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Ritter-Geist

Titel: Ritter-Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
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ich mir einen geeigneten verbrannten Baum aus und umschlang mit der Kette einen niedrig hängenden waag e rechten Ast. Dann riß ich daran.
    Natürlich gab es Widerstand. Der Schlamm wollte sein Opfer nicht preisgeben. Ich riß immer stärker an dem Metall und legte mein ganzes Gewicht hinein. Endlich gab die Kette nach und g e riet in Bewegung. Nun packte ich sie ein Stück weiter vorne, riß weiter daran, und wieder geriet sie in Bewegung. Nach und nach wurde die Sache leichter; der Pooka half mir dabei. Zug um Zug und Schritt um Schritt zerrte ich das Tier der Feuerwand entgegen, obwohl ich es auf der anderen Seite nicht sehen konnte. Wenn der Pooka im kritischen Augenblick versäumen sollte, den Kopf u n terzutauchen…
    Da versank die gespannte Kette im Schlamm und ich wußte, daß das Gespensterpferd meinen Befehlen gehorchte. Also verstärkte ich meine Anstrengungen, und einen Augenblick später erschien sein Kopf auf meiner Seite.
    Danach war die Sache leicht. Ich holte den Pooka durch die Fe u erwand in den seichteren Schlamm hinauf und schließlich auf den hitzegehärteten Boden. Dann löste ich die Kette wieder von dem Baum und schlang sie erneut um das Tier. Der Pooka brauchte die Kette, um am Leben zu bleiben, zumindest soweit ich wußte. Doch ich ließ sie nicht los.
    Als ich fertig war, saß ich auf. »Ob du nun willst oder nicht, du wirst mir jetzt als Reittier dienen«, informierte ich ihn.
    Das arme Ding war so benommen und ermattet, daß es nicht einmal ein Protestwiehern ausstieß. So hatte ich endlich mein Reittier – jedenfalls glaubte ich das.

3
Callicantzari
    Ich ritt mit Pook in ein Gebiet, wo die Bäume bereits in erhebl i chem Umfang nachgewachsen waren, und bereitete mich dort auf die Nacht vor. »Ich lasse dich jetzt frei laufen«, sagte ich zu ihm. »Aber du siehst selbst, wie die Feuerwand dieses Gebiet umringt. Ohne meine Hilfe kommst du nicht hier heraus. Es hat also keinen Zweck, vor mir davonzulaufen; es wäre das klügste, wenn du dich einfach entspannst und ein wenig grast.« Ich saß ab – und sofort galoppierte das Gespensterpferd davon.
    Ich seufzte. Ich hatte gehofft… aber natürlich war ich nur ein Hinterwäldler und Tölpel, der die wirklichen Motive von Me n schen oder Lebewesen nie verstehen konnte, so sehr er sich auch bemühte. Ich sammelte einige Früchte zum Essen ein – es war erstaunlich, wie schnell diese Bäume sich nach dem Brand wieder erholt hatten! –, dann legte ich mich zum Schlafen nieder. Hier brauchte ich mir keine Sorgen wegen Raubtieren zu machen, die wurden von der Feuerwand abgehalten.
    Geweckt wurde ich vom Rauch. Es war noch immer Nacht – doch der Horizont war hell. Feuer jagte über die Ebene!
    Ich blickte mich um und wußte sofort, daß ich in Schwierigke i ten war. In Sicherheit vor belebten Gefahren, hatte ich die unb e lebten völlig außer acht gelassen. Das Feuer hatte mich schon halb umrundet und machte schnellere Fortschritte, als ich laufen kon n te. Das grüne Gras und das Blattwerk waren braun geworden. Wahrscheinlich machte der beschleunigte Wachstumszyklus bei der Reife nicht halt, sondern setzte sich durch die ganze Jahreszeit fort. Die Gegend war herbstlich geworden – und mit dem Herbst war auch das Feuer gekommen, um das tote Laub zu vernichten und alles für den Frühling am nächsten Morgen vorzubereiten. Vielleicht könnte ich mich in den Boden eingraben, bis es vo r übergezogen war. Doch der war äußerst hart; es würde Stunden dauern, bis ich mich richtig eingegraben hatte, ich hatte aber nur noch Minuten zur Verfügung.
    Da hörte ich ein Rasseln. Da war der Pooka, der entsetzt vor den Flammen floh. »Komm hierher!« schrie ich. »Ich führe dich hi n aus!« Natürlich beachtete er mich nicht, doch ich schnitt ihm den Weg ab, um ihn den nahenden Flammen entgegenzutreiben, damit er in der Sackgasse war, dann fing ich ihn mit meinem Seil wieder ein. Ich zerrte ihn zu mir und kletterte auf seinen Rücken, die Ketten packend. Ich hatte mein Reittier wieder, gerade noch rech t zeitig.
    Es war nicht sonderlich bequem, auf den Ketten sitzen zu mü s sen. Als sich das Gespensterpferd noch im Schlamm befunden hatte, hatte ich die Ketten nicht so stark gespürt, doch das war nun anders. Aber ich hatte keine Wahl, das Feuer ließ mir keine Zeit, für meine Bequemlichkeit zu sorgen. Ich führte das Pferd, indem ich ihm in die Seite trat, von der er sich fortbewegen sollte. So galoppierten wir auf die sich immer enger

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