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Ritter-Geist

Titel: Ritter-Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
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Xanth. Ungehindert kon n ten die Mundanierwellen Xanth überspülen. Das war das dunkle Zeitalter – und alles nur wegen Threnodias grausamer Lüge. Sie hatte versucht, Schloß Roogna vor dem Niedergang zu bewahren, und zwar um jeden Preis, dennoch war es, bildlich gesprochen, untergegangen – und wer will entscheiden, ob das nicht der wirkl i che Sinn des Fluchs gewesen war?
    Und doch konnte man sie vielleicht nicht unmittelbar für die b ö sen Zeiten verantwortlich machen, die sich über ganz Xanth senkten, denn das Tun der Menschen und ihr Schicksal ist eine langsam mahlende Mühle von großer Kompliziertheit, und einze l ne isolierte Ursachen können nie eine vollständige Erklärung a b geben. Vielleicht war Xanth ohnehin schon dem Untergang g e weiht, so daß wir sonst eben eine andere Katastrophe hätten durchmachen müssen, wenn diese nicht geschehen wäre. Vielleicht hatte die ganze Sache auch damals mit der Dämonin angefangen, die König Gromden gedemütigt und ein Unheil solchen Ausmaßes angerichtet hatte, wie es selbst ihre teuflischsten Erwartungen überstieg.
    Dennoch spricht mich all dies nicht frei. Ich hatte, völliger Narr, der ich war, Threnodia dabei geholfen, ihr Ziel zu erreichen – i n dem ich ihr vertraute, obwohl ich wußte, daß sie vertrauensunwü r dig war; und indem ich sie liebte, obwohl ich wußte, daß Däm o nenbrut Liebe nicht wirklich erwidern kann, was immer sie auch behaupten mag. Sie hatte mir angetan, was ihre Mutter mit ihrem Vater angerichtet hatte, und gemeinsam hatten sie mehr Leben vernichtet, als man wirklich jemals erfahren wird.
    Mein Schmerz war um so größer, weil ich sie wirklich geliebt hatte, so närrisch das auch gewesen sein mochte. Nun war aus meiner Liebe Haß geworden, doch noch immer beherrschte meine Empfindung für sie, mochte sie nun positiv oder negativ sein, meine Existenz als Gespenst. Ich war ein Narr im Leben gewesen, ich blieb ein Narr im Tode. Doch was hätte man auch von einem barbarischen Haudegen anderes erwarten können?
    Eine Sache machte mir in meinem Gespensterleben immer mehr zu schaffen – Elsie, das Mädchen, das ich im Dorf Fen zurückg e lassen hatte. Ich hatte ihr versprochen, nach meinem Abenteuer zu ihr zurückzukehren, und nachdem ich hatte lernen müssen, wie töricht es war, Dämonenbrut zu lieben, hätte ich mich nur zu gern mit einem anständigen Mädchen niedergelassen. Doch das konnte ich nun nicht mehr, ich war ja tot. Und ich wußte nicht einmal, wie es ihr ging. Ob sie ihr Leben lang auf mich wartete? Darauf, daß ich ein Versprechen einlöste, das in Wirklichkeit jedoch niemals eingelöst werden würde? Wie grausam war denn die Lüge gewesen, die ich ihr erzählt hatte? Darin sah ich eine gewisse ausgleichende Gerechtigkeit des Schicksals. Mir war das gleiche widerfahren, was ich einem anderen Menschen zugefügt hatte. Möglicherweise hatte ich ein prächtiges Mädchen ins Verderben gestürzt und war nun selber ins Verderben gestürzt worden. So herrschte die Trauer in mir vor.
    Und doch widerfuhr mir nicht nur Schlechtes, und Xanth ve r mutlich ebensowenig. Als die Vorherrschaft des Menschen ve r blaßte, gewannen die verschiedenen anderen Reiche an Macht, und die Menschheit mußte lernen, Tiere als gleichberechtigte, ebenbü r tige Partner zu begreifen. Vor allem die Zentauren hatte man bis dahin hauptsächlich als Lastenträger und Arbeiter behandelt; nun errichteten sie ein eigenes Inselreich und wurden recht zivilisiert. Ich schwelge gerne in dem Gedanken, daß die Elfenstämme g e diehen und daß Glockenblumes Nachfolger noch heute existieren, und dies vor allem, weil die menschliche Einmischung nachgela s sen hatte.
    Die anderen Gespenster im Schloß waren anständige Kerle, ä u ßerst hilfreich. Sie alle hatten tödliche Erfahrungen gemacht und konnten meine Gefühle gut verstehen. Sie betrachteten sich als Hüter des Schlosses, die es für jenen Tag bewachten, da ein König hierher zurückkehren würde, um Xanth auf richtige Weise zu r e gieren und ein neues Goldenes Zeitalter des Menschen einzulä u ten. Schloß Roogna besaß auch einen eigenen Geist für sich. Es hielt sich selbst in Schuß, und sein Einflußbereich umfaßte auch die umliegenden Haine und Bäume. Als Gespenst durchzog ich das ganze Gebiet und entschuldigte mich bei jedem Baum und jedem Zombie, dem ich mit meinem Schwert Verwundungen z u gefügt hatte, und auch bei dem alten Grabenungeheuer. »Es tut mir sehr leid, und ich werde es auch

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