Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ritter-Geist

Titel: Ritter-Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
galt das auch für die Landdrachen. Das war also kein echter Fluchtweg.
    Und wenn wir hinunter in die Spalte stiegen?
    »Wir waten stromaufwärts«, sagte ich zu Pook und verlieh me i ner Stimme mehr Selbstsicherheit, als ich in Wirklichkeit empfand. Ich lenkte ihn auf das Wasser am Spaltenrand zu. Er legte die O h ren flach an und verweigerte. Also saß ich ab und führte ihn. Ich stand am Klippenrand, dann trat ich hinüber. Mein Körper verä n derte seine Haltung um neunzig Grad, und plötzlich sah ich mich, wie ich auf der Felswand stand, knietief im Wasser. Es funkti o nierte!
    Als die Drachen immer näher kamen, folgte mir Pook einen A u genblick später. Seine Vorderhufe kamen um die Ecke, dann b e mühte er sich über die Felskante, als befände er sich auf der Spitze einer Pyramide, wobei sein Bauch sie fast berührte. Schließlich brachte er auch seine Hinterbeine über die Kante und stand dann bei mir, mit dem Kopf nach unten in die Spalte zeigend. »Siehst du?« sagte ich. »Es muß einfach gerade sein, sonst kann das Wasser nicht strömen, ohne in die Tiefe zu stürzen. Flüsse haben Navig a tionsmöglichkeiten, die wir bestensfalls nachahmen können. S o lange wir warten, werden wir nicht stürzen.« Ich hoffte inbrünstig, daß das auch stimmte!
    Doch Pook zweifelte noch immer, also mußte ich ihn weiterhin führen. So wateten wir flußaufwärts, klippenabwärts. Oben schob ein Drache den Kopf über den Spaltenrand, war aber nicht mutig genug, um die Verfolgung aufzunehmen. Einen Augenblick später spie er einen Flammenstrahl aus, doch durch die verzerrte Pe r spektive verfehlte er sein Ziel. Schließlich waren wir außer Reic h weite gelangt. Glücklicherweise erschienen keine weiteren Flugdr a chen mehr; vielleicht war dieses Gebiet fluguntauglich.
    Das Wasser war kalt. Schon bald fuhr mir die Kälte durch meine durchtränkten Stiefel in die Füße. »Wir sollten besser möglichst bald den Boden erreichen«, bemerkte ich und blickte dabei in die Spalte hinab. Doch der Boden lag noch weit, weit vor uns.
    Ich schritt an den Rand des Wasserkanals, in der Hoffnung, daß der Effekt über den reinen Wasserlauf hinausreichte. Aber ich blieb vorsichtig. Ich nahm eine Handvoll Wasser auf und schle u derte sie zur Seite aus dem Wasserkanal hinaus.
    Kaum hatte das Wasser den Kanalkorridor verlassen, schoß es in einem rechten Winkel davon und stürzte in immer schnellerem Tempo dem Boden der Schlucht entgegen. Zwar hörte ich es u n ten nicht aufplatschen, doch ich wußte genau, daß ich diesem Weg selber nicht folgen wollte.
    Dennoch wurden meine Zehen langsam taub, und ich sah, daß Pook sich auch nicht eben behaglich fühlte. Niemand mag kalte Füße! Wenn dies so weiter ging, dann würden uns unsere Zehen noch abfrieren, bevor wir das Wasser wieder verlassen hatten. Ich mußte irgend etwas dagegen unternehmen!
    Ich beugte mich vor, um in das Wasser hineinzuspähen. Nun entdeckte ich kleine Fische, die darin herumschwammen. Ich fing einen davon ein – und sofort bohrte sich die Kälte durch meine Hand. Das war vielleicht ein kalter Fisch!
    »Ich wünschte, ich hätte einen Heißfuß«, sagte ich. »Oder einen Heißhund. Damit könnte ich die Kältefische verjagen.« Doch Wünsche nützten mir nicht sehr viel. Ich brauchte etwas Greifb a res und Sofortiges. Meine Füße waren im Begriff einzufrieren!
    Ich warf Pook einen Blick zu. Er zitterte. Da fiel mein Auge auf das Freudenbündel. Plötzlich blitzte in meinem Schädel eine Ideenlampe mit einer derartigen Heftigkeit auf, daß ich heute ve r mute, daß etwas von dem Licht mir aus den Ohren gesickert sein muß.
    Ich schritt neben Pook, suchte mir eine Kette aus und riß sie empor. Natürlich glitt sie auf der anderen Seite wieder herab, da ja alle Ketten sich um seinen gesamten Rumpf schlangen. Der Oge r ling glitt ebenfalls hinab, denn er kaute gerade auf der Kette herum und weigerte sich loszulassen. Ich schätze, für Babys ist es eine harte Sache, Zähne zu bekommen. Ich riß immer weiter an der Kette, bis der Ogerling unter Pooks Bauch kopfunter herabhing. Er ließ nicht los, denn niemand hatte ihm auf den Kopf geklopft. Doch als sein Kopf in das eiskalte Wasser getaucht wurde, re a gierte er verärgert, denn kein Oger mag es, einen kühlen Kopf zu haben. Er brüllte los.
    Die Wucht dieses Gebrülls ließ den ganzen Fluß schäumen. En t setzt schossen die kalten Fische davon, und das Wasser erwärmte sich etwas. Ich zerrte die Kette erneut nach

Weitere Kostenlose Bücher