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Ritter-Geist

Titel: Ritter-Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
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Höhle.«
    Pook aber schritt immer weiter, ohne sein Tempo zu verlangs a men oder überhaupt irgend etwas zu suchen. Langsam wurde ich ärgerlich. »Nun paß mal auf, Pook, ich bin müde und will mich ausruhen, und du bist auch nicht mehr der Frischeste…«
    Dann bemerkte ich, daß Schnee fiel. Doch es war keine Wolke zu sehen: Die Schneeflocken bildeten sich einfach aus der Luft. Es war ein farbenfrohes Spektakel, glitzernd und bunt schillernd.
    Nun gelangten wir an eine Felsspalte, die zu breit war, um sie zu überspringen, und deren Tiefe zu grundlos und zu furchtgebietend war, um sie auch nur anzuschauen. Doch nun vermehrten sich die Schneeflocken und verbanden sich miteinander, um darüber eine Brücke zu bilden, worauf ich Pook dorthin führte.
    Am Rand der Schlucht blieb er stehen und verweigerte. Ich hieb ihm die Hacken in die Flanken, um ihn vorwärts zu drängen. »Das ist doch eine wunderbare Brücke«, sagte ich ihm.
    »Das ist eine Halluzination, du Narr!« erwiderte er.
    »Wie kannst du dir da so sicher sein?« widersprach ich.
    »Das ist alles eine Form der Illusion«, beharrte er.
    »Das beweis mir erst mal, du Maultierhirn!«
    »Es muß eine Illusion sein, denn im wirklichen Leben beherrsche ich ja auch keine Menschensprache«, wandte er ein.
    Darüber dachte ich ein wenig nach. »Könnte sein«, meinte ich schließlich. »Aber welche Ursache hat sie?«
    »Natürlich diesen Schnee, den die Schneevögel auf uns haben herabfallen lassen. Deshalb habe ich auch versucht, ihnen ausz u weichen. Das Zeug läßt dich Dinge hören und sehen, die es übe r haupt nicht gibt.«
    »Soll das heißen, daß du im Augenblick gar nicht mit mir sprichst?«
    »Genau das soll es heißen, Holzkopf. Und nun halt die Klappe, während ich versuche, uns hier rauszuholen.« Er suchte sich einen Weg den Hang empor. »Echter Schnee neutralisiert den Illusion s schnee. Ich glaube, er friert ihn einfach ein. Egal was du sehen solltest, steig bloß nicht von meinem Rücken.«
    »Warum verwirrt dir das nicht eigentlich auch den Geist?«
    »Nun sei nicht albern, Barbar. Ich bin schließlich nur ein Tier.«
    Ich kam zu dem Schluß, daß er besser als ich wußte, was er tat. »Irgendwie macht das richtig Spaß«, meinte ich.
    Pook schnaubte nur und stapfte weiter.
    Die Schneeflocken verwandelten sich in Schneefeen, die, von der Brise getragen, umhertanzten. Sie sprangen und wirbelten herum und vollführten die allerliebsten Pirouetten. Eine von ihnen winkte mir zu und erinnerte mich an Glockenblume und die tanzenden Elfenmädchen; schon wollte ich absitzen, doch da verpaßte mir Pook einen gewaltigen Stoß, der meine Erinnerung auf schmer z hafte Weise durcheinanderschüttelte, worauf ich von meinem Vorhaben abließ.
    Langsam verblaßten die bunten Bilder, und der Berg offenbarte seine grimmige Wirklichkeit – Felsgestein und Strauchwerk und echte Schneeflecken. Ich blickte hinab auf die Schlucht und sah, daß dort wirklich keine Brücke auf die andere Seite führte. Hätte Pook mich nicht gewarnt, so wäre ich glatt in die Tiefe gestürzt, in mein Verderben. Na warte, den nächsten Schneevogel, dem ich begegnete, würde ich zur Begrüßung einen Pfeil durch den Körper jagen!
    Plötzlich erinnerte ich mich an die Prophezeiung der alten Elfe, daß nämlich eine grausame Lüge mein Verderben bedeuten würde. Die Schneeflockenbrücke war wirklich eine Lüge gewesen! Ich warf Pook einen Blick zu. »Danke, Gespensterpferd«, sagte ich. »Du hast mich dort unten vor meiner eigenen Torheit gerettet. Du warst vernünftiger als ich.«
    Pook zuckte bejahend mit einem Ohr und stieg weiter den Ber g hang empor.
    »Aber wenn du doch gar nicht sprechen kannst… wie hast du mich denn dann gewarnt? Ich meine, wenn ich mir bloß eingebi l det habe, daß du mich in Menschensprache angesprochen…«
    Unbeirrt schritt das Pferd weiter.
    Ich seufzte. »Na ja, ich weiß zwar nicht genau, was hier wie echt ist, aber eines weiß ich sicher, daß du mir nämlich das Leben g e rettet hast, Pook. Schätze also, daß ich dich jetzt als gezähmt b e zeichnen kann.«
    Pook schnaubte beleidigt.
    »Entschuldigung«, meinte ich. »Aber wenn du nicht gezähmt bist, weshalb bleibst du dann bei mir?«
    Das Pferd zuckte lediglich die Schultern und rasselte mit einer Kette.
    Dann hatte ich einen Geistesblitz von einer solchen Helligkeit, wie ihn ein Barbar zu einer derart fortgeschrittenen Stunde nur bekommen konnte. »Pook, wenn ich dich nicht gezähmt nennen darf,

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