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Ritter-Geist

Titel: Ritter-Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
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gleichzeitig hatte ich auf diese Weise verhindert, daß mir der Ogerling bei Nacht, wenn ich schlief, ausbüchste. Um die Sache abzurunden, schälte ich ein Stück Eisenholz ab und reichte es ihm. Die haarige Pratze riß es mir aus der Hand, und fröhlich begannen die Zähne auf dem Ende des Holzstücks herumzukauen. Das war ein anständiges Beruh i gungsmittel, das den Ogerling halbwegs stillhalten lassen würde.
    Ich kletterte den Baum empor, entdeckte eine geeignete Au s höhlung und ließ mich zum Schlafen nieder. Unten graste Pook. Der machte sich keinerlei Sorgen über die Spukgestalten der Fi n sternis, schließlich war er ja selbst ein Gespensterpferd. Höchs t wahrscheinlich hielt er mit seinem Kettengerassel ohnehin andere Spuklinge von uns fern.
    Es war eine ruhige Nacht, und ich erwachte völlig erfrischt. N a türlich war Pook fort – doch zu meiner Überraschung kam er z u rück, als er mich hörte. »Soll das heißen, daß du jetzt gezähmt bist?« fragte ich ihn, wie ich es schon einmal zuvor getan hatte. Wie damals schnaubte er auch diesmal verächtlich, verließ mich jedoch nicht.
    Ich fand ein paar Felsbonbons und mehrere Milchkrautkapseln für den Ogerling, der sie mit heftigen Kaubewegungen vertilgte und mit den Samen gegen vorbeifliegende Insekten zielte, die er mit beeindruckender Genauigkeit auch sehr oft traf. Ich fragte mich, ob seine Windel in der Nacht vielleicht schmutzig geworden war, doch sie schien in Ordnung zu sein. Vielleicht war es eine magische Windel, die sich selbst reinigte. Die Störche schienen ihre Lieferungen zu einer echten Wissenschaft gemacht zu haben, s o fern das in Xanth kein bedeutungsloses Wort ist. Damit will ich sagen, daß sie auf schier unmögliche Weise gut organisiert sind. Im wirklichen Leben sind die Dinge natürlich niemals wissenschaf t lich, und es ist töricht zu glauben, daß sie es sein könnten. Eine solche Auffassung würde man wahrscheinlich allenfalls in Mund a nia finden.
    Ohne es von der Schlingpflanze zu befreien, lud ich das Fre u denbündel auf Pooks Rücken und saß selber auf. Natürlich en t deckte der Ogerling prompt ein weiteres Stück Kette, an dem er herumknabbern konnte. Babys stopften sich ja ständig irgendwe l che Sachen in den Mund. Immerhin hielt ihn dies ruhig. Im Oge r gebiet sind Stille und Schweigen ein Segen ganz besonderer Art.
    Wir machten uns in die Richtung auf den Weg, die uns das Au f blitzen des Adreßschilds gezeigt hatte, nämlich ungefähr gen Sü d osten. Wir galoppierten durch Wälder und über Ebenen, über H ü gel und Täler, vorbei an Klippen und Höhlen, Monstern und Flü s sen. Wir kamen an Fluchzecken vorbei, an Ameisenlöwen, an schwebendem magischen Staub, an einer Kolonie von Faunen und Nymphen, an Harpyien und an einem Mundorgelbaum, der uns mit leisem Georgel warnte. Es war eine ziemlich langweilige Reise.
    Wir kamen ausgezeichnet voran, denn Pook liebte das Laufen, und am Nachmittag erreichten wir die Region der Oger. Das konnte ich an den Bäumen erkennen, von denen einige zu Knoten verschlungen waren, während man andere an den Wurzeln abg e brochen hatte. In Bodenhöhe hatten die Oger, die gerne mit G e genständen spielten, kleinere Eisenholzbäume einfach abgebissen. Irgendwo hatte ich einmal gehört, daß die Oger im Begriff waren, gen Norden zu ziehen, doch das hier unten erschien mir eigentlich als ziemlich weit südlich; vielleicht kamen sie ja nur sehr langsam voran. Na ja, wenn ihnen das so behagte, würden sie sich eben drei Jahrhunderte Zeit lassen, um gen Norden zu ziehen; einem Oger konnte ohnehin niemand Vorschriften machen! Hauptsache sie kamen dem Dorf Fen nicht zu nahe. Ich überprüfte das Adre ß schild des Ogerlings, um mich erneut zurechtzufinden. Es glühte wie ein kleines Feuer; wir waren also dicht am Ziel. Doch da fiel mir ein weiteres Problem ein. Wie sollte ich das Freudenbündel übergeben, ohne dabei selbst eins auf den Schädel zu bekommen? Mit dem Schwert wollte ich mich nicht verteidigen: was würde es nützen, ein Baby an eine tote Mutter abzuliefern? Andererseits verspürte ich auch kein Bedürfnis, von den Ogern zu Klump gehauen und aufgefressen zu werden.
    Ich spürte das Familiendomizil auf, einen Haufen entwurzelter Bäume, die man zu einem groben Nest zusammengeworfen hatte. Wenn sie genausogut mit brutaler Gewalt auskamen, taten Oger nichts mit Umsicht. Da erblickte ich die Ogerin: sie war fast do p pelt so groß wie ich und derartig häßlich, daß mir bei

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