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Ritter-Geist

Titel: Ritter-Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
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ich angerichtet hatte. Vier tote Schlangen – eine zermalmt, drei in Stücke gehauen. Jede von ihnen war etwa so groß wie ein Mensch, zu klein, um bei Tag ein ernsthafter Gegner zu sein, aber groß genug, um bei Nacht eine Menge Unheil anzurichten, vor allem, wenn man das Gift mitbedachte. Wenn irgendwelche weiteren Schlangen überlebt hatten, so waren sie auf jeden Fall geflohen.
    Pook kehrte zurück. Er hatte sich hangabwärts abgerollt und war auf die Beine gesprungen. Er war offensichtlich nicht gebissen worden. Seine Ketten hatten ihn geschützt, und seine Rolle a b wärts hatte ihn aus der unmittelbaren Reichweite der Schlangen befördert.
    So waren wir noch einmal unversehrt davongekommen, doch keiner von uns verspürte große Lust, sich wieder hinzulegen. Also schürte ich das Feuer, und Pook baute sich in seiner Nähe auf, beinahe über ihm stehend, worauf ich aufsaß. So waren nur seine vier Hufe gefährdet, und die standen dicht am Feuer. Doch für alle Fälle hielt ich eine Kirsche in meiner Hand; sollte sich irgend etwas nähern, würde ich es damit bombardieren. So verbrachten wir den Rest der Nacht in wachsamem Schlaf. Und die Schneeschlangen kehrten auch nicht zurück.
     
    Am nächsten Morgen war von den Schneeschlangen nichts mehr übrig. Das Feuer hatte sie geschmolzen. Das Ganze war kein b e sonders großes Abenteuer gewesen, lediglich eine lästige Episode; ein ungestörter Schlaf wäre mir lieber gewesen. Aber vielleicht hatte ich auch bloß nicht die richtige Einstellung.
    Gegen Mittag erreichten wir den Bergkamm. Nicht den Gipfel – den zu erstürmen wäre nicht sehr sinnvoll gewesen, da es uns nicht an Höhe gelegen war, sondern lediglich an der Überquerung des Gebirges. Unter scharfem Wind machten wir uns an den Abstieg. Schließlich gelangten wir durch einen Paß, und ich sah einen schwarzen Gegenstand, der vor uns im Schnee lag. Ich saß ab und nahm ihn auf. Es war ein schwarzer Kompaß, genau wie der we i ße, den ich in meinem Zauberbeutel hatte. Er glitzerte.
    Plötzlich fühlte ich mich schwindelig. »Wohin laufe ich nur?« fragte ich jammernd. »Wonach suche ich nur?«
    Doch schon einen Augenblick später fiel es mir wieder ein. »Ich suche nach einem Objekt, mit dessen Hilfe entschieden werden kann, wer neuer König von Xanth wird. Aber ich habe nicht die leiseste Vorstellung, wo es sich befinden mag. Der Irreführung s zauber hat meinen Orientierungssinn vernichtet.«
    Und dann sagte ich: »Nun ist es an der Zeit, den Findezauber zu invozieren, damit ich meinen Orientierungssinn zurückgewinne. Oder was auch immer. Dann weiß ich wenigstens, wohin ich g e he.«
    Pook protestierte nicht, weshalb ich entschied, daß dieser En t schluß ganz vernünftig war. Der schwarze Kompaß hatte meinen Geist ordentlich verwirrt, was mich ziemlich unsicher machte. Ich mochte es nicht, wenn jemand an meinem Geist herumpfuschte.
    Ich griff in den Beutel und holte den weißen Kompaß hervor. »Ich invoziere dich!« quäkte ich ihn an.
    Da geschah etwas Seltsames. Der Schnee, auf dem ich stand, b e gann zu schmelzen. Na ja, nicht richtig zu schmelzen, er wurde einfach matschig. Nein, das eigentlich auch nicht so ganz, der B o den unterhalb des Schnees wurde immer weicher.
    Wie konnte das sein? Ich kratzte den Schnee weg und sah, daß darunter kahler Fels lag und daß dieser Fels sich in fahles rosa Fleisch verwandelt hatte. War dieser Berg in Wirklichkeit ein ries i ges Ungeheuer? Das konnte doch nicht sein; ich verstand etwas von Bergen, und das hier war bestimmt einer. Und doch hatte sich der Fels unter mir in Fleisch verwandelt.
    Das Fleisch breitete sich schnell nach außen aus. Ich sah, wie der Schnee in einer immer größer werdenden Welle versank und damit den Verwandlungsvorgang anzeigte. Der ganze Berg verwandelte sich in lebendiges Fleisch! Pook wieherte nervös. In unbequemer Haltung versuchte er, auf der schwammigen Oberfläche sein Gleichgewicht zu halten. Er wollte davon wegkommen, doch ich wich ein Stück zurück und versuchte, mit meinem primitiven Ba r barenverstand dieses Phänomen zu ergründen, damit ich nicht in irgendeine magische Falle fiel. Warum sollte sich der Berg just in dem Augenblick in Fleisch verwandeln, da ich eine Magie akt i vierte, die damit in keinerlei Zusammenhang stand? Ich blickte auf den weißen Kompaß hinab, den ich aktiviert hatte, nur um festz u stellen, daß sowohl er als auch sein schwarzes Gegenstück ve r schwunden waren, ihrer Kraft beraubt.

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