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Ritter-Geist

Titel: Ritter-Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
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Gespensterpferd auf den Weg. Ich wußte, warum: Im Wind war Drachengeruch zu wittern. Wie lange würde es dauern, bis der kleine Drache seine Mutter hierher geführt hatte?
    »Es ist wirklich nicht sehr weit bis zur… zur …«, bemerkte der Storch, doch er schien vergessen zu haben, was er sagen wollte. Es war, als wäre das Blut aus seinem Gedächtnis gewichen.
    Ein Geräusch! Ich spüre ein Schaudern; das war ein Drache n schnauben zur Rechten. Im Augenblick war ich in keinerlei Sti m mung, es mit einem Drachen aufnehmen zu müssen. Ich drängte Pook, schneller zu laufen, doch der brauchte kein Drängen mehr dazu. Er flog förmlich über das Land. Ich warf einen Blick über die Schulter, um nach dem Storch und dem Ogerling zu sehen; der Storch hatte seine Füße fest in eine der Ketten verhakt und war in Sicherheit, doch der Ogerling hatte das Kettenglied, auf dem er herumkaute, schon fast zerbissen. »Hör auf damit!« fauchte ich ihn an, worauf er ein Fauchen erwiderte und weiterkaute. Das Problem mit der Jugend von heute ist, daß sie keinerlei Disziplin hat!
    Der Drache hörte uns natürlich und machte sich daran, uns a b zufangen. Drachen haben phänomenale Ohren, die absolut alles hören können, was sie interessiert; am meisten interessieren sie Beutetiere, und das sind für Drachen so ziemlich alle Lebewesen. Ich hatte zwar Volksmärchen gehört, die davon handelten, wie ein einzelner Mann einen einzelnen Drachen bekämpft und erschlägt, doch je mehr die Aussicht auf eine solche Aktivität wuchs, um so weniger glaubte ich daran. In Wirklichkeit stellte selbst der kleinste ausgewachsene Drache einen mehr als beachtlichen Gegner für den größten aller ausgewachsenen Männer dar. Es sei denn, dieser Mann besitzt Magie. Ich selbst besaß natürlich Magie, aber ich war mir nicht sicher, inwieweit sie mir im Inneren eines Drachenba u ches noch nützen würde. Ich schätze, nach einer Weile hätten sich meine ausgeschiedenen Knochen aus dem Drachenkot wieder zusammengefügt, aber ich hatte keine Lust, das auszuprobieren. Es wäre mit Sicherheit mit einigem Unbehagen und Umständen ve r bunden gewesen. Wer möchte auch schon inmitten eines Haufens Drachenkot aufwachen?
    Pook kam ausgezeichnet voran, und wir hängten den Drachen langsam ab. Doch da erschien ein zweiter unmittelbar vor uns, und da wußte ich, daß wir in Schwierigkeiten waren. Tatsächlich wurde mir der Mythos, daß Barbarenkrieger es geradezu liebten, gegen Drachen zu kämpfen, langsam äußerst zuwider. Es hatte den A n schein, als wären die Drachen die allerersten, die daran glaubten, weil sie es nämlich waren, die es auf einen Kampf abgesehen ha t ten. Zwischen Abenteuer und Wahnwitz gibt es einen Unterschied, den selbst der Durchschnittsbarbar noch begreift.
    Wir schlugen einen Haken nach links, dem Flußufer entgegen. An dieser Stelle war der Fluß schmaler als flußabwärts, doch als wir ihn überqueren wollten, hob ein Wasserdrache seinen Kopf und zischte. Auch kein Fluchtweg!
    »Aufgepaßt – ich muß kämpfen!« warnte ich. Angeblich lieben Barbaren das Kämpfen um seiner selbst willen, doch das ist nur die halbe Wahrheit. Wir genießen den Kampf, wenn wir damit rechnen, zu gewinnen. Gegen Drachen stehen die Chancen jedoch recht ungünstig.
    Ich lenkte Pook mit Schenkeldruck. Er reagierte sehr empfin d sam, da ihm wieder bewußt war, daß sein eigenes Halbleben ebe n so an einem seidenen Faden hing wie mein eigenes ganzes. Mit der Linken packte ich eine Kette und hob mit der Rechten mein treues Schwert. Der Drache, der uns verfolgte, war ein Feuerspeier, de s halb hielten wir Abstand; der Drache vor uns dagegen war ein Rauchspeier. Das würde zwar auch nicht das wahre Vergnügen sein, war aber immer noch ein besseres Risiko als das Feuer. Es heißt zwar, kein Rauch ohne Feuer, doch das gilt nicht in dieser absoluten Form für Drachen. Es wird ferner auch behauptet, daß mehr Menschen am eingeatmeten Rauch als an Verbrennungen sterben, aber dem traute ich nicht. Also jagten wir dem Rauchspe i er entgegen.
    Der Drache öffnete die Schnauze und atmete ein. Natürlich steckte er nicht den ganzen Tag voller Rauch, genauso wenig wie ein Mensch die ganze Zeit den Atem anhält. Der Rauch wird bei Bedarf im Drachenbauch erzeugt, ähnlich dem Gas im menschl i chen Gedärm, und es dauert schon einen Augenblick, bis er den richtigen Druck und eine ordentliche Dichte aufgebaut hat. Diesen Augenblick gönnte ich dem Drachen nicht; ich hatte ihn

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