Ritter-Geist
schon so schnell erreicht, daß ich bei ihm eintraf, als gerade das erste Rauchwölkchen emporstieg. Ich gab mir keine Mühe, mich auf irgendwelche Raffinessen einzulassen; ich rammte ihm einfach die Spitze meines Schwerts in die rechte Nüster. Da ich mich dabei an Pook festhielt und Pook in schnellem Tempo voranrannte, bekam die Sache entsprechende Wucht.
Das Schwert fuhr in voller Länge in die Nase des Drachen he r ein, gefolgt von meiner handschuhbewehrten Hand und schließlich dem Arm bis zum Ellenbogen. Es war ein ausgezeichneter Treffer. Ich wußte, daß die Spitze das winzige Gehirn der Kreatur durc h stoßen hatte. Natürlich war das keine tödliche Wunde, doch sie verursachte dem Wesen einiges an Unbehagen. Drachen mögen es nicht sonderlich, wenn man ihnen Schwerter in die Nase rammt, und sie können sich fürchterlich aufregen, wenn ihr Gehirn aufg e spießt wird. Schließlich leidet ihre Koordination darunter ein w e nig, und das ist nicht sehr praktisch, wenn man gerade einen Kampf auf Leben und Tod austrägt.
Ich stemmte meinen Körper gegen das warme Maul des Drachen und riß mein Schwert wieder hervor. Ein Blutstrom folgte der Klinge und durchtränkte mich. Doch der Rauch des Drachen war inzwischen auch schon unterwegs, und nun ließ er das Blut he r vorschießen und umhüllte uns. Natürlich hielt ich sofort die Luft an und vertraute darauf, daß die anderen dasselbe taten, das schien mir ein natürlicher und vernünftiger Reflex zu sein. Ich drängte Pook, die Stelle zu verlassen. Er gehorchte äußerst willig, und schon einen Augenblick später drangen wir aus dem Rauchball hinaus ins Freie. Der Drache peitschte mit seinem Schwanz umher und hustete fürchterlich, weil sich Blut und Rauch in seinen N ü stern vermengten und Smog bildeten. Für sich allein betrachtet sind Blut und Rauch relativ harmlos, Smog dagegen kann tödlich sein. Außerdem machte ihm das Loch in seinem Gehirn zu scha f fen, so daß er sein Blatt nicht so ausspielen konnte, wie er es sonst getan hätte. Auf diese Weise war der Rauchdrache für eine Weile beschäftigt, und wir brauchten uns seinetwegen keine Sorgen mehr zu machen. Doch nun hatte der Feuerspeier uns erreicht. »Zum Schwanz!« sagte ich Pook. Natürlich meinte ich den Schwanz des Rauchdrachen, der uns vor dem Feuerspeien des anderen decken konnte, doch das Gespensterpferd mißverstand meinen Befehl und galoppierte auf den falschen Schwanz zu.
Sofort peitschte der Drachenkopf herum, und ein Feuerstrahl jagte in einer Kurve hinter uns her. Im allerletzten Augenblick verschwanden wir gerade hinter den Schwanz, als das Feuer uns eingeholt hatte – so daß der Drache damit seinen eigenen Schwanz briet. Nun besitzen Drachen zwar isolierte Feuerröhren, doch ihr Fleisch kennt keinen solchen Schutz. Du hättest einmal das G e brüll hören sollen, das er ausstieß!
»Nach Süden!« rief ich. Pook richtete sich nach Süden aus und schoß davon wie ein Pfeil. Die beiden verwundeten Drachen sto l perten ineinander und verhedderten sich in ihren eigenen Körpe r windungen. Als sie schließlich begriffen, daß wir fort waren, hatten wir schon zu viel Abstand gewonnen, um noch eingeholt werden zu können. Ich würde ja gerne damit prahlen, daß dies nur auf meine geschickte Taktik zurückzuführen war, doch in Wirklichkeit hatte ich einfach nur Glück gehabt, und ich war nicht erpicht da r auf, es noch einmal damit zu versuchen.
Doch wir waren noch nicht in Sicherheit. Der ganze Lärm hatte einen Flugdrachen angelockt, der nun über unseren Köpfen sege l te. Als es so ausgesehen hatte, als würden die großen Landdrachen uns auffressen, hatte er sich zurückgehalten, doch nun flog er eine Kurve und schoß auf uns zu. Ich merkte, wie sein Körper Feuer zurechtpumpte, und wußte, daß wir ihm auf der Stelle ausweichen mußten. Den konnten wir nicht durch Laufen abhängen!
»Zum Fluß!« schrie ich. Pook schlug einen Haken in Richtung Fluß und vertraute dabei auf mein Urteil, und als der erste Feue r strahl in schrägem Winkel herabstieß, berührten seine Hufe auch schon die Wasseroberfläche. Das Feuer verfehlte uns und erzeugte statt dessen beim Kontakt mit dem Wasser gewaltige Damp f schwaden. Wasser hat noch nie viel für Feuer übrig gehabt, und das beruhte voll auf Gegenseitigkeit. Da kam der Wasserdrache wieder an die Oberfläche. Er hob den Kopf und brüllte den Flu g drachen an, wütend über den Einbruch in sein Revier. Als der Flugdrache nicht schnell genug
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