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Ritter-Geist

Titel: Ritter-Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
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ren Türme von Schloß Roogna in der Ferne erschienen. Ich war am Ziel!

6
Heldenbürde
    Wie sich herausstellte, war es gar nicht so leicht, auf Schloß Ro o gna zu gelangen. Es war von einem weiträumigen Obsthain umg e ben, und die Bäume waren recht ungewöhnlich. Zuerst hielt ich es für ein Zeichen mangelnder Pflege, als ich auf dem Zugangsweg einen stämmigen Ast bemerkte, der diesen versperrte. Ich lenkte Pook um ihn herum – und mußte sofort feststellen, daß der Ast sich mit dem eines anderen Baums verschränkte. Also lenkte ich Pook auch um diesen herum, um den ersten Baum zu umgehen – und da war auch prompt ein dritter Ast, der einen weiteren Baum in die Kette einreihte. Die Äste lagen zu tief, als daß Pook unter ihnen hätte hindurchgehen können, und doch war ihr Laubwerk zu hoch, um über sie hinwegzuspringen.
    Ich blieb stehen und kratzte mich am Kopf. Natürlich würden wir dieses Hindernis schon überwinden. Doch ich wunderte mich darüber, daß der Zugangsweg zum Schloß derart zugewachsen war. War denn in den letzten fünfzig Jahren niemand hier vorbe i gekommen? Mit Sicherheit konnte man doch erwarten, daß der Weg zur Hauptstadt des Landes Xanth in Ordnung gehalten wu r de! Bedeutete das, daß das Schloß verlassen war? Im Dorf Fen hatten wir schon lange nichts mehr von Schloß Roogna gehört, doch wir waren stets davon ausgegangen, daß dies auf der Tats a che beruhte, daß wir nur ein hinterwäldlerisches Dörfchen waren. Nun fragte ich mich, wie es wohl um die vorderwäldlerischen G e biete stehen mochte; ob sie vielleicht nicht mehr im Geschäft w a ren? Nun, da ich darüber nachdachte, fiel mir auf, daß mir auf meiner ganzen langen Reise keine Menschen begegnet waren. K o bolde, Elfen, Oger, ja – doch das waren nur entfernte Verwandte der Menschen. Nun ja, vielleicht nicht allzu verwandt, zumindest was die Elfen betraf: Glockenblume war höchst frauenhaft gew e sen, ja geradezu göttlich weiblich, als der Anpassungszauber in Kraft gewesen war. Doch wo waren die normalen Männer und Frauen? Ich hatte geglaubt, daß es, über ganz Xanth verteilt, zah l reiche Menschenansiedlungen gäbe. Doch wo waren die?
    Nun, es würde mir wohl nichts anderes übrigbleiben, als mich auf Schloß Roogna zu begeben und der Sache nachzugehen. Also saß ich ab, zog mein Schwert und schritt in die Mitte des Weges. Dort suchte ich mir eine Stelle aus und handhabte meine Waffe wie eine Axt, indem ich damit auf das Holz einhackte.
    Ich kann es beschwören, daß der ganze Baum bei meinem ersten Hieb erzitterte. Zweige und Blätter regneten herab, und ein Stö h nen wie von einer Brise ließ den Baumstamm schwanken.
    Wieder hackte ich schräg darauf ein, so daß diesmal ein Keil aus Rinde und Holz davonflog. Der Baum erzitterte erneut, und aus der Schnittwunde sickerte rötlicher Saft.
    Pook wieherte warnend. Ich sprang zurück – und sofort krachte ein massiver Ast an eben jener Stelle zu Boden, wo ich kurz zuvor noch gestanden hatte, einer von jener Sorte, die man auch Wi t wenmacher nennt. Es war ganz gut, daß ich ihm ausgewichen war, denn schließlich war ich nicht verheiratet und konnte folglich auch keine Witwe zurücklassen. Anscheinend hatte ich den Baum stark genug erschüttert, um etwas Todholz herabfallen zu lassen. Welch eine passende Bezeichnung dafür!
    Mit einem Tritt stieß ich es beiseite und wollte mich daranm a chen, erneut auf den Ast einzuhacken. Doch der hing nun selts a merweise plötzlich tiefer als vorher. Tatsächlich berührte er sogar schon den Boden. Es würde ein leichtes für Pook sein, darüber hinwegzusteigen. Ich überlegte mir, ob ich den Ast nicht dennoch vollständig durchhauen sollte, um den Weg endgültig zu räumen, aber auf ihre typisch schaurige Art näherte sich bereits die Dä m merung, und ich war mir ungewiß, was mich noch erwarten würde. Da war es wohl das klügste, hier keine Zeit mehr zu verschwe n den. Also setzte ich mich wieder auf Pook, stieg mit ihm über den Ast und machte mich erneut auf den Weg.
    Als wir an einem anderen hochaufragenden Baum vorbeikamen, einem riesigen Felsahorn, wie ihn der Oger zerschmettert hatte, machte Pook plötzlich einen Satz nach vorn. Hinter uns krachte ein Felsbrocken zu Boden. Da kein Oger in der Nähe war, ließ das Ereignis nur einen einzigen Schluß zu: Der Baum selbst hatte uns bombardiert!
    Ich wandte den Blick nach vorn. Die Bäume drängten sich dicht an den Weg und sahen sehr bedrohlich aus. Ich traute ihnen

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