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Ritter-Geist

Titel: Ritter-Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
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hier raus, Pook, bevor sie dich auch noch fangen!«
    Das Gespensterpferd jagte davon, und ich schlug tapfer mit dem Schwert um mich, hackte Arme und Beine und Ohren ab, wie sie mir eben in den Weg kamen. Doch die Ungeheuer waren, wie ich schon gewußt hatte, allzu sehr in der Überzahl für mich. Eines traf mich mit seiner mächtigen Faust auf den Kopf, daß mir schwi n delte, und ein zweites biß mir ins Gesicht. Ich spürte, wie sich se i ne Hauer in meine Wangen versenkten, dann verlor ich das B e wußtsein.
    Natürlich merkte ich nicht mehr, was danach geschah, aber nun kann ich es in den Bildern des Wandteppichs erkennen, und da ich weiß, worum es geht, begreife ich auch alles. Als die Callis sich davon überzeugt hatten, daß ich tot war, schleppten sie mich zu ihrem Hauptdepot, wo ihre Kühe und Kälber lauerten. Dort b e nutzten sie auf unbeholfene Weise mein eigenes schönes Schwert, um mir den Leib aufzuschlitzen, damit sie mich besser mit ihren schmutzigen Klauen ausnehmen konnten. Sie rissen mir sämtliche Innereien heraus und schlangen sie als Delikatessen herunter, w o bei sie sich noch um die Überreste prügelten. Dann stießen sie mich in einen großen Topf mit kaltem Wasser, um die zäheren Teile zu kochen, worauf sie sich auf die Suche nach Feuerholz begaben. Das dauerte eine Weile, denn sie hatten nicht im voraus geplant, und in den tiefen Höhlen gab es natürlich nicht sehr viel Holz. Aber nach einigen Stunden hatten sie genug gesammelt, Überreste der Baumwurzeln, die sie hatten zerstören wollen. Jetzt waren sie endlich für das Kochen bereit.
    In der Zwischenzeit hatten einige von ihnen meine zerrissenen Kleider durchsucht, die Knöpfe und Bänder aufgekaut und den Stoff noch weiter zerfetzt, weil ihnen das fetzende Geräusch gefiel. Sie entdeckten den Beutel mit den Zwillingsbeeren, die ich aufg e hoben hatte, und zankten sich darum, wer von ihnen wohl die größte Anzahl herunterschlingen könnte. Nun, ich hoffte, daß sie ihre Wirkung schon bald zu spüren bekommen würden; fast war der Gedanke das Sterben wert, wie diese schädlichen Beeren den Ungeheuern zusetzen würden.
    Außerdem gab es da noch ein weiteres Problem: die Callicantzari fürchteten sich nämlich vor Feuer. Anscheinend tat seine Helli g keit, die sie an die Sonne erinnerte, ihren Augen weh. Wenn du mich nun fragst, was es für einen Sinn haben soll, sich nach g e kochter Nahrung zu sehnen, wenn man sich doch vor dem Feuer fürchtet, weiß ich darauf leider keine Antwort. Ich schätze, Ung e heuer wären wahrscheinlich gar keine Ungeheuer, wenn sie ve r nünftig wären. Hätte ich vorher davon gewußt, so hätte ich eine Fackel mit in die Höhle hineingenommen, dann hätten sie es nicht gewagt, sich uns zu nähern. Doch auch Barbarenhelden sind nicht unbedingt allwissend.
    Nicht eines der Ungeheuer wollte das Feuer entzünden. Über diesem Problem verging eine weitere Stunde. Endlich losten sie einen aus, der es tun sollte – doch der besaß keinen Feuerzauber. Nun verbrachten sie eine Stunde mit der Suche nach einem so l chen Zauber – und bis dahin war es für sie Nacht, was sich übr i gens auch mit unserer deckt, wenngleich ich nicht wußte, wie sie das merkten. Vielleicht hatte das Leuchten der Pilze ein wenig nachgelassen. Also verschoben sie das Festmahl auf den Morgen und legten sich schlafen. Ihre Schnarcher waren absolut gräßliche Geräusche, wie Sägefische, die sich über Felsahornbäume he r machten.
    Mittlerweile galoppierte Pook die Gänge entlang und suchte e i nen Weg ins Freie. Die Ungeheuer verfolgten ihn nicht, weil sie ja mich bereits als Mahlzeit hatten, es war eben kein besonders u n ternehmerisch veranlagtes Volk. Endlich entdeckte Pook tatsäc h lich durch Zufall einen Ausgang, schritt hinaus, witterte die Luft – und machte kehrt. Er hatte irgend etwas gewittert, was ihn inn e halten ließ, so daß er sich der Sache lieber nicht allein aussetzen wollte.
    Da das Gespensterpferd nun den Weg kannte, kehrte es in die mittleren Höhlen zurück und spürte mich gegen Morgen in dem Topf auf, in dem ich lag. Pook stupste mich am Kopf und weckte mich auf diese Weise.
    Du mußt verstehen, daß ich ungefähr zehn Stunden Zeit zum Heilen gehabt hatte, und das genügte. Ich war ja nicht wirklich getötet worden: Man hatte mich ohnmächtig geschlagen, mir l e diglich das Gesicht abgebissen und meine Eingeweide ausgeno m men. Inzwischen waren mein Gesicht und meine Eingeweide wi e der nachgewachsen, und

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