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Ritter-Geist

Titel: Ritter-Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
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meine Mission war erfol g reich beendet, trotz Yangs Intrigen. Dann, aber auch erst dann konnte ich mich entspannen und erholen. Vielleicht würde ich Threnodia wieder zurückholen, vielleicht aber auch nicht.
    »Wartet hier«, sagte ich zu ihr. Dann sprang ich hinab in den Graben. Natürlich stürzte sich sofort das nächste Ungeheuer auf mich. Seine riesigen Fänge wollten meinen Kopf durchbohren.
    Mein Schild riß sich empor, um den Angriff abzufangen, und die Fänge bissen sich hinein. Dann erstarrte die Schnauze des Ung e heuers. Zwei speichelsabbernde Fänge staken im Schild fest, wä h rend mich die Augen verdutzt anstarrten. Ich hob mein treues Schwert und ließ die Klinge hinabsausen, womit ich dem Ung e heuer die Schnauze einschließlich der Fangzähne abhackte. Das Ungeheuer stieß einen Schmerzensquieker aus, Blut und Sabber spritzten. Ich vermute, daß es nicht eben entzückt war. Kämpfe gegen Ungeheuer können manchmal eine recht unsaubere Sache werden.
    »Hör zu, Ungeheuer«, sagte ich. »Ich habe einen Auftrag zu e r füllen, genau wie du. Ich werde jetzt den Graben durchqueren und die Zugbrücke herunterlassen. Ich bin ein Barbarenkrieger, der im Augenblick nicht allzu klug ist, und das Zerhacken von Ungehe u ern ist mein Beruf. Entweder du läßt mich in Frieden arbeiten, oder du läßt dich in Stücke hauen. Die Wahl liegt bei dir.«
    Und dann watete ich durch das schlammige Gewässer, ohne die Antwort des Ungeheuers abzuwarten. Das ist die einzige Sprache, die Ungeheuer verstehen – faire Entschlossenheit.
    Das Ungeheuer war sehr alt, schon längst nicht mehr auf dem Höhepunkt seiner Kräfte, unfähig, die Wildheit seiner Jugend wi e der heraufzubeschwören, und ich hatte ihm eine schmerzhafte Wunde zugefügt. Wahrscheinlich hatte es schon seit Jahren keine Jungfrau mehr verschlungen. Als es sich zum erneuten Angriff entschlossen hatte, war ich bereits auf der anderen Seite.
    Ich kletterte zu dem Zugbrückenmechanismus empor. Dort war niemand. Dieses Schloß besaß keine menschlichen Wachen mehr, was auch Teil seines Problems war. Bäume und Zombies und U n geheuer konnten ohne menschliche Unterstützung nur sehr b e grenzt etwas gegen Angreifer ausrichten. Die moderne Kriegfü h rung ist eine Sache der Integration, jeder Einzelaspekt hängt von allen anderen ab. Wäre das menschliche Element anwesend gew e sen, es wäre mir nicht gelungen, Schloß Roogna zu stürmen, ein Gebäude, das immerhin vierhundert Jahre lang jedem Angriff g e trotzt hatte. Wenn der Magier Yin König wurde, würde er mit S i cherheit die Verteidigungsanlagen modernisieren, immer vorausg e setzt, daß das Schloß dann überhaupt noch stand. Ich löste die Kette und ließ die Brücke herab, bis sie mit einem dumpfen G e räusch einrastete.
    Ich schritt auf die Brücke hinaus. »Nun könnt Ihr herüberko m men!« rief ich Threnodia zu. Zögernd näherte sie sich, und ich ging ihr entgegen. Nur noch das kurze Stück über den Schloßgraben, dann war die Sache beendet.
    »Vielleicht zählt es auch, wenn ich auf der Brücke bleibe und das Schloß selbst nicht berühre«, sagte Threnodia. »Wenn mein Vater, der König, das sieht, habt Ihr Eure Mission erfüllt.«
    »Vielleicht«, stimmte ich ihr zu. Ich wollte wirklich nicht, daß Schloß Roogna der Zerstörung anheimfiel.
    Threnodia hielt inne und hob etwas auf, das am Brückenrand lag. »Was ist denn das?« fragte sie. »Es sieht aus wie…«
    Ich griff danach. Es war eine kleine schwarze Kugel. Als ich sie in der Hand hielt, erblickte ich ihre andere Seite. Dort befanden sich zwei eckige Augenhöhlen und ein grinsendes Gebiß.
    »Das ist der schwarze Totenschädel!« rief ich und versuchte ihn davonzuschleudern.
    Zu spät. Der böse Schädel blitzte auf, und ich fiel tot um.
    »Jordan!« rief Threnodia, als ich seitlich von der Brücke aufs Ufer stürzte. Sie versuchte mich aufzufangen, doch es gab nichts, was sie noch für mich tun konnte; ich war bereits tot. Im Beutel befand sich zwar der Gegenzauber, doch wußten wir nicht, we l cher das war, und nur ich allein konnte ihn aktivieren – und als Toter war mir nicht einmal dies möglich. Der böse Zauber hatte viel schneller gewirkt, als es eigentlich hätte sein sollen.
    Am Schloßtor, am anderen Grabenufer, erschien eine Gestalt. Es war der Magier Yin. »Also seid Ihr endlich zu mir gekommen, Prinzessin Threnodia«, sagte er. »Der Barbar hat gute Dienste g e leistet.«
    Sie stand einen Augenblick erstarrt da und

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