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Ritter-Geist

Titel: Ritter-Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
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Gestein wider. Tatsächlich gab es hier sogar kleine Echos, und ich erkannte, daß mir die Ohren anstelle der Augen dienen konnten, zumindest teilweise. Barbaren haben ein scharfes Gehör, auch wenn es sich nicht mit dem der meisten Tiere messen kann. Die Echogeräusche verrieten mir, daß wir zwar seitlich von Wänden umringt waren, daß der Weg vor uns aber frei war.
    Der Tunnel führte in die Tiefe, wie es diese Dinger meistens tun. Das gefiel mir nicht, ich wollte lieber bergaufwärts reiten und den Berg verlassen. Doch man muß stets seinem Weg folgen, auch wenn es ein schmerzvoller Weg ist.
    Nach einer schier unendlich erscheinenden Zeitspanne konnte ich ein wenig besser sehen. In den Felsritzen wuchsen kleine Pilze, die ein magisches Pastelleuchten von sich gaben. Als wir weite r kamen, benetzte uns Wasser von oben, und die Luft wurde immer kühler und feuchter; die Pilze dagegen wurden größer und heller, bis ich schließlich den größten Teil des Gangs erkennen konnte. Einige der Pilze waren gelb, andere waren grün oder blau; tatsäc h lich wiesen sie sämtliche Farben des Regenbogens auf, auch wenn es nur matte Lichter waren. Es war eigentlich ganz hübsch.
    Der Tunnel verbreiterte sich und mündete in eine Reihe von Emporen, die alle mit Regenbogenpilzen besetzt waren. Das war zwar prachtvoll anzusehen, doch nun teilten sich die Gänge, und ich wußte nicht, welchem wir folgen sollten. Wenn man keine gr o ße Auswahl hat, ist das Leben einfacher, auch wenn einem der Weg, dem man folgen muß, nicht gefallen mag. Also traf ich gar keine Wahl und überließ alles Pook. So schritten wir mehr oder weniger geradeaus weiter.
    Plötzlich blieb Pook stehen, um die Luft zu wittern. Ich folgte seinem Beispiel und nahm etwas wahr – einen stechenden Geruch wie von einem großen, durch und durch unangenehmen Wesen. Wir waren nicht mehr allein. »Wir sollten dem Ding besser aus dem Weg gehen«, murmelte ich Pook zu. »Es stinkt ein wenig wie ein Kobold, nur schlimmer.« Ich besaß zwar noch immer meine Lanze, war mir aber nicht sicher, inwieweit mir diese in der engen Höhle von Nutzen sein konnte. Möglicherweise würde ich ihre Spitze aus Versehen voll in eine Wand rammen und mich damit selbst vom Pferd heben.
    So leise, wie es nur ging, verließen wir diese Höhlenkammer wi e der und versuchten es mit einer anderen, doch der Geruch wurde nur noch stärker. Da begriff ich, daß nicht wir uns dem Ungeheuer näherten, sondern umgekehrt. Es hatte unsere Schritte verno m men und kam nun, um nach dem Rechten zu sehen. »Komm, wir verschwinden von hier!« sagte ich drängend und überließ mich einer gewissen Erleichterung der Panik. Ach, ich weiß es ja selbst, Barbarenkrieger sollten eigentlich keine derartigen Gefühle ke n nen. Andererseits haben Barbarenkrieger aber auch nichts in tiefen dunklen Höhlen mit stinkenden Ungeheuern zu suchen.
    Pook beschleunigte sein Tempo, so gut er das in dem Gang konnte. Aber es war nicht schnell genug, der lautlose Gestank wurde immer stärker. Wir hatten uns tief ins Ungeheuergebiet hi n eingewagt und kamen nun nicht wieder heraus. Vielleicht hatten die Kobolde uns ganz bewußt hierher gescheucht, weil sie genau wußten, was einem Wesen widerfahren würde, das sich furchtsam in diese feuchten Tiefen hineinwagte.
    Plötzlich ragte das Ungeheuer vor uns auf. Es war ein gro b schlächtiges, menschenähnliches Ding mit schrecklich verzerrten Zügen. Die schlimmsten Ungeheuer sind immer menschenähnlich; ich habe zwar nie so recht begriffen, warum dem so ist, aber es ist wirklich so. Das Gesicht dieses Dings war von Pelz bedeckt, aus dem eine bizarre Knollennase hervorragte, während zwei große, häßliche Augenschlitze uns wie durch einen schmutzigen Schleier hindurch anlugten; aus dem unteren Teil des Gesichts ragten me h rere gebogene Hauer hervor. Irgendwo mußte das Ding auch einen Mund haben. Es schien männlichen Geschlechts zu sein – die schlimmsten Exemplare einer Gattung sind stets die männlichen, mit Ausnahme der Harpyien. Seine Arme waren haarige Extrem i täten, auf denen die Muskeln rückwärts angebracht zu sein schi e nen, und sein Oberkörper war voller Knochen an den falschen Stellen. In gewisser Weise glich er einem ungewöhnlich großen und bizarren Kobold, doch auf andere Weise wiederum war er noch sehr viel schlimmer – zum Beispiel sein Mundgeruch. Der umhüllte ihn wie eine stinkende Wolke. Pook und ich japsten nach Luft.
    Später erfuhr ich, daß dies ein

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