Ritter-Geist
w a ren so klein, daß sie uns allenfalls als leise Belästigung vorkamen, denn Pook konnte mühelos darüber hinwegspringen. Manche w a ren jedoch auch groß genug, um eine echte Gefahr darzustellen. Außerdem war uns die schiere Bösartigkeit der Koboldmassen nur zu bewußt – es war nicht ein einziger unter ihnen, der unser eventuelles Mißgeschick nicht bejubeln würde, und zwar allein deshalb, weil wir Fremde waren. Die Kobolde waren die Verkö r perung der größten Bigotterie Xanths, denn sie haßten alle Kreat u ren, die nicht so waren wie sie, während sie sich selbst auch nicht besonders mochten. Ich hatte davon gehört, daß Koboldfrauen anders sein sollten, doch hier bekam ich nur Männer zu Gesicht. Zweifellos waren die Frauen viel zu schlau, um sich auf eine solche Auseinandersetzung einzulassen.
Dann glitt der Pfad, als sei er müde geworden, den sich winde n den Berg hinunter in eine Schlucht, die zwischen ihm und dem nächsten Berg lag. Erst zu spät erkannte ich, daß dies eine Sac k gasse war: Der Pfad führte nicht auf der gegenüberliegenden Ber g seite in die Höhe. Statt dessen führte er direkt in eine große Höhle, deren Tiefen uns finster, unheilschwanger und furchterregend a n gähnten. Aus solchen Höhlen kommt niemals etwas Gutes!
Hinter uns hatten die Kobolde ihre Kräfte versammelt und ja g ten uns nach, manche von ihnen mit groben Holzschilden b e wehrt, einige trugen auch gemeinsam eine Lanze, wie ich sie hatte. Umkehren konnten wir also nicht mehr. Einen seitlichen Ausweg gab es auch nicht, dazu waren die Hänge zu steil. Als ich den Kopf hob, erblickte ich einen Kobold, der sich gerade anschickte, einen Felsbrocken auf uns herabzurollen. Er ragte bereits über den Fel s vorsprung hervor. Geifernd freuten sie sich schon auf die ze r quetschte Masse, in die er uns verwandeln würde.
Ich hatte keine andere Wahl – ich lenkte Pook direkt in den b e drohlichen Tunnel hinein. Das gefiel ihm zwar nicht und mir auch nicht, aber es war der einzige Ausweg, der uns blieb. Hinter uns vernahm ich das bösartige Rumpeln des herabstürzenden Felsens; der Boden erbebte, als der Felsbrocken in den Tunnel krachte und dort mit grauenerregender Endgültigkeit den Ausgang versperrte. Aus der Decke löste sich Geröll und prasselte auf uns herab, doch der Gang brach nicht ein. Das war eine Beruhigung; ich wußte, daß der Tunnel, wenn er schon soviel ausgehalten hatte, recht st a bil sein mußte, doch im Dunkeln kehren die Zweifel ja immer mal wieder.
Wir blieben stehen, wußten aber auch ohne Überprüfung bereits, daß wir in der Falle saßen. Selbst wenn es uns gelungen wäre, den Felsbrocken vor dem Höhleneingang zu entfernen, hätte uns d a hinter doch nur eine Armee heimtückischer Kobolde mit Stöcken, Steinen und Schimpfwörtern aufgelauert. Einmal mehr blieb uns keine andere Wahl als die Flucht nach vorn. Ich habe schon immer etwas gegen derlei mangelnde Wahlmöglichkeiten gehabt; meistens führen sie einen in Schwierigkeiten; und selbst wenn sie es nicht tun, ziehe ich es dennoch vor, mir meinen Ärger auf eigene Weise einzuhandeln, anstatt ihn mir aufzwingen zu lassen.
Dort, wo wir uns in der Höhle befanden, war es gut und düster. An den zerklüfteten Rändern des Felsbrockens sickerte Licht hi n ein, doch weiter hinten war es äußerst bedrohlich und finster. Pook war ein Gespensterpferd und konnte ziemlich gut sehen, da Gespenster ihre Arbeit meistens nachts verrichteten, aber ich hatte damit meine Schwierigkeiten.
»Pook«, sagte ich, »wir werden dieser Höhle in den Berg hinein folgen müssen. Irgendwohin muß sie schon führen, sonst hätte es keinen Pfad zu ihr gegeben, und vielleicht kommen wir auf der anderen Seite wieder aus dem Berg heraus.« Da war ich zwar nicht ganz so sicher, doch nützte es im Augenblick nichts, trübsinnigen Gedanken nachzuhängen. »Ich muß also darauf vertrauen, daß du uns durchbringst und nicht in irgendeine Erdspalte stürzt. Ich weiß zwar, daß du es nicht gern hast, daß ich auf dir reite, aber wir ste c ken nun einmal gemeinsam in der Klemme und kommen vielleicht auch gemeinsam wieder heraus. Wenn wir erst einmal wieder im Freien sind, können wir uns noch Gedanken darüber machen, wer auf wem wohin reitet.«
Pook gab keine Antwort, aber ich hoffte, daß er die Lage erfaßt hatte. Ich lenkte ihn auf das schwarze Loch vor uns zu und trieb ihn mit beiden Hacken an. Im Schritt bewegte er sich voran, und seine Hufe hallten scharf auf dem
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