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Ritter-Geist

Titel: Ritter-Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
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Dennoch hatte ich nicht die leiseste Vorstellung, wo sich mein Ziel befand. Dann griff ich in den Zauberbeutel und holte den weißen Stein hervor. War das nicht der Zauber, mit dem man Stein wieder in Fleisch verwandeln konnte? Warum war dann die Sache mit dem Kompaß passiert?
    Ich war zwar nicht besonders helle, aber auch nicht völlig dumm. »Yang!« rief ich. »Er hat die Zauber ausgetauscht!«
    Pook wieherte wieder. Er hatte recht, wir mußten sofort diesen blubbernden Fleischberg verlassen! »Ich weiß nicht, wo wir hing e hen, aber du vielleicht!« rief ich. »Los, ans Ziel!« Ich sprang auf seinen Rücken und hielt mich fest. Schlitternd machte sich Pook an den Abstieg, die Nordwand entlang. Ich bemerkte, daß die Verwandlung inzwischen bis zum Gipfel fortgeschritten war, der nun wie Gelee wackelte. Tatsächlich bebte und zitterte der ganze Berg, dessen festes Fundament aufgeweicht worden war. Der M a gier Yin hatte keineswegs übertrieben, als er vom Overkilleffekt der Zauber sprach. Dieser hier war kräftig genug, um hundert Männer und Pferde zu verwandeln… das heißt zurückzuverwa n deln… na ja, wie auch immer. Ein gräßlich mächtiges Stück Magie. Und dabei völlig vergeudet, ohne mir irgend etwas zu nützen.
    Pook hatte wirklich Schwierigkeiten, mit seinen Hufen Halt zu finden, da der Berg selbst auf und ab waberte. »Setz dich einfach auf den Hintern und rutsch hinunter«, schlug ich vor, »das ist wahrscheinlich sicherer und schneller.«
    So glitten wir auf kalten Hintern hinab, und das war in der Tat schneller – aber vielleicht nicht unbedingt sicherer. Schon bald hatten wir ein beachtliches Tempo entwickelt, und dabei war es noch ein sehr weiter Weg nach unten.
    Wenn Yins Zauber kräftig genug war, um einen ganzen Berg in Fleisch zu verwandeln, wie stark war dann Yangs Zauber, der das Fleisch versteinern ließ? Sie waren doch von gleicher Kraft und gegenteiliger Ausrichtung, nicht wahr? Was würde passieren, wenn ich den Zauber des bösen Magiers auslöste – und nichts dabei hatte, um ihn zu kontern? Würde er mich in Stein verwandeln, und Pook und alles, was in unserer Nähe war? Mein Talent war zwar gut, aber damit würde ich nicht zurechtkommen! Wenn uns das Schicksal in die Nähe des schwarzen Steins führen sollte, würde dies in der Tat unser Verderben bedeuten – durch die gnadenlose, grausame Lüge, mit der Yang diesen Wettkampf manipuliert hatte!
    Yang hatte mir empfohlen, diese Queste aufzugeben und ihn si e gen zu lassen. Im nachhinein schien mir das ein durchaus em p fehlenswerter Rat zu sein. Wäre es nicht besser, die Mission sofort aufzugeben und wenigstens meine Haut zu retten?
    Doch wie ich schon sagte, die Sturheit der Barbaren ist spric h wörtlich, und dies zu Recht. Auch wenn die Sache inzwischen sinnlos geworden zu sein schien, war ich dennoch entschlossen weiterzumachen. Gleitend erreichten wir die Schneegrenze. Bis hierher war das Fleisch noch nicht vorgedrungen, und der Berg darunter war noch stabil. Pook sprang auf die Beine, peitschte mit dem Schweif den Schnee fort, der an seinem Hinterteil klebte, und schritt hinunter, begierig, keinen schwammigen Untergrund mehr unter den Hufen zu haben. Pferde liebten so etwas nicht beso n ders. Mir fiel ein, daß der Zauber doch irgendeine begrenzte Wi r kung haben mußte, sonst würde sich ganz Xanth doch in Fleisch verwandeln.
    Tatsächlich schien sich der Berg oberhalb der Schneegrenze zu stabilisieren. Als wir endlich unten in Sicherheit waren, hielten wir an, um zu essen und zu grasen. Unsere Rutschpartie hatte einiges an Zeit und noch mehr an Energie gekostet, und wir waren müde und hungrig. Pferde, so hatte ich festgestellt, brauchten wirklich eine Menge Futter! Irgendwie hatte ich immer geglaubt, daß ein Mann mit einem Reittier lange Strecken mit großer Geschwindi g keit zurücklegen könnte; nun wußte ich, daß dem nicht so war. Aber natürlich war Pook mir inzwischen nicht mehr nur ein reines Transportmittel, sondern viel, viel mehr. Vielleicht war seine G e sellschaft wirklich weitaus wichtiger als seine Durchschnittsg e schwindigkeit.
    Also nahmen wir uns Zeit, um unsere Bäuche zu füllen. Doch schon bald zeigte sich eine ganz andere Gefahr. Wir hatten den Fleischberg inzwischen ignoriert, weil wir außerhalb seiner Reic h weite waren, wie wir dachten. Dies jedoch erwies sich als übertri e ben optimistisch.
    Der Boden erzitterte. Zuerst hielt ich es für ein Erdbeben, aber dann bemerkte ich, daß es von

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