagte sie nüchtern.
    »Wir müssen Magier Yin sagen, was wir empfinden«, meinte ich. »Vielleicht will er Euch dann gar nicht heiraten. Manche Männer sind recht wählerisch und bestehen darauf, die Liebe ihrer Dame aus eigener Kraft zu gewinnen.«
    »Daran habe ich auch schon gedacht«, gestand sie. »Wenn Ihr mich dort abliefert, wird Yin siegen und der nächste König von Xanth werden. Und das wird mit Sicherheit gut für das Land sein. Doch wenn er mich ablehnt und mich fortschickt, wird das Schloß nicht fallen, und ich kann Euch gehören. Aber…«
    »Aber?« fragte ich. Mir erschien der Plan durchführbar.
    »Aber da ist ja auch noch Yang«, sagte sie. »Yang ist böse. Der macht sich aus nichts Anständigem etwas, einschließlich der Tats a che, daß ich nun einem anderen Mann gehöre; es könnte gut sein, daß er mich gerade aus diesem Grund auserwählt.«
    »Aber Ihr wollt doch gar nicht mit Yang gehen«, warf ich ein.
    »Jordan, möglicherweise habe ich gar keine große Wahl.« Wieder küßte sie mich. »Ihr habt gesehen, wie mächtig seine Zauber sind. Kein gewöhnlicher Mensch kann etwas gegen die Macht eines Magiers ausrichten, sei es nun ein guter oder ein böser. Deshalb kann ja auch nur ein Magier König werden. Wenn Ihr mich in die Nähe von Schloß Roogna bringt, aber nicht ganz bis dorthin, dann wird Yang siegen und König werden, und, anders als Yin, mag es ihm daran gelegen sein, die Legitimität zu erlangen, die eine Ehe mit der Tochter des vorhergehenden Königs ihm verleihen würde. Manchmal sind es gerade die wertlosesten Leute, die am meisten auf Legitimität pochen. Dem kann ich dann nicht entgehen.« Sie nahm mich bei der Hand und blickte mir in die Augen. »Aber was immer geschehen mag, Jordan, vergeßt nicht, daß ich Euch liebe.«
    »Und ich liebe Euch!« erwiderte ich.
    Dann begann sie zu singen, auf ihre leise, traurige Weise, und i h re Stimme war so gespenstisch schön, daß sie mir die Tränen in die Augen trieb. Als ich ihr zuhörte, hatte ich den Eindruck, daß i r gendeine grausige Tragödie dräute. »Es tut mir leid, daß ich Euch nicht erlaubt habe, Eure Laute mitzubringen«, sagte ich.
    Sie hielt inne, um ihre schöne Hand auf meine zu legen. »Ich verzeihe Euch, Jordan.«
    Auch ihre Augen waren feucht von Tränen.
     
    Am nächsten Morgen machten wir uns zu Fuß auf den Weg nach Schloß Roogna, ohne Tarnung. Es war nicht sehr weit, und Thr e nodia wollte, daß es an ihrer Identität keinerlei Zweifel gab, damit der Erfolg meiner Mission nicht in Frage gestellt wurde. Wir hie l ten uns an den Händen, und es war eher eine traurige als eine fröhliche Gelegenheit. Doch was sollte ich tun? Ein guter Barbar führt seinen Auftrag immer zu Ende.
    Wir erblickten den höchsten Turm des alten Schlosses, der im Süden über die Baumwipfel herausragte. Threnodia blieb stehen, um mich zu küssen. »Ich liebe Euch, Jordan«, sagte sie wieder, und ich Narr, der ich war, glaubte ihr auch wieder. Doch selbst jetzt, da ich das Bild in dem Wandteppich sehe, fällt es mir schwer zu gla u ben, daß sie mich bewußt täuschte; alles an ihr sprach für die Trauer einer Liebe, die bald verlorengehen würde. Fast wünschte ich mir, aber natürlich bin ich ja nicht mehr derselbe Idiot wie d a mals… Die Erfahrung war mir eine äußerst grausame Lehrerin.
    Wir gelangten zu den knorrigen alten Bäumen, die das Schloß umringten. Die mochten mich immer noch nicht. Äste senkten sich, um uns den Zutritt zu versperren. Ich zog mein Schwert. »Bäume, ich habe Euch schon einmal gewarnt, daß ich jeden Ast abhauen werde, der sich mir in den Weg stellt«, sagte ich. »Ich muß diese Person hier im Schloß abliefern, und genau das werde ich auch tun. Und nun – gebt den Weg frei!«
    Doch diesmal gehorchten sie nicht. Wütend hackte ich auf die Äste ein und ließ meine Drohung Wirklichkeit werden; die ve r letzten Bäume stöhnten

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