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Ritter-Geist

Titel: Ritter-Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
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Vermutung richtig gelegen: Ich bot ihm eine Banane an, die er sofort mit haariger Pratze grabschte, in der Mitte zusammenpreßte, daß der Brei zu beiden Seiten davonschoß, um sich schließlich die verbliebene Schale in den Schlund zu stopfen. Einen Apfel nahm er auch, drückte ihn so hart, daß der Saft spritzte, und vertilgte schließlich die Haut und das Kerngehäuse mit offenkundigem Genuß. Diese Art der E s sensaufnahme machte zwar ziemlich viel Schmutz, aber das tun Babys beim Essen ja immer. Ich gab ihm eine Milchkrautkapsel und fürchtete schon, daß er sich über und über mit Milch bekle c kern würde, doch statt dessen zog er es vor, sie in einem zu ve r schlingen. Schließlich reichte ich ihm auch noch einen Granatapfel, und das gefiel ihm wirklich; er hieb die Granate gegen seinen Schädel und öffnete dadurch den Stein, dann pickte er die roten, saftigen Samen heraus, warf sie fort, verschlang den Stein und rülpste einen Samen hervor, den er übersehen hatte. Auf seine fürchterlich scheußliche Art war er wirklich sehr süß.
    Es erwies sich, daß es überhaupt kein Problem war, sich um ein Baby zu kümmern. Sorgen machte ich mir nur über das Wechseln der Windeln, doch anscheinend existierte der Ogerling noch nicht lange genug, um die Nahrung voll verarbeitet zu haben, so daß die Windel sauber blieb. Das war auch ganz gut so, da ich keineswegs davon überzeugt war, genügend Kraft zu besitzen, um sie ihm mit Gewalt zu entreißen.
    Über Pook machte ich mir auch keine Sorgen. Wenn er wollte, konnte er nun fortgehen, da ich den größten Teil der Strecke bis zum Schloß Roogna inzwischen zurückgelegt hatte und er mich nicht mehr dafür brauchte, um vor der Übernahme durch Elfen, dem Aufgefressenwerden durch Drachen oder was auch immer gerettet zu werden. Wir kamen auch ohne einander aus.
    Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen einen Eichelbaum. »Was soll ich mit dir machen, Ogerbaby?« stellte ich eine rhetorische Frage und reichte ihm ein Stück Prügelobst. Natürlich prügelte er sofort darauf ein, Saft explodierte spritzend in alle Richtungen, und das Baby rammte sich die Schale in den riesigen Mund. Dann spuckte der Ogerling einen Samen nach mir, der meinen Kopf nur knapp verfehlte und sich hinter mir in den Baumstamm bohrte; der Kleine knurrte zufrieden. Der Schock des Samenaufpralls schüttelte den Baum durch, worauf eine Eichel herabfiel. Der Ogerling erblickte sie, hob sie auf und kaute sofort darauf herum.
    Da sah ich etwas an ihm aufblitzen. Was konnte das sein? Ich griff danach, doch er grabschte sofort nach meiner Hand, so daß ich loslassen mußte. Es mußte irgend etwas sein, das er am Leib trug. Doch was würde ein nichtabgeliefertes Baby schon am Leib tragen?
    Was denn wohl anderes als einen Adreßanhänger? Ich mußte mir das Ding sofort anschauen! Aber der Ogerling schien nicht willig, es freiwillig herauszurücken.
    Ich holte ihm ein weiteres Stück Prügelobst und schob es seinem großen Mund entgegen. Während er darauf einprügelte und -kaute, nutzte ich seine Abgelenktheit, um nach dem Adreßschild zu gre i fen.
    Es war leer. Natürlich konnte ich sowieso nicht lesen, und selbst wenn ich es gekonnt hätte, hätte ich es nicht getan – Barbaren sind zu recht stolz darauf, Analphabeten zu sein –, doch das war ein anderes Problem. Wie sollte ich mit Hilfe dieses Dings die Liefe r adresse ausfindig machen?
    Ich drehte es um, da blitzte es auf. Die eine Seite war hell und die andere stumpf. Als ich das Schild wieder umdrehte, wurde die Hellseite stumpf und die Stumpfseite hell. Hielt ich es flach, wu r den beide Seiten stumpf. Es war, als sei das Ding ein Spiegel, der nur dann das Licht richtig wiedergab, wenn man ihn entsprechend ausrichtete – nur daß es hier keinerlei Lichtquelle gab, die dafür hätte verantwortlich sein können, bloß Dschungel.
    Ein magischer Spiegel hingegen würde eine andere Lichtquelle benutzen.
    Ich lächelte. Nun wußte ich, in welcher Richtung sich die Eltern des Ogerlings befanden. Das Blitzen zeigte mir den richtigen Weg.
    Ich schnitt eine Schlingpflanze ab und wickelte sie um den Be u tel des Ogerlings, so daß das Baby darinblieb, während es immer noch hinausblicken und -greifen konnte. Dann warf ich die Schlingpflanze über einen kräftigen Ast und hievte das Freude n bündel ungefähr halbwegs nach oben; nun war das Baby vom B o den weg, der nicht einmal für einen gräßlichen Horrormatz wie diesen bei Nacht sicher gewesen wäre,

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