Ritter-Geist
um zu lernen, wie man Windeln wickelt. Doch ich wußte, daß Glocke n blume sich entschieden hatte; sie wollte diesen Halbling wirklich haben.
Also entließ sie mich, und ich mußte gehen. So ist das eben im Leben eines Abenteurers. »Es hat wirklich Spaß gemacht«, sagte ich zu ihr, »und ich werde mich immer daran erinnern.«
Sie küßte mich ein letztes Mal. »Ihr seid süß.« Dann wedelte sie mit den Armen, wodurch sie den Zauber rückgängig machte, und schon einen Augenblick später hatte jeder von uns seine natürliche Körpergröße wieder angenommen.
Wir nahmen einen weiteren Schluck Grog zu uns und verließen die Laube, wobei wir durch das Laubwerk hinunterkletterten, bis wir unten ankamen, wo uns die anderen Elfen des Stammes e r warteten.
»Wir haben die drei Tage über für Euer Pferd gesorgt, Barbar«, sagte König Dornenkrone zu mir.
»Drei Tage?« fragte ich ungläubig.
»Aber ja, Menschenmann! Habt Ihr das nicht gewußt?«
»Mir kam es wie drei Stunden vor!«
»Nun müssen wir die Augurin aufsuchen«, sagte der König. Er führte uns zu einer alten Elfin, die an einem merkwürdig gefor m ten Stein saß, vor sich eine funkelnde Kugel.
Glockenblume blieb vor der alten Frau stehen. »Das Schicksal meines Kindes«, sagte sie.
Die Frau hob die Kugel auf und warf sie auf Glockenblume. Die Kugel dehnte sich aus, um sie für einen Augenblick zu umfassen. Dann zog sie sich wieder zusammen und kehrte auf ihren Platz auf dem Stein zurück.
Die Frau spähte in das Funkeln, das nun ein anderes Muster a n genommen zu haben schien. »Ein Sohn«, sagte sie. »Er wird dich verlassen, wenn er erwachsen ist, um sich eine Frau unter den Menschen zu suchen. Er wird niemals berüchtigt werden, aber möglicherweise werden seine Nachkommen es.«
»Danke«, sagte Glockenblume und klang enttäuscht. Offensich t lich hatte sie auf mehr gehofft.
Als sie dies merkte, blickte die Frau noch genauer hin und ve r folgte ein ganz bestimmtes Glitzern. »Mal sehen… da ist eine, weit unten, es wird noch Jahrhunderte dauern… ja, die wird sich mit den menschlichen Königen von Xanth vermählen.«
»Oh!« rief Glockenblume, und ihre Miene erhellte sich. Dann schleuderte die alte Elfin die Kugel auf mich. Überrascht wich ich einen Schritt zurück, doch sie dehnte sich aus, bis sie meine Größe angenommen hatte, und umhüllte mich. Einen Augenblick lang war ich von dem Funkeln wie geblendet; dann war alles auch schon vorbei, und die Kugel stand wieder auf dem Stein.
Die Miene der kleinen Elfin verfinsterte sich, als sie die Funken musterte. »Den wollen wir lieber übergehen«, murmelte sie.
»Nein, ich will es wissen«, sagte ich. »Wenn ich schon der Ah n herr der Gemahlin von Königen sein werde, so sollte auch bekannt gemacht werden, was die Kugel über mich sagt.«
Die Elfin schnitt eine Grimasse. »Ihr werdet einer grausamen Lüge zum Opfer fallen«, sagte sie zu mir. »Und doch wird das nicht das Ende sein. Nachdem Euer Fleisch verfault ist, werdet Ihr wahre Liebe finden.«
»Äh, danke«, sagte ich, kaum mehr erfreut als Glockenblume zu Anfang. Ich glaubte nicht wirklich an Wahrsagerei, aber ich glaubte auch nicht richtig ans Gegenteil.
Dann löste sich die Versammlung auf. Der König entbot mir Lebewohl, so ironisch dies auch nach der Prophezeiung sein mochte, und Glockenblume kletterte an mir empor, um mir einen Abschiedskuß zu geben.
Ich schritt zu Pook hinüber, der drei Tage lang selig auf der E l fenweide hatte grasen können und der nun kräftig und fett war. Er hatte nicht versucht zu fliehen, denn damit hätte er ja angedeutet, daß er nicht wirklich mein Reittier war, was die Elfen äußerst mi ß trauisch gemacht hätte. Also war er geblieben, und als die Elfe n kinder ihn darum angebettelt hatten, einmal auf ihm reiten zu dü r fen, hatte er »im Namen der Barbarenmenschen« eingewilligt. Ich wußte, daß er noch immer nicht gezähmt war. Er war lediglich klug genug, um die Rolle zu spielen, die er spielen mußte.
Genau wie ich es gewesen war, hoch oben in der Laube der E l fenulme.
Ich saß auf und ritt davon, wobei ich am Rand der Lichtung i n nehielt, um den versammelten Elfen zuzuwinken. Sie erwiderten meine Geste. Dann machte ich mich wieder, ein wenig traurig, auf den Weg.
5
Freudenbündel
Ich ritt durch den behaglichen, von Elfen gepflegten Wald und fühlte mich immer besser, als der Abschiedsschmerz langsam ve r klang. Ich hatte tatsächlich drei Tage bei den Elfen verbracht: mein
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