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Ritter-Geist

Titel: Ritter-Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
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schließlich mit offenen Karten spielen müssen. Warum war ich nur so blind gewesen?
    Warum wohl! Wegen ebendieser Blindheit hatte man mich ja auserwählt! Wie sollte ein bloßer Barbar die Gemeinheiten zivil i sierten Verrats begreifen? Vielleicht hatte König Gromden, ein guter Mensch, einiges geargwöhnt und versucht, mich zu warnen, doch war er durch seine Krankheit daran gehindert worden. Mö g licherweise war diese Krankheit selbst sogar das Ergebnis eines Zaubers, den einer seiner möglichen Nachfolger verhängt hatte. Schließlich hatte Yin-Yang freien Zugang zu Schloß Roogna g e habt. Es wäre besser gewesen, ich wäre nie auf der Bildfläche e r schienen, denn so war ich nur zum unwissenden Werkzeug ihres Verrats geworden. Ich war ebensosehr wie Threnodia dafür ve r antwortlich, daß Schloß Roogna als Mittelpunkt der menschlichen Vorherrschaft Xanths seine Macht einbüßte, wie auch für die Jah r hunderte des Zerfalls, die darauf folgten. Wie tief meine Schuld doch war!
    Doch nun war es passiert, und ich konnte es nicht mehr ung e schehen machen. Ich konnte lediglich zusehen.
    Wenige Stunden nach meinem Tod trafen Pook und Peek ein. Pook kam heran und beschnüffelte den fast leeren Zauberbeutel, den Threnodia am Ufer des Schloßgrabens vergessen hatte. Er wußte, daß ich hiergewesen und der grausamsten aller Lügen zum Opfer gefallen war. Er hatte versucht, mich zu warnen, mich a b zuhalten; er hatte sich geweigert, mir bei meiner Torheit Hilfeste l lung zu leisten. Nun konnte Pook nichts mehr tun; er wußte nicht, wo die böse Threnodia meine Körperteile vergraben hatte, und außerdem wäre er unfähig gewesen, sie wieder auszugraben. Sie allein wußte es, und sie würde es niemandem verraten. Ja, sie hatte mein Schicksal wahrhaftig besiegelt.
    Voller Trauer nahm Pook den schlaffen Zauberbeutel mit den Zähnen auf, dann hob er den Kopf, um den Beutel zwischen die Ketten zu schieben und als Andenken mitzunehmen; schließlich verließ er die Stelle. Peek begleitete ihn, und mit ihren schönen braunen Augen teilte sie seine Melancholie. Sie war ein Tier – sie täuschte und verriet ihren Gefährten nicht, wie es eine Mensche n frau tun konnte.
    So war ich nun tot und blieb es auch. Dafür hatte die böse Thr e nodia gesorgt. Mein Gespenst zog auf Schloß Roogna ein, da dies das einzige Gebäude in der Nähe war, und weil Gespenster es nun einmal vorziehen, ein Gebäude heimzusuchen. Dort lernte ich die anderen Gespenster kennen, die mir ihre traurigen Lebensg e schichten erzählten. O ja, wir Schloßgespenster teilten ein gemei n sames Erbe aus Narretei und Trauer! Und so bleib es jahrhunde r telang, während das Schloß verlassen dastand.
    Denn der Magier Yang, der böse Aspekt des Menschen, machte sich wirklich nichts aus Schloß Roogna oder aus dem Wohlerg e hen Xanths. Er begab sich wieder in seine Heimat und stellte seine üblen Zauber her, denn das war es, was ihn am meisten unterhielt. In Wahrheit waren die allermeisten seiner Zauber allerdings ne u tral, denn ein Zauber kann eigentlich gar nicht gut oder böse sein. Gut oder böse wird er lediglich durch seine Anwendung. Alle Zauber und verzauberten Gegenstände stammen aus der Zeit se i ner Herrschaft, einschließlich der Zauberwaffen im Arsenal von Schloß Roogna, die er herstellte, bevor er das Schloß verließ. Ma n che dieser Zauber, zum Beispiel der Vergessenszauber, der auf der Spalte ruht, sind vor seiner Zeit entstanden, dennoch war er es, der sie hergestellt hat. Ich weiß auch nicht, wie man das zustande g e bracht hat. Er war ein großer Magier, aber ein böser Mensch. Di e se Zauber gediehen und weiteten sich aus, während Xanth seinem Untergang entgegentrieb, da Yangs Magie nicht auf geordnete Weise in den Dienst des Menschen gestellt wurde. Sie wurde ei n fach willkürlich über das ganze Königreich verteilt, um in unwi s senden Händen beliebiges Unheil anzurichten. Wir Gespenster bekamen nur selten Nachrichten von außen, beispielsweise wenn irgendein Reisespuk oder eine Erscheinung vorbeikam; wir selbst konnten das Schloßgelände nicht verlassen, deshalb ist mein B e richt in diesem Punkt auch sehr lückenhaft. Doch im Laufe der Jahrhunderte haben wir schon das Wichtigste erfahren. Schließlich starb Magier Yang, aber der nächste König kehrte nicht zum R e gieren auf Schloß Roogna zurück. Offensichtlich war es Mode geworden, daß die Könige in ihren Heimatdörfern blieben. Es gab keine zentralisierte Regierung mehr in

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