Ritter-Geist
holen.
»Dem Barbaren habe ich gesagt, daß ich eine Lügnerin bin. S o viel war davon wahr.« Sie trug das siebte Stück meines Körpers fort. Als sie zurückkehrte, versuchte es Yin einmal mehr. »Der Barbar ist erledigt, dennoch könntet Ihr immer noch zu mir her ü berkommen. Königstochter, ein letztes Mal frage ich Euch…«
»Ach, hört doch mit diesem Schattenspiel auf!« rief sie, nahm meinen magischen Schild auf und warf ihn in den Graben. Dann schleuderte sie ihm mein Schwert hinterher. »Glaubt Ihr etwa, ich wüßte nicht um Euer Geheimnis?«
»Um mein Geheimnis, Prinzessin?«
»Daß Yin lediglich die weißmagische, Yang dagegen die schwarzmagische Seite ein und derselben Person ist. Ihr führt ke i nen Wettkampf durch, um festzustellen welcher Magier König wird; Ihr wollt lediglich entscheiden, welcher Teil Eurer Persö n lichkeit vorherrschen soll. Und da es sich nun herausstellt, daß ich es bin, die diese Entscheidung fällen soll, tue ich das auch – und ich entscheide mich für Yang. Kommt zu mir, böse Kreatur, denn ich werde nicht zu Euch kommen! Mein Preis ist der, daß Ihr Schloß Roogna für immer den Rücken kehren müßt.«
»So soll es sein!« sagte Yin. Er wandte sich um, sein Umhang l o derte auf – und als er sich umdrehte, veränderte sich seine Farbe, und er wurde zu dem schwarzbemäntelten Yang. Dann schritt er über die Zugbrücke und nahm Threnodias Hand. »Ihr habt woh l gehandelt, böse Kreatur!« sagte er. »Sogar dann noch, als Ihr den Barbaren verführt habt, denn Ihr wißt, daß ich keine jungfräuliche Frau berühren könnte.«
»Das könnte nur Yin«, stimmte sie ihm zu und küßte ihn. »Die Plazierung dieses letzten Zaubers war gelungen. Der Tölpel hat nie die Zugbrücke selbst in Verdacht gehabt.«
»Danke. Ihr wißt natürlich, daß ich Euch nur geprüft habe? Ich hatte befürchtet, daß Ihr vielleicht tatsächlich etwas für diesen Barbaren empfindet, wenngleich ich weiß, was für eine vollendete Schauspielerin Ihr doch seid. Also sorgte ich dafür, daß…«
»Ich hege durchaus Gefühle für ihn«, sagte sie, »nämlich Gefühle der Verachtung! Er war schon ein Narr, bevor er von Eurem Idi o tiezauber getroffen wurde. Ja, das war auch genial – Yins Zauber durcheinanderzubringen! Dennoch war die Sache ungemütlich knapp, denn der Barbar war der sturste Narr, dem ich jemals b e gegnet bin.«
»Ein Wettkampf mit knappem Ausgang ist wesentlich reizvoller«, sagte Yang. »Ich wußte, daß ich siegen würde; doch um den äuß e ren Schein zu wahren, zog ich es vor, den Ausgang der Sache fra g lich erscheinen zu lassen.«
»Nun, böser Magier, jetzt werdet Ihr König werden. Also führt mich von hier fort und tut mit mir, was Ihr wollt.«
»Ich bin schon König. Euer Vater ist gestern gestorben.«
Threnodia versteifte sich. Wenn sie überhaupt für irgend einen Menschen Gefühle gehegt hatte, so für ihren Vater. »Dann hätte ich den Barbaren also schon letzte Nacht töten können, und mein Vater hätte nichts davon erfahren! Warum habt Ihr mich so gefo l tert?«
»Das entspricht eben meinem Wesen«, sagte Yang, »genau wie Eurem. Gemeinsam haben wir alles verraten, was in Xanth A n stand hat.«
Sie lächelte. »Ja, das haben wir.«
»Und nun werden wir die Interessen Xanths völlig vernachläss i gen und Schloß Roogna nach eigener Weise verfallen lassen. Ich werde mich der Herstellung von Zaubern aller Art widmen, und wer weiß, welches Unheil sie im Laufe der späteren Jahrhunderte anrichten werden, wenn man sie entdeckt, während Ihr…«
»Während ich jegliche seltsame Form annehmen werde, nach der es Eurem üblem Vergnügen gelüstet«, beendete Threnodia den Satz.
Gemeinsam schritten sie davon, das Schloß hinter sich lassend, das grausame Spiel mit seiner grausamen Lüge beendend.
Natürlich war ich tot und hatte mit all dem nicht mehr viel zu tun, aber mein Geist war an dem Ort anwesend, wo ich gestorben war, und der war entsetzt, als er von dem Verrat erfuhr, den Threnodia an mir und an Xanth begangen hatte. Die ganze Zeit hatte sie mit dem Bösen Magier gemeinsame Sache gemacht, um…
Aber der Böse Magier und der Gute Magier waren ein und di e selbe Person! Und Threnodia hatte das gewußt! Und hatte den bösen Aspekt als Gefährten ausgewählt, während sie mir die ganze Zeit schöne Augen gemacht hatte, mir, dem unwissenden Barb a rennarren! Als ich nicht darin versagt hatte, sie zum Schloß Ro o gna zurückzubringen, hatte sie
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